The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
Körper. Ich warf einen sehnsüchtigen Blick zurück zu Paytons Wagen, dessen Sitzheizung mich gerade noch so schön gewärmt hatte.
Ich konnte auf dem unebenen Gelände mit den beiden Schotten nicht mithalten. Die hatten den kleinen Friedhof bei Auld a´chruinn an der Road to the Isles bereits erreicht. Direkt dahinter erhob sich das majestätische Bergmassiv von Kintail mit seinen fünf Gipfeln – den fünf Schwestern.
Ob mein Frösteln nur dem Wetter oder dem Nachhall der Legende zuzuschreiben war, wusste ich nicht, aber mir war etwas mulmig zumute, als ich den schmalen Feldweg verließ und durch die eingefallene Pforte den alten Friedhof betrat.
Mich empfing eine unheimliche Stille, die an einem weniger trüben Tag vielleicht erholsam gewirkt hätte, aber bei meinen angespannten Nerven mein Unbehagen nur verstärkte. Als ich weiterging, stob ein Vogel auf und flüchtete sich krähend in einen der Baumwipfel. Die Dunstschwaden, die vom Ufer des Lochs aufstiegen, erinnerten an einen Horrorfilm, und auch die Abgeschiedenheit dieses längst vergessenen Ortes passte zu dieser Vorstellung.
Ich rieb mir über die Arme und rief nach Payton. In seiner Nähe würde ich mich gleich besser fühlen.
„Hier sind wir“, rief er und trat hinter der ehemaligen Kapelle hervor, die das Herz dieser letzten Ruhestätte bildete.
Ich bewegte mich vorsichtig, um nicht über einen der eingesunkenen Grabsteine zu stolpern. Je mehr alte Gräber ich passierte, umso mehr fiel das Unbehagen von mir ab. Saftiges Gras hatte die Herrschaft über die ehemals gepflegten Wege errungen. Viele Grabsteine hatten sich den Elementen gebeugt und standen schief oder waren gar gebrochen. Silberne Spinnennetze spannten sich über die nur noch schwach erkennbaren Wege. Ich war froh, als Payton seinen Arm um meine Schultern legte und mir einen Kuss auf die Schläfe gab.
„Was denkst du? Könnten wir hier richtig sein?“, fragte ich und sah ihn erwartungsvoll an.
„Sieh dich um? Ist das ein Ort für Legenden, oder nicht?“
„Schon, aber woher willst du wissen, ob es hier irgendwo tatsächlich einen Riss in der Zeit gibt? Oder eben diesen Weg durch alle Zeit , wie in der Legende stand?“
„Ich weiß es ja nicht, aber der Ort könnte passen. Wir sind am Fuße der fünf Schwestern , also in ihrem Schatten, was auch so viel wie Schutz bedeuten könnte. Hier vor uns, am Loch Duich , müssen die Mädchen in ihr Unheil gelaufen sein. Und siehst du dort oben auf dem Hügel den großen Gedenkstein? Man nennt ihn den Druidenvater .“
Ich musste schlucken. Konnte das alles wirklich Zufall sein? Noch ehe ich etwas erwidern konnte, kam Sean zu uns, der bereits den ganzen Friedhof einmal abgeschritten hatte und etwas ratlos dreinblickte.
„Ich habe nichts gefunden“, stieß er wütend hervor und fuhr sich durch die kurzen blonden Strähnen. „Vielleicht täuschen wir uns. Nur weil in vielen anderen Legenden Friedhöfe eine tragende Rolle spielen oder ihnen angeblich große Kraft innewohnen soll, muss das ja für uns jetzt nichts bedeuten.“
„Hm, aber ich hatte ein gutes Gefühl bei dem Ort. Irgendwie scheint er mir einfach richtig “, grübelte Payton und sah sich suchend um.
„Und wenn wir es an dem Gedenkstein versuchen? Vielleicht markiert er ja die Stelle oder enthält einen Hinweis“, schlug ich vor.
Die beiden waren einverstanden, und so stiegen wir das kurze Stück den steilen Hügel hinauf. Unterwegs wurde mir von der Bewegung warm, und ich öffnete meine Jacke. Hier oben war die Luft klarer, und mit jedem Schritt wurde die Aussicht auf das glänzende Gewässer, welches sich eingebettet in die sanften Ausläufer der Schwestern vor uns erstreckte, besser.
„Ich habe mir Gedanken gemacht“, setzte Sean an. „Es war mein Ernst gestern. Payton, ich denke nicht, dass du die Kraft aufbringst, so eine Reise anzutreten. Weißt du nicht mehr, wie hart das Leben damals war? Allein die Strecke von hier bis nach Burragh wird Tage dauern.“
Wir hatten den Gedenkstein erreicht. Tatsächlich hatte allein der kurze Aufstieg mächtig an Paytons Kräften gezehrt, sodass er sich erschöpft am Fuß des Steines niederließ. Ich schlüpfte aus meiner Jacke und setzte mich auf den wasserdichten Stoff, weil ich keine Lust auf eine schmutzige Hose hatte. Sean warf einen letzten Blick über das im blassen Morgenlicht unheimlich wirkende Gewässer und sah dann seinen Bruder an.
„Ich weiß selbst nicht, wie ich das schaffen soll, aber noch haben wir
Weitere Kostenlose Bücher