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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting
Autoren: James Hayman
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unterwegs waren, vorbei. Die Außentemperatur hatte den Gefrierpunkt erreicht, doch die versprochenen Schneeschauer waren bis jetzt ausgeblieben. »Versuch ein bisschen zu schlafen«, sagte sie. »Wir können ja in einer Stunde oder so mal tauschen.« Er nickte und machte die Augen zu, aber die Lider wollten einfach nicht geschlossen bleiben. Stattdessen blickte er starr auf den Mittelstreifen, der im Scheinwerferlicht auf sie zugerast kam und dann unter der Motorhaube verschwand.
    Während McCabe in der Heizungswärme saß, spielte sein erschöpftes Gehirn ihm wieder und wieder die letzten Sekunden im Leben von Lucas Kane vor. Er sah von außen zu, wie er und Kane ihren langsamen, finalen Totentanz tanzten. Er sah Kane, der bereits aus zwei Schusswunden blutete, auf sich zuspringen. Sah, wie er selbst sich unter dem bogenförmigen Schwung der Klinge hindurchduckte. Dann sah er sich aus der Hocke nach oben schnellen, sah, wie seine Schulter sich in Kanes Leistengegend bohrte. Und schließlich sah er, wie er sich abdrückte und unter Ausnutzung von Kanes Schwung den Mann, der größer war als er, über das Geländer wuchtete. Er sah ihn fallen. Die flatternden Arme. Den tödlichen Aufprall.
    Und bei jedem Mal kam McCabe zum selben Schluss. Wenn er nicht aus der Hocke aufgestanden wäre, wenn er sich stattdessen nach vorne, nach links oder nach rechts gewandt hätte, dann wäre Kane nicht über das Geländer gestürzt. Er wäre einfach auf dem Boden gelandet. Höchstwahrscheinlich wäre er sowieso an den Folgen der Schussverletzungen gestorben. Aber die Frage, auf die McCabe keine Antwort hatte, war so oder so eindeutig: Hatte er Kane absichtlich über das Geländer stürzen lassen? Hatte er, irgendwo in den Tiefen seines Unterbewusstseins, absolut sichergehen wollen, dass es gar nicht erst zum Prozess kommen würde? Dass kein Sheldon Thomas die Gelegenheit bekäme, diesen Killer mit irgendeinem schmierigen Manöver freizubekommen? Er war sich nicht sicher – und, um ehrlich zu sein, es war ihm auch egal. Das, was er Kyra im Zusammenhang mit TwoTimes erzählt hatte, das galt auch hier: Der Kerl war Abschaum, und er hatte den Tod verdient. Ambivalenz. McCabe konnte damit leben.
    »Ist alles in Ordnung?«, sagte Maggie und warf ihm einen Blick zu.
    »Ja«, sagte er, nachdem er eine Weile über ihre Frage nachgedacht hatte. »Ja. Alles bestens.« Er schaute nach links zum Seitenfenster hinaus. Sie waren gerade auf der alten Waldo-Hancock-Brücke, die östlich von Bucksport über den Penobscot River führte. Ein kleines Stück weiter südlich ragte ihnen bereits das Stahlskelett der neuen, noch im Bau befindlichen Brücke aus der Dunkelheit entgegen.
    Bei Stockton Springs machten sie an einer Raststätte eine kurze Pause und genehmigten sich einen Becher Kaffee und ein paar Schokoriegel. Sie hatten beide fast achtundvierzig Stunden lang nicht mehr geschlafen. Sie waren erschöpft. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten, war, dass sie am Steuer einfach einschliefen. McCabe tankte voll. Dann setzte er sich hinters Lenkrad.
    Er schaute auf die Uhr – es war zwei. Casey lag jetzt in einem schönen, großen Hotelbett in Boston und schlief. Er hoffte jedenfalls, dass sie schlief und nicht etwa wach lag und sich Sorgen machte. Ob sie sich mit Sandy ein Bett teilte? Wenn ja, dann hatte Sandy ihr hoffentlich die Wahl gelassen. Und hoffentlich hatte sie keine Bemerkungen fallen lassen, dass Casey zu alt sei, um immer noch mit Bunny zu schlafen.
    Sein Handy klingelte. Er warf einen Blick auf die Anruferkennung. Shockley. Er schaltete den Lautsprecher ein, damit Maggie mithören konnte. »Hallo, Tom. Ich schätze, Sie haben das mit Kane mittlerweile gehört.«
    »Und wie ich das gehört habe, verdammt nochmal. Gute Arbeit. Hervorragende Arbeit.« Shockley klang begeistert. »Ich habe die Funkzentrale angewiesen, mich sofort zu wecken, falls wir diesen Drecksack endlich schnappen sollten. Können Sie mir vielleicht ein paar Einzelheiten verraten? Ich habe demnächst eine kleine Pressekonferenz.«
     McCabe lächelte. Er konnte sich gut vorstellen, dass jetzt verschiedene Bilder von Blaine House, dem Amtssitz des Gouverneurs, durch Shockleys überreizte Hirnwindungen tanzten. »Mike, hören Sie mich?«
    »Ja, Chief. Ach übrigens, ich habe den Lautsprecher eingeschaltet. Maggie ist auch da.«
    »Gut. Können Sie mir ein paar Einzelheiten mitteilen? Ich muss genau wissen, wie es abgelaufen ist.«
    McCabe erzählte Shockley die
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