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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting
Autoren: James Hayman
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es in einer Katastrophe endete. »Also gut, Kane. Das reicht. Legen Sie sich auf den Boden. Jetzt. Hände auf den Rücken.«
    Langsam, fast unmerklich, ließ Kane seine rechte Hand aus McCabes Sichtfeld gleiten. Ein Lächeln trat auf seine Lippen. Das Lächeln des Jägers, nicht das der Beute. »Nein«, sagte er.
    »Nein?«
    »Nein. Ich habe nicht die Absicht, mich von Ihnen oder sonst irgendjemandem einfach fesseln zu lassen wie ein Stück Vieh, das zur Schlachtbank geführt wird.«
    Urplötzlich warf Kane sich nach vorne. Er war schnell für einen so groß gewachsenen Mann, verblüffend schnell. Etwas Kleines, Glänzendes zischte an McCabes Gesicht vorbei. McCabe wich der Klinge aus und schoss Kane direkt in die Brust. Die Kugel musste ihn getroffen haben, aber Kane ließ sich davon nicht aufhalten.
    »Du kannst mich gar nicht umbringen, McCabe«, sagte er. »Weißt du nicht, dass ich schon tot bin? In Florida ermordet?«
    Langsam kam Kane näher. McCabe wich zurück. Seine linke Hand, die die Maglite hielt, tat weh und fühlte sich nass an. Das Skalpell, wenn es eines gewesen war, musste das Fleisch zwischen Daumen und Zeigefinger durchtrennt haben. Er ließ die Taschenlampe zu Boden fallen, wo sie liegen blieb und den Flur in ein schattiges Halbdunkel tauchte.
    Kane stieß noch einmal zu, dieses Mal zielte er nach McCabes Gesicht. McCabe schoss erneut. Kane strauchelte, kam aber trotzdem weiter näher. Jetzt sprudelte Blut aus seinem Mund. »Ich bin ein Geist, McCabe. Ein Geist, der dir die Kehle aufschlitzen wird.« Die Worte verließen mit einem keuchenden Gurgeln seinen Mund.
    McCabe wich noch ein Stück weiter zurück, verblüfft darüber, dass Kane immer noch gehen, sich immer noch aufrecht halten konnte. Jeder dieser Schüsse hätte eigentlich tödlich sein müssen. Er spürte das Treppengeländer an seinen Lendenwirbeln. Ihm war bewusst, dass sich hinter ihm nichts als Luft befand und zwei Stockwerke tiefer ein Steinfußboden. Schließlich stürmte Kane vorwärts und schwang wie wild das Skalpell. McCabe ging in die Knie, duckte sich unter der pfeifenden Klinge hindurch. Dann stieß er sich mit aller Kraft nach oben. Die Kamera in McCabes Gehirn zeichnete die folgenden Sekunden in Zeitlupe auf. Kane wurden von seinem eigenen Schwung, unterstützt von McCabes emporsausender Schulter, nach oben und über das Geländer geschleudert. McCabe starrte ihm nach. Standbild. Kane starrte zurück, blieb für einen Augenblick wie eine Zeichentrickfigur einfach mitten in der Luft stehen. Dann stürzte er in die Tiefe, das Skalpell fest umklammert, mit flatternden Armen, als könnte er fliegen. Mit dem Kopf voraus landete er auf dem Fliesenboden im Erdgeschoss.
    McCabe spürte, wie das Blut aus seiner verletzten linken Hand tropfte. Er steckte die Fünfundvierziger zurück ins Halfter, zog ein paar Papiertaschentücher aus seiner Gesäßtasche und drückte sie auf die Wunde. Er hob die Maglite vom Boden auf und richtete den Strahl auf Lucas Kanes Leiche zwei Stockwerke tiefer.

51
    Samstag, 00.30 Uhr
     
    »Ist er tot?«
    McCabe drehte sich um und sah Maggie mit der Waffe in der Hand am Türrahmen lehnen. Sie blickte ihn an. Trotz der schlechten Lichtverhältnisse hatte sie wohl die blutgetränkten Papiertücher um seine linke Hand registriert, denn sie kam auf ihn zu, nahm seine Hand und hielt sie in die Höhe.
    »Wie geht es Lucinda?«, fragte er.
    »Körperlich so weit gut, glaube ich. Und sonst? Wer weiß. Die Schnittwunde auf ihrer Brust geht jedenfalls nicht tief«, sagte Maggie. »Er muss das Ganze in die Länge gezogen haben. Um sie ganz langsam zu töten.«
    »Sadistisches Dreckschwein«, sagte er. Pause. »Kane ist tot.«
    »Ich weiß. Ich hab die Schüsse gehört und bin rausgelaufen, weil ich dir helfen wollte. Hab gesehen, wie er über das Geländer gesegelt ist.«
    McCabe blickte Maggie direkt in die Augen. Sie beide waren fast genau gleich groß. »Er hat mich mit einem Skalpell angegriffen«, sagte er. Mit einer ungeschickten Geste zeigte er ihr seine blutverschmierte Hand, als Beweis dafür, dass er nichts Unrechtes getan hatte.
    Sie legte ihm die Hand an die Wange. »Mich brauchst du nicht zu überzeugen, McCabe.«
    Dann nahm sie die Maglite, und sie betraten gemeinsam das Zimmer. Lucinda Cassidy lag immer noch nackt und an Händen und Füßen gefesselt auf dem stählernen Obduktionstisch. Aus ihren Augen sprach panische Angst. Eine dünne rote Blutspur lief von ihrem Halsansatz bis hinunter zu ihrem
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