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The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)
Autoren: Susanne Winnacker
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Bobby.
    Meine Finger verkrampften sich um das Lenkrad. »Ich denke schon. Ich glaub, ich weiß den Weg noch so ungefähr.«
    Als wir weiterfuhren, schob sich die Sonne allmählich über den Horizont. Jedes verlassene Auto, an dem wir vorüberkamen, versetzte mir einen Schreck, jeder Ka daver auf dem Weg machte mir Angst. Mit jeder langsam verstreichenden Minute wuchs die Gewissheit in mir, dass unser Plan zum Scheitern verurteilt war. Selbst wenn wir Dad in unserem alten Zuhause finden würden – wir konnten ihm nicht helfen. Ich nahm den Fuß vom Gaspedal, und der Wagen rollte aus.
    Bobby sah mich an. »Was ist los?«
    Ich lehnte die Stirn gegen die Fensterscheibe. »Die anderen haben recht. Falls er sich in einen Weeper ver wandelt, können wir ihm nicht helfen. Nicht ohne ein Heilmittel.«
    Als ich mich an Geoffreys Worte erinnerte, kam mir ein Gedanke: Das Heilmittel war auf der anderen Seite des Zauns. Was, wenn wir es irgendwie beschaffen konnten? Würde Dad dann überleben? Würde das Mittel auch nach seiner Verwandlung noch wirken?
    Ich sah Bobby an. »Karen hat gesagt, dass es sechs bis acht Tage dauert, bis sich Dad in einen Weeper verwan delt. Genug Zeit, um hinter dem Zaun nach dem Heil mittel zu suchen.«
    Bobby machte große Augen, sagte aber nichts.
    Schweigend legte ich den Rückwärtsgang ein und fuhr nach Safe-haven zurück.
    Als wir dort ankamen, warteten Karen und Larry bereits auf uns. Sie sahen nicht gerade begeistert aus, während sie sich um das Auto versammelten.
    »Wo wart ihr?« Karen stemmte die Hände in die Hüften und funkelte mich böse an.
    »Wir wollten Dad holen«, sagte Bobby.
    »Keine Sorge«, fiel ich ihm ins Wort. »Wir haben’s kapiert. Ohne Heilmittel können wir nichts für ihn tun.«
    »Es ist das Beste für alle, Sherry. Vertrau mir«, sagte sie. Bobby schluchzte, und sie legte einen Arm um ihn und führte ihn weg.
    Larry schüttelte den Kopf, mehr aus Enttäuschung denn aus Wut. »Vertrauen ist die Grundlage dieser Gruppe, Sherry. Du kannst nicht einfach so abhauen, ohne jeman dem Bescheid zu sagen. Kannst du dir vorstellen, was sich Joshua für Sorgen gemacht hat, als er gemerkt hat, dass du nicht mehr da bist?«
    Erst als Larry Joshua erwähnte, begriff ich, was er meinetwegen durchgemacht hatte. Ein stechender Schmerz fuhr mir in die Brust.
    »Er war wie von Sinnen. Er hätte ganz L.A. nach dir abgesucht, wenn …« Larry verstummte plötzlich und starrte an mir vorbei. Ich drehte mich um.
    Joshua rannte auf mich zu. So besorgt hatte ich ihn noch nie erlebt. Sein Körper prallte gegen meinen, und er küsste mich ungestüm. »Was hast du dir dabei gedacht? Wie konntest du einfach so abhauen, ohne mir Bescheid zu geben?« Ich sah die Enttäuschung in seinen Augen.
    »Weil du nicht einverstanden gewesen wärst. Aber ich musste doch nach ihm suchen. Ich musste irgendwas tun.« Jetzt wurde mir bewusst, wie lächerlich das alles klang. Ich hatte nicht das Geringste erreicht.
    »Ich hätte dir geholfen. Ich würde alles für dich tun.« Das sagte er so leichthin – schließlich wusste er noch nicht, was ich von ihm verlangen würde. Seine Finger fuhren über meine Arme und Schultern. Er tastete mich nach Verletzungen ab.
    »Immerhin wart ihr auf der Straße sicherer als hier«, sagte Larry, bevor er ins Haus zurückging.
    Ich sah Joshua fragend an. »Was meint er damit?«
    »Die Weepers haben wieder angegriffen.«

Bobby und ich saßen auf der Lichtung neben dem Friedhof von Safe-haven und beobachteten die Kühe. Die Tiere grasten in der prallen Sonne zwischen den Holzkreuzen – auf manchen standen die Namen der Verstorbenen, auf anderen fand sich kein Hinweis auf die Person, die darunter begraben lag.
    Auf ewig namenlos, für immer vergessen.
    »Ich wünschte, ich wäre wie sie«, sagte Bobby leise und nickte in Richtung der Kühe.
    »Wieso?«
    »Weil sie dumm sind. Sie haben keine anderen Sorgen außer ihrem Gras. Sie wissen nicht, was hier abgeht. Sie leben für den Moment.«
    Ich riss ein paar Grashalme aus und ließ sie durch die Finger gleiten.
    Ohne Mühen, ohne Sorgen. Was wäre das für ein Leben?
    Eine Kuh wackelte mit den Ohren, um eine lästige Fliege zu verscheuchen, bevor sie den Kopf wieder senkte.
    »Die wissen gar nicht, wie viel Glück sie haben«, flüsterte ich.
    Bobby sah mich an. »Genau.«

Drei
    Zwei tote Weepers lagen mit aufgerissenen, milchigen Augen im Garten. Ihre Brustkörbe waren mit Blut be deckt.
    Geoffrey kniete sich hin und
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