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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow
Autoren: Jessica Verday
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mehr aus, ebenso wenig wie die noch hässlichere Efeubordüre. Dort auf dieser Bank war es ruhig und ich setzte mich hin und dachte darüber nach, wie nett und aufmerksam es doch war, dass man diese Bank hier für mich hingestellt hatte.
    Doch mein Gedankengang wurde unterbrochen, als drei Leute aus dem Trauerraum kamen und sich mir näherten. Da die Bank und der Garderobenständer direkt neben der Eingangstür standen, hoffte ich verzweifelt, dass sie nach draußen wollten. Ich war nicht in der Stimmung, mich zu einem Lächeln zu zwingen und mit Leuten, mit denen ich nicht zusammen sein wollte, Konversation zu betreiben.
    Alle trugen Schwarz, es war bestimmt ihr bestes Kleid oder der beste Anzug für solche Gelegenheiten. Rechts ging Miss Horvack, eine Aushilfslehrerin, und links Mrs Kelly, die Geschichtsschreiberin der Stadt. Die Frau in der Mitte kannte ich nicht. Sleepy Hollow ist zwar eine kleine Stadt, aber das heißt noch lange nicht, dass ich jeden kenne, der hier lebt.
    Ihr lautes Geflüster schwirrte durch die Luft und ich gab mir Mühe, nicht zu lauschen, was sich jedoch schnell änderte, als ich etwas Interessantes zu hören bekam. Ich machte mich etwas kleiner auf der Bank und folgte der Unterhaltung.
    »… versucht, aus den Badezimmerfenstern Autos mit Eiern zu bewerfen. Elf und neun Jahre alt. Elf und neun!« Miss Horvacks heisere Stimme wurde immer deutlicher, je lauter sie sprach.
    »Mmmmhmmm«, murmelte jemand.
    »Gott sei Dank war ich da, um ihnen Einhalt zu gebieten. Nach zehn Minuten machte ich einfach die Tür auf und rief, dass sie die Badezimmerzeit überschritten hatten und herauskommen müssten. Und das war auch gut so«, schnaubte sie und ihre Stimme wurde noch aufgeregter. »Man stelle sich mal vor, sie kamen heraus und die Eier steckten deutlich sichtbar in ihren Taschen. Ich war fassungslos. Total fassungslos, das kann ich Ihnen sagen!«
    Jetzt meldete sich Mrs Kelly zu Wort. »Die Eltern kümmern sich einfach nicht mehr. Das ist das Schlimme daran. Die Kinder von heute müssen wieder lernen, was Manieren sind.«
    »Kinder gleich welchen Alters haben keinen Respekt mehr. Keinen Respekt vor ihren Eltern und keinen Respekt vor Älteren. Überhaupt keinen. Ich könnte wetten, dass das auch bei dieser Kristen der Fall war.« Ich spitzte die Ohren, als die Frau, die ich nicht kannte, zu sprechen anfing. »Sie hatte keinen Respekt vor ihrer Familie. Ich habe gehört, dass sie alle möglichen Drogen genommen hat, genau wie ihr Bruder.«
    Die beiden Damen schnauften empört und ich gab ein leises, ungläubiges Grunzen von mir. Kristen hätte im Leben keine Drogen genommen. Diese Frau lag offensichtlich total daneben.
    »Es hatte bestimmt irgendetwas mit Drogen zu tun«, sagte Miss Horvack zustimmend. »Diese Jugendlichen nehmen ja alle Drogen heutzutage. Es geht doch immer um Drogen.«
    Mrs Kelly versicherte, dass sie voll und ganz mit dieser Aussage übereinstimmte.
    »Und worauf läuft das alles hinaus?« Die dritte Frau machte eine Pause und sprach dann weiter. »Kein Respekt, wie ich bereits gesagt habe. Sie haben vor nichts mehr Respekt. Ihre armen Eltern.«
    Miss Horvack und Mrs Kelly stimmten zu und nannten noch ein paar weitere Gründe für den unübersehbaren sozialen Niedergang der Jugend.
    Ich konnte nicht glauben, was ich da zu hören bekam. Für wen hielten sich diese Leute, dass sie solche Gerüchte über Kristen in die Welt setzen? Jeder in Sleepy Hollow wusste, dass Kristens Familie den Verlust ihres einzigen Sohnes, der vor acht Jahren an einer Überdosis Drogen gestorben war, nie überwunden hatte. Wenn es eine Sache gab, die Kristen niemals anrühren würde, dann waren es Drogen.
    Ich ballte meine Hände zu Fäusten, drückte mir die Fingernägel fest in die Handflächen und versuchte, meinen Ärger unter Kontrolle zu halten. Aber ich schaffte es nicht. Diese Frauen irrten sich und das sollten sie wissen. Ich sprang auf, um sie zu unterbrechen, aber dann sah ich, wie Mom aus der Tür des Trauerraums herausschaute. Sie sah mich und hob eine Augenbraue. »Da bist du ja, Abigail.«
    Ich kannte diesen Ausdruck. Und diese Augenbraue.
    Ich starrte Mrs Kelly und Miss Horvack direkt in die Augen, als ich an ihnen vorbeistürmte, um ihnen klarzumachen, dass ich gehört hatte, was sie gesagt hatten, und um sie wissen zu lassen, dass ich deswegen stinksauer war. Sie taten, als wäre nichts.
    Ich ging in den Maiglöckchenraum zurück und stellte mich neben Dad. Er legte mir den Arm um
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