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The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

Titel: The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
Autoren: Emily Bold
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eine breitbeinige Haltung an und ließ die Klinge in die Luft fahren. Der Fremde sah noch immer nicht hin, hob stattdessen die Augenbrauen und zwinkerte ihr zu, ehe er die auf ihn herabfahrende Schneide mit Leichtigkeit parierte. Dann ging er zum Angriff über, und es schien klar, wer als Sieger aus diesem Duell hervorgehen würde. Seine Hiebe kamen schnell, präzise und mit einer Kraft, die Sean stetig weiter zurücktrieb, obwohl er den Attacken geschickt auswich. Es war das reine Vergnügen, dem unbekannten Krieger zuzusehen. Elegant wie ein Tänzer setzte er seinem Gegner nach, parierte dessen Angriff mit einer leichten Seitwärtsdrehung und ging sofort selbst zum nächsten Hieb über. Der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln, die Waffen klirrten.
    Nathaira fröstelte, schaffte es aber nicht, der Darbietung den Rücken zu kehren. Sie war gebannt vom Anblick des Nordmannes. Gerade geriet Sean in Bedrängnis, als ihm die Wehrmauer den Rückzug verbaute. Mit einem schnellen Bogen von unten schaffte er sich unter dem herabfahrenden Schwert Platz. Mit Schwung warf er sich unter den nächsten gegnerischen Hieb und glitt auf dem glatten Untergrund durch die Arme seines Gegners hindurch. Mit einem Satz kam er im Rücken des Hünen auf die Beine und war damit klar im Vorteil.
    Der Fremde drehte sich um, sah die Klinge auf seine Kehle gerichtet und hob den Kopf, um Nathaira ein triumphierendes Lächeln zu schenken, so, als habe er den Kampf gewonnen. Langsam hob er seine Waffe, ließ sie wie in Zeitlupe in die lederne Scheide auf seinem Rücken gleiten und hob resigniert die Hände über den Kopf.
    Sean lachte, trat einen Schritt näher und senkte seine Klinge, als ihm ein geschickter Stiefeltritt des vermeintlich Besiegten eine Ladung Schnee ins Gesicht beförderte. Dieser Moment der Unachtsamkeit war Seans Untergang. Der Hüne sprang in die Luft, fasste nach dem unteren Balken der Brustwehr, schwang sich nach vorne, trat dabei Sean das Schwert aus der Hand und landete kniend auf der Brustwehr. In einer fließenden Bewegung zog er sein Schwert aus der Scheide, während er sich auf den überraschten Sean warf, dem er mit einem Hieb den Schädel hätte spalten können. Krachend landete er auf Seans Brust und trieb seine Klinge in den Schneeberg neben ihnen.
    Nathaira hielt den Atem an, als sein Blick sie suchte – er ihr seinen Triumph zum Geschenk machte. Beinahe schien es ihr, als leistete er ihr in jenem Moment den Eid, sie mit all seiner Kraft, die er soeben so eindrucksvoll gezeigt hatte, zu ehren, wenn sie ihn nur ließe.
    Die Röte auf ihren Wangen kam nun nicht mehr von der Hitze der Küche, sondern entsprang vielmehr der Hitze, welche dieser Mann in ihr geschürt hatte.
    Sie blinzelte, und der Zauber des Moments war gebrochen. Der Fremde erhob sich, zog Sean auf die Füße, der nun erneut damit beschäftigt war, sich den Schnee vom Körper zu klopfen, und kassierte seinen Wetteinsatz. Im Jubel der Zuschauer flüchtete Nathaira unbemerkt zurück in die Halle.

    Ihr schlug das Herz bis zum Hals, und sie knetete ihre zitternden Hände. Wer war dieser Mann? Etwa der neue Gefolgsmann, von dem ihr Cathal erzählt hatte? Alasdair Buchanan, der geächtete Wikinger, der seine Heimat verlassen und sich nun Grants Gefolge angeschlossen hatte? Die nordischen Wurzeln des Fremden waren nicht zu verleugnen, und Nathaira fragte sich, was er wohl getan hatte, um geächtet zu sein.

Kapitel 1

    Delaware, Oktober 2010
    Ein Blick in seine Augen, und ich verstand.
    Verschwörerisch blinzelte ich ihm zu, beobachtete gefesselt, wie er lässig an den tanzenden Gästen vorbei, den Fackeln, die den Strandweg beleuchteten, entlang zur Terrassentür schlenderte, und mit einem vielversprechenden Blick nach drinnen verschwand.
    Zum Glück trank ich nichts Hochprozentiges, denn die Hitze, die sich plötzlich in mir ausbreitete, hätte ausgereicht, den Alkohol im Glas zu entzünden. Meine Aufregung wuchs, und ich steuerte der heiteren Runde, in der ich mich befand, ein gekünsteltes Lachen bei. Obwohl ich mir größte Mühe gab, lässig zu wirken, bemerkte meine beste Freundin Kim, dass ich nicht ganz bei der Sache war.
    „He, Sam, alles klar bei dir?“, fragte sie und streifte den um ihre Schultern liegenden Arm ihres Freundes Justin ab.
    Ich fühlte mich ertappt. Kaum zu glauben, dass Kim mich so gut kannte, dass ihr nicht einmal auf einer Party die kleinste meiner Gefühlsregungen entging.
    „Ja sicher! Ich wollte nur mal kurz reingehen.
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