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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder
Autoren: O'Brien Caragh
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jetzt auf ihre Tasche deutete, fühlte sie, wie das Blut in ihre Wangen schoss.
    Er kicherte und legte neckisch den Kopf schief. »Lass mich raten. Du hast doch sicher ein Schätzchen auf der anderen Seite der Mauer, ein hübsches Mädchen wie du. Hab ich nicht recht?«
    Gaia errötete noch mehr und drehte den Kopf, damit er ihr ganzes Gesicht sehen konnte.
    »Du bist also Bonnies Tochter«, sagte er. Alle Belustigung war verschwunden, und seine Stimme war ruhig und warm wie ein Laib guten, dunklen Brots. Seine braunen, besorgten Augen ruhten voller Mitgefühl auf ihrer Narbe, als würde er sie heilen, wenn er könnte.
    In Gaia indes stieg Überraschung hoch wie eine flinke, helle Seifenblase. »Du kennst meine Mutter?«, fragte sie.
    Er warf einen schnellen Blick die Straße hinab, dann bedeutete er ihr mit einem Kopfnicken, ihm zu folgen.
    »Du erinnerst dich nicht an mich, oder doch?«, fragte der Mann. »Ich bin Derek Vlatir. Meine Frau und ich haben im dritten westlichen Sektor gewohnt, als unsere Kinder noch klein waren. Ich kenne deine Eltern schon mein ganzes Leben lang. Bitte komm. Komm mit rein.«
    Neugierig folgte Gaia ihm in die blau gekachelte Backstube und ließ den Blick über zwei große Öfen, Mehlsäcke und einen langen Holztisch mit braunen Teigklumpen darauf schweifen. Sonnenlicht glänzte auf einer Reihe von Messbechern. Hinter einem Durchgang mit einem braunen Perlenvorhang konnte sie den Tresen ausmachen, wo Derek sein Brot verkaufte. Obwohl nichts Ungewöhnliches an der Bäckerei war, versetzten Dereks rasche Bewegung, mit der er die Tür hinter ihnen schloss, und sein heimlicher Blick nach nebenan sie in Alarmbereitschaft.
    »Wir haben nur eine Minute«, sagte er.
    »Du hast also etwas gehört«, sagte sie.
    Er nickte. »Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Deine Eltern sitzen im Gefängnis der Enklave. Man wirft ihnen vor, Verräter zu sein, und heute Morgen hat man sie zum Tode verurteilt.«
    Gaia wich zurück. »Das ist unmöglich«, sagte sie, »sie haben nichts Unrechtes getan!«
    »Das mag schon sein«, sagte Derek. Er warf einen Blick über die Schulter, tat einen Schritt auf sie zu und sagte ganz leise: »Dennoch wird man sie nächste Woche hinrichten.«
    »Woher weißt du das?« Gaias Herz raste vor Angst. Vielleicht versuchte er, sie hereinzulegen, ihre Treue auf die Probe zu stellen.
    »Hör zu«, sagte er, »ich weiß, das ist nicht leicht für dich. Ich kenne deine Eltern, seit wir Kinder waren. Als sie verhaftet wurden, bat ich meine Bäckerfreunde auf der anderen Seite der Mauer, zu sehen, was sie herausfinden könnten. Ich hatte wirklich gehofft, dass sie bessere Neuigkeiten für mich haben. Du kannst mir vertrauen.« Er hob seine Hände, als ob sie für ihn sprechen könnten.
    »Warum bist du nicht zu mir gekommen, um es mir zu sagen?«
    »Zweimal bin ich rübergegangen«, sagte er, »beide Male bist du nicht da gewesen, und ich konnte ja schlecht eine Nachricht hinterlassen. Ich hatte vor, heute noch einmal zu gehen und auf dich zu warten, wenn es sein müsste. Es tut mir leid, aber deine Eltern werden nicht wiederkommen.«
    »Man würde mir so etwas doch sagen«, protestierte sie verzweifelt. »Die Enklave würde es mir doch wenigstens sagen.« Sie wollte diesem Mann nicht glauben, auch wenn sie nicht wusste, warum er lügen sollte. Nun neigte er sein Gesicht ein wenig näher, und es war die traurige Linie eines fernen Lächelns, die sie schließlich davon überzeugte, dass er die Wahrheit sprach. »So funktioniert das nicht«, sagte er.
    Sie kämpfte gegen die Welle des Grauens an, die über ihr zusammenbrach. »Es muss etwas geben, was ich tun kann«, sagte sie.
    »Es tut mir leid«, sagte er leise. »Deine Eltern waren zwei der anständigsten Leute, die ich kannte.«
    »Sprich nicht so über sie!«, sagte sie. »Als ob sie schon tot wären. Bitte! Wenn du Kontakte nach drinnen hast, musst du auch die Möglichkeit haben, etwas zu tun. Können wir nicht reingehen?«
    Er wischte sich langsam und zögerlich an seiner weißen Schürze die Hände ab. »Es ist zu gefährlich«, sagte er. »Niemand geht da hinein.«
    »Es muss einen Weg geben«, drängte Gaia, die auf einmal wütend war auf sich selbst wegen ihres wochenlangen fügsamen Müßiggangs. Sie hätte etwas tun sollen. Sie hätte irgendwie protestieren sollen. Stattdessen hatte sie der Enklave wie eine dumme, kleine Sklavin gedient! Sie zog sich den Hut vom Kopf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Ihre
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