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The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)
Autoren: Susanne Winnacker
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da. Du könntest uns den Tunnel zeigen.«
    Tyler erbleichte.
    Rachel nahm seine Hand. »Keine Angst. Du musst das nicht tun.«
    Ein tiefes, klaustrophobisches Schweigen legte sich über uns.
    Ich spürte, wie die Wut in mir aufstieg. Wie konnte Tyler es wagen, uns seine Hilfe zu verweigern? Wollte er nicht einmal über unseren Plan nachdenken? Hatte er kein Interesse daran, sich an der Regierung zu rächen? Uns blieb keine Wahl – ob er uns nun half oder nicht: Ich musste das Heilmittel finden, um Dad zu retten. Und ich musste den Menschen vom Leben jenseits des Zauns berichten, wenn wir auf der anderen Seite in Frieden leben wollten.
    Niemand sagte etwas. Schließlich erreichten wir das alte Missionsgebäude mit den weißen Mauern und dem roten Ziegeldach. Das Hauptgebäude wirkte unversehrt, doch ein Teil der Kapelle daneben war zerstört. Eine ihrer beiden roten Kuppeln war in sich zusammengestürzt, und die Steinstatue eines Heiligen war von ihrem Podest über dem Eingang gefallen. Die Bruchstücke lagen auf den Stufen verstreut. Am Horizont ragten die Berge auf, und die untergehende Sonne tauchte die umliegenden Hügel in goldenes Licht.
    Neben einem alten Baum stand ein gewaltiger Brunnen. Seine dunkelgrauen Steine waren von grünem Moos bedeckt. Ein am Brunnenrand sitzender Vogelschwarm wurde durch unsere Ankunft aufgeschreckt und erhob sich wie eine braune Wolke aus schwirrenden Flügeln in den Himmel.
    Joshua hielt vor der Kapelle an. Wir wollten gerade mit gezogenen Waffen aussteigen, als Tyler das Schweigen brach.
    »Wir sollten heute Nacht darüber reden, wenn die anderen schlafen«, sagte er.
    Hoffnung stieg in mir auf. Schnell verdrängte ich sie wieder. Ich war mir nur zu gut bewusst, wie gefährlich Hoffnung in diesen Zeiten war.
    »Heute Nacht.« Wir stiegen aus.
    Geoffrey hielt hinter uns an. Ohne auf ihn zu warten überprüften wir die Umgebung. Selbst die Vögel schwie gen, und bis auf das leise Rauschen des Windes war nichts zu hören. Waren wir hier wirklich allein? Wir gingen zum Kapelleneingang, neben dem auf einem rostigen Schild die Öffnungszeiten zu lesen waren.
    Als ich die Tür aufdrückte, spürte ich das raue Holz der Tür unter meiner Handfläche. Joshua richtete die Waffe ins Innere der Kapelle. Niemand war zu sehen. Wir traten in das düstere Gemäuer. Heilige beobachteten uns von Gemälden hoch oben an den Wänden, ein ewiges Lächeln auf ihren gütigen Gesichtern. Auf der rechten Seite, wo die Decke unter der Kuppel eingebrochen war, lagen Putz und Mörtelbrocken verstreut. Licht strömte durch die schmalen Fenster und das Loch in der Decke. Die Kirchbänke rochen nach verfaultem Holz. Eine Seitentür führte in den Innenhof. Ich hob die Pistole und trat hindurch.
    Die Rosenbüsche waren verwildert – eine Mischung aus gelben, roten und rosa Blüten. Das wild wuchernde Gewächs bildete das perfekte Versteck für ein Raubtier. Wir arbeiteten uns langsam auf dem schmalen Gehweg vor, der in die Mitte des Innenhofs führte. Eine Palme war auf das Dach des inneren Bogengangs gestürzt, mehrere zerbrochene Dachziegel ragten aus dem überwucherten Rasen. Wir erreichten eine weitere Holztür, die offen bar zum Hauptgebäude führte. Schweren Herzens wurde mir klar, dass wir hier keine weiteren Überlebenden finden würden.
    Die Mission war nichts im Vergleich zu Safe-haven. Hier gab es weder Kronleuchter noch Teppiche, und es war auch längst nicht so heimelig wie im Weingut. Stattdessen wirkte das riesige Hauptgebäude leer und ungemütlich. Offenbar war es schon seit geraumer Zeit weder bewohnt noch gepflegt worden. Die Küche sah aus, als wäre sie mindestens zweihundert Jahre alt, mit rauen Steinfliesen und Holzstühlen und einem Tisch aus der Kolonialzeit. Abgesehen davon waren so gut wie kei ne Möbel und kein einziges Bett vorhanden. Wir würden uns unsere Schlafsäcke wohl teilen müssen, da wir nicht genug für alle dabei hatten. Und wir mussten Feuerholz sammeln, damit wir auf dem alten Ofen kochen konnten.
    Immerhin waren wir nicht auf Elektrizität angewiesen und hatten genug Platz, um im Notfall auch noch weitere Überlebende aufnehmen zu können. Die Kuppel war groß genug, dass zwei Personen darauf Nachtwache halten konnten. Es war nicht gerade komfortabel, aber zumindest schien es hier sicher zu sein.
    Mom setzte sich auf den Boden im Schlafzimmer. Mit zitternden Fingern fummelte sie am Reißverschluss ihres Schlafsacks herum, während sie aus dem Fenster starrte. Die
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