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The Rigger - Fesseln der Lust (Rosen zum Tee) (German Edition)

The Rigger - Fesseln der Lust (Rosen zum Tee) (German Edition)

Titel: The Rigger - Fesseln der Lust (Rosen zum Tee) (German Edition)
Autoren: Isadorra Ewans
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zu gestalten und nicht ständig auf die Uhr zu sehen, diskutierte ich ständig mit mir und meinem Ich. Wann hatte meine innere Gegenseite beschlossen, dass ich dort hingehen würde? Und warum hatte mich diese Gegenseite nicht gefragt, ob ich einverstanden wäre, mich in dieses kleine Abenteuer zu begeben? Irgendwie fühlte ich mich von mir selbst verraten und als ich endlich fertig angezogen und geschminkt vor dem Spiegel stand, wusste ich, dass ich verloren hatte. Das, was mich da aus dem Spiegel im Flur her ansah, konnte sich sehenlassen. Ja, ich war zufrieden mit mir. Dem Anlass angemessen hatte ich mir einen dunklen, längeren Cordrock herausgesucht, dazu eine seidige, gestreifte Bluse, deren Stoff im Licht changierte. Meine Waden steckten in dunkelbraunen Stiefeln, die auch keine allzu hohe Absätze hatten, denn ich hatte mir vorgenommen, die Strecke zu laufen. Ein Spaziergang am Sonntagnachmittag: Auch das hatte ich schon lange nicht mehr gemacht. Mein blondes Haar, das mit dunkleren Strähnchen durchzogen war und das ich normalerweise offen trug, weil es für andere Frisuren zu glatt und zu schwer war, hatte ich zu einem strengen Dutt im Nacken zusammengebunden. In meinem Kopf steckten mehr Nadeln als in einem Nadeligel einer Schneiderei. Ich wusste aber, dass diese Frisur meinen langen Hals und die Beuge zwischen Schultern und Kehle betonte. Schmunzelnd legte ich etwas Parfüm auf und dachte daran, dass diese Körperstelle, die einzige war, um die mich Eden beneidete. Ich nahm einen leichten, dunkelfarbigen Mantel, legte ihn mir über den Arm, griff nach meinem Haustürschlüsseln und verließ meine Wohnung. Gerne hätte ich gesagt, dass ich das gut gelaunt getan hätte. Aber ich war so nervös, dass von Laune nicht die Rede sein konnte. Ich befand mich in einem Zustand der Aufregung, die man für gewöhnlich bei Vorstellungsgesprächen hat. Eigentlich wusste ich ja, worum es ging. Aber so ganz genau eben nicht.
     
    Die Adresse, die Russel mir genannt hatte, lag nur zwei Querstraßen weiter, und während ich die Straße an diesem Frühlingsnachmittag entlang ging, versuchte ich mir auszumalen, was für ein Typ Mensch er war und wie er wohl seine Wohnung eingerichtet haben mochte. Die Jeans, das lockere Hemd sprachen für die Moderne. Praktisch und klare Linien. Seine markanten Züge, die dunklen, ja fast verträumten Augen doch eher für etwas Klassisches in einer zwei Zimmerwohnung. So beschäftigt erreichte ich die Adresse und nichts von dem, was ich mir so ausgedacht hatte, traf zu.
     
    Es war ein altes Fabrikgebäude, von dem ich wusste, dass es bis vor Kurzem noch zum Abriss freigegeben war. Von einer Renovierung hatte ich nichts gehört. Hatte er das Gebäude etwa restaurieren lassen? Von außen sprach jedenfalls nichts dafür. Im Gegenteil: Die Dachrinne war mit Netzen abgesichert worden, damit eventuell herabstürzende Dachpfannen oder Teile der zerbrochenen Fenster nicht vorübergehende Passanten trafen. Die ganze Immobilie sah wenig vertrauenerweckend aus. Lebte er tatsächlich in einem abbruchreifen Haus? Ziemlich exzentrisch, dachte ich, während ich den Rest des Gebäudes skeptisch musterte. Die Front zeigte nichts von Arbeiten am Mauerwerk. Zweifelnd sah ich auf mein Handy und verglich noch einmal die Adressen. Doch, ich stand vor der richtigen Tür. Unsicher sah ich mich um und mehr durch Zufall – es war jetzt genau eine Minute vor fünf – fand ich den Klingelknopf. Den ich allerdings nicht benötigte, denn die schwere Metalltür war bereits einen Spalt breit geöffnet, und als ich mich dagegen lehnte, ließ sie sich mit einem kratzenden Geräusch öffnen. Also trat ich ein, sah mich um und versuchte mich zu orientieren. Ich befand mich in einem Raum, der schmal, aber hoch war – de facto stand ich also vor einer Betonwand - und einige der Fenster über mir, die alle in Blei gefasst waren, waren zerbrochen. Unheimlich sah es dort aus. Das Licht, das von oben herabfiel, war eine Mischung aus gelbem Sonnenlicht und dem kalten Grau der Mauer vor mir. Ich richtete mich auf, bereit mich dieser seltsam anmutenden Laune der Physik zu stellen. Nach links führte es in einen Gang, den ich nicht weiter einsehen konnte. Rechts war eine steinerne graue Treppe. Ich entschied mich für die Treppe, schulterte meine Tasche und ging vorsichtig die schmalen Steinstufen hinauf. Oben angekommen stand ich erneut vor einer Wand. Einer Trennwand, die etwas vor mir verbergen wollte. Um nicht vollends als
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