Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)

The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)

Titel: The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
Autoren: Melissa de la Cruz
Vom Netzwerk:
einem der vielen luxuriösen Apartments, die ihnen nun als Anführer der Gemeinschaft auf der ganzen Welt zur Verfügung standen. Allegra beschloss, den Nachmittag mit einem Spaziergang durch die gepflegte Nachbarschaft zu verbringen, sich wieder mit den hügeligen Straßen vertraut zu machen, ein bisschen durch die Geschäfte zu bummeln und den tollen Ausblick zu genießen.
    Sie überquerte den Union Square und schlenderte in eine schmale Seitenstraße, die Maiden Lane, mit ihren bezaubernden kleinen Boutiquen und originellen Kunstgalerien. Ohne darüber nachzudenken, betrat sie die erste Galerie.
    Die Verkäuferin, ein hübsches dunkelhaariges Mädchen mit roter Brille und schlichtem schwarzen Kleid, begrüßte sie freundlich. »Hallo, die Ausstellung wurde gerade neu eröffnet. Sie können sich gern alles anschauen.«
    »Danke«, erwiderte Allegra, die sich nur kurz umsehen wollte.
    Charles war derjenige, der Kunstobjekte sammelte. Er hatte schon als Junge damit begonnen und über die Jahre eine beeindruckende Sammlung zusammengetragen. Sein Geschmack richtete sich danach, was momentan gefragt und teuer war. In ihrer Villa in New York hingen Werke von Julian Schnabel und Jean-Michel Basquiat – Gemälde, die auf zerbrochenem Geschirr gemalt oder von Graffiti übersät waren. Sie konnte ihren künstlerischen Wert zwar nachvollziehen, doch sie musste sie nicht unbedingt jeden Tag vor Augen haben.
    Die Vespertine Gallery schien auf realistische Gemälde spezialisiert zu sein. Allegra ließ ihren Blick über die Porträts schweifen, bis eines ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Es maß gerade mal zwölf Zentimeter im Quadrat und zeigte ein junges Mädchen, das mit einem Kopfverband in einem Krankenbett saß.
    Allegra nahm es genauer in Augenschein und konnte fast nicht glauben, was sie da sah. Es war alles dargestellt: das Tablett mit den Keksen, die weißen Korbmöbel. Das Mädchen hatte ein verträumtes Lächeln im Gesicht, als würde es nicht ganz begreifen, was es in einem Krankenhaus zu suchen hatte. Ein goldener Heiligenschein umgab den Kopf des Mädchens und die leuchtenden Farben des Zimmers mit den grazilen Abbildern von Heiligen und Engeln erinnerten an die Zeichnungen in mittelalterlichen Gebetbüchern. Das Bild trug den Namen Always Something There to Remind Me.
    Allegra lief rot an und rang nach Atem. Sie fühlte sich, als hätte jemand einen schlechten Scherz gemacht, und als sie sich von dem Ausstellungsstück abwandte, wäre sie beinahe über ihre eigenen Füße gestolpert. Das konnte nicht sein, oder? Aber es gab keine andere Erklärung. Das war ihr gemeinsames Lied gewesen …
    »Kennen Sie den Künstler?«, fragte die junge Verkäuferin, die gerade neben Allegra aufgetaucht war. Das Mädchen hatte ein zufriedenes Lächeln aufgesetzt, als wüsste es instinktiv, wann ein »Sichumsehen« in ein »Etwas-kaufen-Wollen« umschlug.
    »Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte Allegra. Ihr Herz pochte unter dem dünnen Kaschmirpullover, ihr Gesicht fühlte sich heiß an und ihr Mund war trocken. »Wie heißt der Künstler denn?«
    »Stephen Chase. Er lebt hier in San Francisco. Für seine letzte Ausstellung wurde er im Artforum hoch gelobt. Erstaunliche Arbeiten. Jeder redet über ihn. Er sorgt ganz schön für Aufsehen.«
    Allegra nickte. Sie war unfähig, irgendetwas anderes zu tun. Stephen Chase. Diesen Namen würde sie niemals vergessen. Damals hatte er jedoch seinen Zweitnamen benutzt: Bendix. Abgekürzt Ben. Und dieses Gemälde war eindeutig von ihm. Das hatte sie auf Anhieb gesehen.
    »Wie viel kostet es?«, fragte sie, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
    Die Verkäuferin nannte eine stolze Summe und murmelte etwas von Extrakosten für Rahmung und Versand, falls erwünscht.
    »Ich kaufe es«, sagte Allegra und durchwühlte ihre Handtasche nach der Kreditkarte. »Und ich nehme es gleich mit.«
    »Wundervoll! Es ist ein herausragendes Werk. Zu diesem Kauf kann ich Ihnen nur gratulieren. Allerdings kann ich Ihnen das Bild leider nicht mitgeben. Die Ausstellung läuft noch bis nächsten Monat. Erst danach dürfen wir die Stücke an die Käufer rausgeben. Ich hoffe, das ist Ihnen recht?«
    Allegra nickte erneut, obwohl sie enttäuscht war. Sie wollte das Bild sofort haben, es in ihren Koffer stecken und später wieder hervorholen, wenn sie es ungestört studieren konnte.
    Die Ereignisse des verhängnisvollen Jahres an der Endicott-Akademie stürzten wieder auf sie ein. Ben hatte sie also nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher