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The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit

The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit

Titel: The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
Autoren: Julia Karr
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Werbelärm überhaupt noch verstehen konnten. Gerade planten wir unsere heutigen Unternehmungen, als plötzlich ein lautes Krachen zu hören war, unmittelbar gefolgt von zwei weiteren. Drei Trannies waren mitten auf der Straße ineinandergekracht. Der ganze Verkehr war zum Erliegen gekommen. Schnell stellten wir unsere PAV s aus. Jetzt waren keine lauten Spots mehr zu hören. Es herrschte absolute Stille. Und das war im Grunde noch viel beunruhigender als der Krach beim Zusammenprall.
    Sandy starrte mich an, wobei ihre Augen ganz groß wurden. Einen Moment dachte ich schon, sie würde gleich zu heulen anfangen. Doch stattdessen flüsterte sie: »NonKons.«
    Ich wurde von Panik erfasst; rasch sah ich mich um, auf der Suche nach jemand Auffallendem, aber alle Anwesenden verhielten sich völlig normal – abgesehen davon, dass die Menschen um uns rum verstört wirkten. Den Obdachlosen, der in diesem Moment in einer Seitengasse hinter der Medienzentrale verschwand, registrierte ich so gut wie gar nicht.
    Über die Werbelautsprecher war nun eine männliche Stimme zu hören. »Dieser Augenblick der Stille wird Ihnen präsentiert vom Widerstand. Denn nur in der Stille sind die Menschen fähig, eigenen Gedanken nachzugehen. Und genau dieses selbstständige Denken versucht die Regierung zu …«
    Die Worte wurden nun unterbrochen von einem durchdringenden elektronischen Fiepen, sodass alle Leute auf der Straße, Sandy und ich eingeschlossen, sich die Hände auf die Ohren pressten. Dann kam ein Dual-Trannie mit quietschenden Bremsen zum Stillstand und zwei Männer mit Werkzeugkoffern sprangen heraus und rannten rüber zur Medienzentrale.
    Gerade als ich dachte, ich könne den schrillen Ton nicht länger ertragen, war auf einmal ein Knistern zu hören, und dann: »… der Sonderverkauf zum Ende aller Kriege geht nur noch bis heute um Mitternacht. Liefern Sie sich keine Schnäppchenschlacht mit anderen, sondern kaufen Sie im Sale-o-Rama, wo jeder Kauf ein Schnäppchen ist.«
    Inzwischen waren mehrere Polizisten am Ort des Geschehens eingetroffen. Einige von ihnen beratschlagten sich mit den Medientechnikern, während die anderen die beteiligten Fahrzeuglenker zum Unfallhergang befragten. Zufällig bekam ich mit, wie einer von ihnen sagte: »Officer, ich weiß nicht, was da los war. Auf einmal war es vollkommen still. Da dachte ich, es müsse sich um einen Notfall handeln oder so. Deshalb bin ich auf die Bremse gestiegen …«
    Der Verkehr kam langsam wieder in Fahrt und Sandy und ich stellten unsere PAV s erneut an. Als wir an den Cops vorbeigingen, hielt ich den Kopf gesenkt. Und während ich so tat, als würde ich einen Fleck auf meiner Jeans inspizieren, warf ich einen verstohlenen Blick in die Gasse, in der dieser Obdachlose verschwunden war. Kein Mensch zu sehen.
    »Vor zwei Wochen, als ich mit Mom in der Stadt war, ist genau das Gleiche passiert. Nicht das mit dem Unfall, aber diese Stille«, erzählte Sandy. »Das hat mich damals schon total panisch gemacht. Mom meinte, das passiert immer öfter.« Sie runzelte die Stirn. »Diese verdammten NonKons. Wieso wagen die es überhaupt, zu behaupten, wir würden nicht selbstständig denken?«
    Ich hätte ihr am liebsten gesagt, dass mir die Stille gefiel, NonKons hin oder her. Wenn man am laufenden Band mit diesen Spots zugeballert wurde, hatte man ja echt kaum mehr Gelegenheit, einen klaren Gedanken zu fassen. Ginnie hat uns schon immer gelehrt, dass selbstständiges Denken die wichtigste Sache der Welt ist. Wenn ich mir so ansehe, wie Sandy willenlos und blind allem hinterherhechelt, was die Medien einem als den letzten Schrei in Sachen Mode verkaufen, dann leuchtet mir ein, wie recht meine Mom doch hat. Allerdings ist es verdammt schwer, als Einzige so zu denken. Manchmal wünschte ich mir echt, ich könnte sein wie alle anderen in meinem Alter und müsste überhaupt nicht denken.
    Wir waren schon fast bei Grandma und Grandpa angekommen, deshalb wechselte ich das Thema. Ich zeigte über den Chicago River auf das Gebäude, in dem sie lebten, und meinte: »Diese Spiegelung da ist ziemlich cool, wie?« Sandy machte sich kaum die Mühe, aufzusehen. »Klar. Ich hoff bloß, dass diese Übertragung keinen Schaden angerichtet hat.« Sie klopfte an das Glas ihrer neuen Chronos All-in-one. »Sie zeigt elf Uhr dreißig an, Temperatur liegt bei knapp unter siebzehn Grad und wir befinden uns an der Ecke LaSalle und Wacker.« Sie sah blinzelnd auf zu dem Straßenschild. »Schätze, das ist
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