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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder
Autoren: O'Brien Caragh
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gerade sehr gefragt. Ist aber schon in Ordnung. Es gibt genug traditionsbewusste Väter, die sich noch einen kleinen Stammhalter wünschen. Komm zur Schwester«, sagte sie freundlich und griff nach dem Kind.
    Gaia reichte Schwester Khol vorsichtig das Baby und war überrascht, unter den Decken des Kindes etwas Scharfkantiges an ihren Fingern zu spüren. Schwester Khols Gesicht verriet nichts Ungewöhnliches. Dennoch konnte Gaia deutlich spüren, wie sie ihr etwas zwischen die Finger schob, und rasch griff sie danach und ließ es in ihre Tasche gleiten, ehe die Wachleute etwas mitbekamen.
    »Was für einen süßen kleinen Mund er hat«, sagte Schwester Khol. »Und er ist wie viele Minuten alt?«
    Gaias Herzschlag beschleunigte sich. Sie hob die Uhr an, die sie um den Hals trug, und versuchte, sich ganz natürlich zu verhalten. »Zweiundsiebzig.«
    »Sie kam hier vor gut fünfzehn Minuten an«, sagte Sergeant Lanchester entschuldigend. Er trat beiseite, um zwei Männer aus der Enklave wieder hineinzulassen.
    Schwester Khol schüttelte beruhigend den Kopf. »Bestens. Alles unter neunzig Minuten ist in Ordnung. Nein, wie hübsch er ist«, säuselte sie. Sie schenkte Gaia ein warmes Lächeln. »Das war die Quote für diesen Monat, also werde ich dich wahrscheinlich bis Juni nicht mehr sehen. Mach weiter so, Gaia. Du wirst für deine Arbeit gut entlohnt, hoffe ich.«
    »Ja. Ich habe alles, was ich brauche«, sagte Gaia. »Ich bin froh, der Enklave zu dienen.«
    »So wie ich«, sagte Schwester Khol.
    »Und ich«, wiederholte Sergeant Lanchester.
    »Und ich«, sagte der zweite Wachmann.
    Schwester Khol wandte sich wieder zum Tor.
    »Stimmt es, dass sich die Quote nächsten Monat vielleicht auf fünf erhöht?«, fragte Gaia.
    Schwester Khol wandte sich halb wieder um und musterte Gaia. »Wo hast du das denn gehört?«, fragte sie.
    Gaia warf Sergeant Lanchester einen Blick zu und sah, wie er kaum merklich den Kopf schüttelte.
    »Hab ich auf dem Markt aufgeschnappt«, improvisierte Gaia. »Es stimmt aber nicht, oder doch?«
    Schwester Khol zog die Stirn in Falten. »Du klingst, als ob dir eine Erhöhung der Quote ungelegen käme«, sagte sie leise.
    »Oh nein!«, rief Gaia rasch. »Ich möchte nur darauf vorbereitet sein.«
    Schwester Khols tadelnder Ausdruck hellte sich ein wenig auf. »Der Protektor trifft solche Entscheidungen«, sagte sie. »Ich kann nichts dazu sagen, doch ich versichere dir, dass wir die Babys nur in die allerfeinsten Familien der Enklave abgeben.«
    Gaia nickte. Offenbar war dies kein guter Zeitpunkt, um Fragen zu stellen. Sie griff in ihre Tasche und ertastete den Gegenstand, den Schwester Khol ihr zugesteckt hatte. Als sie begriff, dass es sich vermutlich um zu einem winzigen Dreieck gefaltetes Papier handelte, zuckte sie zusammen. Sie blickte auf, doch Schwester Khol war mit dem Baby zurück in die Enklave gehuscht, und Sergeant Lanchester machte mit der Hand eine Geste die Straße hinab. »Bitte, Schwester«, sagte er freundlich. »Wir wollen dich nicht aufhalten. Und finde etwas Ruhe, solange du kannst«, fügte er hinzu. Unter der weiten Krempe seines schwarzen Huts blickten seine Augen voller Anteilnahme.
    »Danke, Bruder«, sagte Gaia. Sie merkte, dass sie müde und durstig war. Viel mehr noch aber war sie neugierig, worum es sich bei dem Dreieck in ihrer Tasche handelte.
    »Ich diene der Enklave«, sagte sie.
    »So wie ich«, antworteten die beiden Wachmänner unisono.
    Ihre Finger fest um das Dreieck in ihrer Tasche geschlossen, ging sie zurück, die Hauptstraße hinab und bog in eine der schmalen Gassen des ersten östlichen Sektors, dann ging sie weiter, bis sie mehrere Ecken und eine Reihe von Händlern hinter sich gebracht hatte, und zog schließlich, in einen verlassenen Eingang gekauert, den Gegenstand hervor. Es war ein kleines, fest gefaltetes Stück braunes Pergament, und als sie es aufschlug und glattstrich, erkannte sie verwundert die Handschrift ihrer Mutter.

    Gaia runzelte die Stirn, der Buchstabensalat überraschte sie. Sie drehte das Blatt um und suchte nach Hinweisen, aber die Rückseite war leer.
    »Einen Liebesbrief gekriegt?«, fragte die Stimme eines Mannes.
    Gaia fuhr herum und ließ die Nachricht schnell in ihrer Tasche verschwinden.
    Ein kleiner, bärtiger Mann stand im Nachbareingang und schüttelte eine Mehlwolke aus einem Handtuch. Sie hatten ihr Brot immer auf der Westseite des Ortes bei Harry gekauft, daher hatte sie diesen Bäcker hier noch nie gesehen. Als er
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