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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat
Autoren: Carmen Korn
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Haar, das sich auch bei Louise zu einem hohen Scheitel teilte.
    Nicht seine Augen.
    Das Foto hatte Nat an dem Tag aufgenommen, an dem er Thea traf. Die letzte Aufnahme des Films hatte Thea im lila Kleid gegolten. Ihr langes Haar war zu glatt gewesen, um der Rose Halt zu geben, die Nat aus der Hecke pflückte. Ein Fest bei Freunden.
    Theas Freundin Fran. Nats Freund Nigel.
    Der Garten eines Hauses am Cadogan Square.
    Der Londoner September war warm gewesen.
    »I'm the only child of a lonely mother«, hatte Nat gesagt.
    Theas Interesse ließ nach, als ob die Nähe der Mutter alles verdarb. Nat versuchte es gutzumachen.
    Er leugnete, das Leben mit Louise zu teilen.
    Doch Thea ließ sich nicht ein auf ihn.
    Im November hatte Nat vor ihrer Tür gestanden und als erstes von Louises Tod gesprochen. Lange Krankheit. Her suffering is over. Thea und Nat hatten dabei auf die Terrazzosteine der kleinen Treppe gesehen, auf der sie immer noch standen.
    Thea war so erleichtert gewesen, daß es sie verlegen machte. Dann erst dachte sie daran, ihn einzulassen.
    Thea stellte den Silberrahmen mit Louises Foto zurück und ging zu dem Hepplewhite-Tisch, der aus Louises Nachlaß stammte und den Nat zur Bar erklärt hatte.
    Thea griff nach der Whiskyflasche und stieß gegen die Puppe, die an einer der Flaschen lehnte.
    Nat, die Puppe. Der vierjährige Nat hatte Stunden im Atelier der Puppenmacherin gesessen und stillgehalten.
    Louise hatte die Puppe sehr geliebt.
    Thea fand den Karton mit den Fotos im Schlafzimmerschrank. Neben dem Karton stapelten sich die Alben aus Nats Kindheit. Thea öffnete die anderen Schränke und schaute nach den tausend Sachen, die Nat zum Notwendigen zählte. Viel zuviel, das sie nach unten stellen mußte. Auf die Augenhöhe eines Kindes.
    Thea holte den Zollstock und hielt ihn an die Türen.
    Nur in die Kammer kam Nat nicht mehr.
    Kaum Hindernisse. Eine Stufe vor dem Haus, die Nat leicht nehmen konnte. Der Aufzug groß genug und zuverlässig.
    Louises Geld ließ einen Luxus zu, der ihnen gnädig war. Thea nahm den Karton mit den Fotos und ging durch die Zimmer und schaltete alle Lampen an.
    Dann setzte sie sich vor den Kamin.
    Thea im lila Kleid, das ihr von den Schultern fiel.
    Den ganzen Nachmittag lang hatte sie daran gezupft und gezogen. Auch in dem Augenblick, in dem Nat den Apparat nahm, hob sie die Hand, um das Kleid hochzuziehen. Doch etwas hatte ihre Bewegung verlangsamt. Thea stand mit nackten Schultern, als Nat auf den Auflöser drückte.
    Thea sah das Foto an und fand Fran im Hintergrund.
    Sie hatte Nat ans Telefon gerufen.
    It's your mother. It seems to be urgent.
    Seiner Mutter sei es immer dringend, hatte Nat gesagt.
    Doch er machte ein hastiges Foto.
    Dann war er durch den Garten gelaufen.
    Nat, der Tapfere, war der Liebling der Krankenschwestern. Er rührte die Herzen. Theas Herz machte ihm Mühe.
    Doch als sie am letzten Märztag zu Nat kam, hatte sie einen Haufen Vorsätze im Kopf. Einer davon war, weicher mit ihm zu sein. Nat saß am Ende des Flurs. Am Fenster. Er hatte seine Jeans an, die Thea mitgebracht hatte, und den Sweater mit der Aufschrift eines englischen Colleges, auf dem er nicht gewesen war.
    Thea ging zu ihm und gab ihm einen flüchtigen Kuß.
    Nat griff nach ihrer Hand und zog sie auf seinen Schoß.
    Thea saß still und hatte die alberne Angst, zu schwer zu sein.
    »Entspann dich«, sagte Nat.
    Thea saß da und konnte kaum atmen.
    Als sie aufstand, dachte sie, Nat habe eine Erektion gehabt. Sie wagte nicht, danach zu fragen.
    »Laß uns rausgehen«, sagte Nat und machte eine Bewegung zum Fenster hin, »in den Garten da.«
    »Mußt du nicht noch was anziehen?« fragte Thea.
    »Mir ist warm«, sagte Nat.
    Auf dem Linoleum der Flure ging es leicht mit dem Stuhl. Der Aufzug war leer, und Nat zog einen Kreis.
    Er kam sich sehr beweglich vor.
    Als sie ins Freie kamen, standen sie vor einer Treppe, die steil nach unten führte. Ein Nebenausgang.
    Thea ging ein paar Schritte zurück und schaute sich um, als Nat dem Stuhl einen Schwung gab. Er war schon an der ersten Stufe angekommen, als Thea ihn zurückriß.
    »Nur ein Spiel«, sagte Nat.
    »Noch einmal, und du darfst allein spielen.«
    »Droh mir nicht«, sagte Nat.
    Er lachte.
    »Dich hält dein schlechtes Gewissen.«
    »Du weißt es zu genießen«, sagte Thea.
    »Geh doch, wenn dich sonst nichts hält.«
    »Das tu' ich«, sagte Thea.
    Ihr Ton erschreckte Nat.
    »Das tust du nicht«, sagte er, »ich liebe dich.«
    »Ich habe dich
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