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The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)
Autoren: Susanne Winnacker
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Zaun erzählt, der uns vom Rest des Landes abschnitt. Ich konnte immer noch kaum glauben, dass uns die Regierung einfach so im Stich gelassen hatte.
    Rachel und Tyler saßen auf der Rückbank, schwiegen und machten auch sonst keine Geräusche. Rachel hatte ihren Kopf auf Tylers Schulter gelegt. Das dunkle Haar fiel über ihre Wangen. Sie hatte die Augen halb geschlos sen. Zwar saßen sie so eng beieinander, dass sich ihre Oberschenkel knapp berührten, beim Küssen hatte ich sie allerdings noch nicht beobachtet. Also konnte ich mir nicht wirklich sicher sein, was zwischen den beiden lief.
    In diesem Moment setzte sich Rachel auf, rieb das Kreuz, das um ihren Hals hing und bewegte stumm die Lippen. Betete sie etwa?
    Joshuas Daumen beschrieb kleine Kreise auf meinem Handrücken, mit der anderen Hand lenkte er den Wagen. Ich lehnte mich gegen die Fensterscheibe. Verwesende Kadaver, leere Straßen und verlassene Häuser zogen an uns vorbei. Was würden die Leute auf der anderen Seite des Zauns wohl sagen, wenn sie erfuhren, wie wir hier lebten? Ob sie das überhaupt interessierte?
    Plötzlich schoss mir ein Gedanke, der bisher nur an den Rändern meines Bewusstseins gelauert hatte, mit unerbittlicher Klarheit durch den Kopf. Falls wir es über den Zaun schafften, konnten wir den Leuten davon berich ten, was die Regierung uns angetan hatte. Was sie Tyler angetan hatte.
    Noch hatten wir ihm nichts von unserem Plan erzählt. Jedes Mal, wenn jemand das Labor oder den Zaun er wähnte, bekam er diesen gehetzten Blick.
    »Wo fahren wir eigentlich hin?«, fragte ich.
    »Nach Santa Barbara. Karen und Larry haben dort vor ein paar Jahren eine alte spanische Missionsstation besichtigt – bevor die Seuche ausgebrochen ist. Da gibt es einen Garten, wo wir unser eigenes Gemüse anbauen kön nen. Larry hofft, dass wir dort auf weitere Überlebende treffen«, sagte Joshua.
    »Aber ist es dort auch sicher?«
    »So sicher wie überall sonst«, sagte Joshua. »Es ist schon eine Weile her, seit ich zum letzten Mal in Santa Barbara war, und damals gab es dort meines Wissens keine Weepers. Wir haben uns sogar überlegt, dorthin zu ziehen. Larry hat ja immer gesagt, dass wir uns nicht länger an einem Ort aufhalten sollten, aber das Weingut wurde im Lauf der Zeit zu einem Zuhause für uns alle. Keiner wollte von dort weg.«
    Trauer lag in seiner Stimme. Das Weingut war für ihn viel länger eine Heimat gewesen als für mich. Ich konnte mir gar nicht ausmalen, wie er sich fühlen musste.
    Mein Blick wanderte zu der Skyline von Los Angeles mit den zerbombten Wolkenkratzern. Bald würden wir die Stadt hinter uns lassen. Was Dad wohl gerade machte? Wie lange noch, bis er sich verwandelte?
    »Glaubst du, dass Karen recht hat? Dass sich ein Infi zierter wirklich in sechs bis acht Tagen in einen Weeper verwandelt?«
    »Keine Ahnung. Aber so lange hat es jedenfalls bei den meisten gedauert, die ich nach Safe-haven gebracht habe«, sagte Joshua.
    Das Heilmittel war Dads einzige Hoffnung. Es war die einzige Hoffnung für uns alle . In diesem Moment fuhren wir an einem Schild vorbei, das uns in Santa Barbara willkommen hieß. Bald würden wir die Mission erreichen. Ich konnte nicht mehr länger warten.
    »Joshua und ich haben uns unterhalten.« Ich warf Joshua einen Blick zu und verkrampfte mich unwillkürlich. Joshua nickte fast unmerklich. Tyler setzte sich auf und Rachel nahm ihren Kopf von seiner Schulter. Sie wirkte noch blasser als sonst.
    »Wir wollen so nicht mehr weiterleben. Wir haben genug. Wir werden uns auf die Suche nach dem Heilmittel machen.«
    »Du hast Karen doch gehört. Für deinen Dad ist es zu spät«, sagte Tyler.
    »Das kannst du nicht wissen«, unterbrach ich ihn. »Außerdem – was ist mit den anderen? Überlegt doch mal, wie viele Menschen wir retten könnten.«
    Ich hielt inne. Unser Ziel schien so unerreichbar, dass es schon fast lächerlich schien, es laut auszusprechen. »Wenn wir es über den Zaun schaffen, könnten wir den Leuten auf der anderen Seite erzählen, was hier wirklich vor sich geht.«
    Tylers Miene war nur schwer zu deuten. »Und wie wollt ihr das anstellen?«
    Joshua nahm meine Hand. Die Gewissheit, dass er zu mir hielt, gab mir Kraft. »Wir haben den Plan noch nicht genau ausgearbeitet«, sagte er. »Wir wollten durch den Tunnel unter dem Zaun auf die andere Seite und dann das Labor suchen.« Er beobachtete Tyler im Rückspiegel. »Wir dachten, du könntest uns vielleicht dabei helfen. Du warst schon mal
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