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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat
Autoren: Carmen Korn
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Jacketts und hielt dem Jungen einen Hunderter hin.
    »Den als Anzahlung.«
    Der Junge stellte die Bierbüchse unter die Bank und betrachtete Nat zum erstenmal mit Interesse.
    »Du sollst eine Frau finden. Die Häuser hier abklappern und nach ihr fragen. Sie hat ein Zimmer in irgendeinem der Häuser.«
    »Keine linke Sache?«
    »Nein«, sagte Nat, »ich kann nur ohne sie nicht leben.«
    »Ach du Scheiße.«
    »Ziemlich klar ausgedrückt«, sagte Nat.
    »Dann beschreibe mir mal die Dame.«
    Nat griff in das Jackett und holte ein Foto heraus.
    »Meistens hat sie was Lilafarbenes an«, sagte er.
    Der Junge nahm das Foto und nickte.
    »Noch deine Telefonnummer, und dann kannst du abhauen.«
    Nat hatte schon eine Karte in der Hand.
    »Und wedle bloß nicht mehr mit deiner Kohle«, sagte der Junge, »du bist nicht schnell genug, wenn einer ran will.«
    »Ja«, sagte Nat.
    Er fand langsam Vertrauen zu dem Jungen.
    »Fast noch jungfräulich«, sagte der Mann, der den Fiat kaufen wollte, »Fahren ist wohl keine Leidenschaft von Ihnen.«
    Er legte das Geld auf Frau Levkas Osterdecke, und Thea gab ihm die kleine Klarsichtmappe mit den Autopapieren. Er zog Theas Führerschein heraus und hielt ihn ihr hin.
    »Den behalten Sie mal. Aber den Fahrzeugbrief hätte ich gerne.«
    »Der muß in der Mappe sein«, sagte Thea und wußte schon, daß das nicht stimmte. Der Fahrzeugbrief lag in Louises Sekretär. Der Mann warf die Mappe auf die gestickten Weidenkätzchen.
    »Dann geben Sie mal das Ding.«
    »Er liegt noch in meiner alten Wohnung.«
    »Ich brauche ihn morgen abend.«
    »Sie haben ihn morgen abend.«
    »Übermorgen verreisen wir.«
    »Sie können sich darauf verlassen«, sagte Thea.
    Der Mann nahm die neun Tausender vom Tisch.
    »Morgen abend«, sagte er.
    Thea ging mit ihm in den Flur. Frau Levka stand in der Küchentür und hatte die spitzen Lippen, die Thea schon in der Kirche aufgefallen waren. Sie sah aus wie eine böse alte Katze.
    »Ich hoffe, Sie machen hier keine Geschäfte«, sagte Frau Levka, als Thea die Tür hinter dem Mann schloß.
    »Ich habe mein Auto verkauft.«
    »Irgendwas ist nicht in Ordnung mit Ihnen«, sagte Frau Levka.
    Thea ging in ihr Zimmer und drehte den Schlüssel in der Tür. Sie zog die Schublade des schwarzen Vertikos auf und holte das Klappmesser heraus. Sie zerschnitt all die braunen und weißen Wollfäden der Weidenkätzchen. Dann nahm sie den Führerschein. Das Messer schnitt durch das Papier wie durch weiche Butter. Thea hatte nicht gedacht, daß Levka ein so scharfes Messer besaß.
    »Ist keiner da«, sagte der Junge mit dem Katzenkorb.
    »Hast du geklingelt?«
    »Schon dreimal.«
    Thea zog ihren Schlüssel. In einer Minute konnte sie wieder draußen sein. Mit dem Fahrzeugbrief.
    »Können Sie ihm noch mal danke sagen«, sagte der Junge, »und der Katze geht es gut. Ich habe Weihnachten wieder weggemußt. Darum bin ich nicht gekommen.«
    Thea drehte sich zu dem Jungen um. Sie hatte plötzlich das Gefühl, daß das, was er sagte, sehr wichtig war.
    »Du wolltest zu Herrn Landman?«
    »Der Mann, der den Dachgarten hat«, sagte der Junge.
    Thea nickte.
    »Erzähl mir die Geschichte«, sagte sie.
    »Er hat meine Katze gerettet. Sie saß in der Dachrinne fest. Ich konnte sie sehen, aber ich konnte nicht raus. Meine Tante hatte mich eingeschlossen.«
    »Und der Mann hat sie vom Dach geholt?«
    »Aus der Rinne«, sagte der Junge, »mit dem Seil.«
    »Am Tag vor Weihnachten?« fragte Thea.
    Der Junge nickte.
    »Und es hat so geschneit«, sagte er.
    »Ich werde ihm sagen, daß du da warst.«
    »Ich muß nämlich schon wieder weg«, sagte der Junge.
    »Du kannst dich auf mich verlassen«, sagte Thea.
    Nat nahm das Tütchen Caprisonne, das in seinem Schoß lag.
    »Was soll ich damit?« fragte er.
    Der Junge drehte an seinem Zöpfchen und sah gelangweilt auf Nat.
    »Hab' ich beim Türkenquäler geklaut«, sagte er.
    »Türkenquäler«, sagte Nat.
    »Levka. Er hat einen Laden. Beim Paulinenplatz. Deine Dame lebt bei ihm. Das heißt bei Levkas Mutter.«
    »Hat sie was mit ihm?« fragte Nat.
    Der Junge grinste.
    »Glaub' ich nicht«, sagte er, »es sei denn, sie hätte gern mal 'ne ganz andere Nase.«
    »Und warum Türkenquäler?« fragte Nat.
    »An uns traut er sich nicht. Aber den Türkenkindern dreht er die Ohren ab. Behauptet, die klauen bei ihm.«
    Der Junge nahm Nat das Tütchen Caprisonne aus der Hand.
    »Und die Adresse?« fragte Nat.
    »Hab' ich aufgeschrieben«, sagte der Junge und holte einen
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