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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)
Autoren: Samantha Shannon
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der falschen. Diese hier war rechteckig. Nick untersuchte gerade Danis Gesicht. Über ihrem Auge prangte eine tiefe Schnittwunde, die sie allerdings mit einem Achselzucken abtat. Ein Stück weiter hinten stand Jax und starrte mit kaltem Blick zur Stadt zurück. Von Julian war keine Spur zu sehen. Er war vom Feuer verschluckt worden, ebenso wie Finn. Ich konnte nur hoffen, dass es wenigstens schnell gegangen war.
    »Wir müssen weiter«, verkündete ich. »Wir können nicht länger warten.«
    »Es hat keinen Zweck.« Ein amaurotischer Junge zerrte so heftig an seinen Haaren, dass seine Knöchel weiß hervortraten. »Die NVD kommt.«
    »Wir waren schneller.«
    Bei einigen von ihnen kehrte Leben in den Blick zurück. Ich holte eine Taschenlampe aus meinem Rucksack und schaltete sie ein. »Folgt mir«, sagte ich knapp. »So schnell wie ihr könnt. Falls möglich, tragt die Verletzten. Wir müssen es bis zu einer anderen Markierung schaffen, sie ist oval. Uns bleibt nicht viel Zeit.«
    »Du gehörst doch zu den Rephs«, rief jemand verbittert. »Mit einem Blutsauger gehe ich nirgendwohin.«
    Ich drehte mich zu dem Sprecher um und zeigte mit ausgestrecktem Arm Richtung Stadt. »Willst du stattdessen lieber zurückgehen?«
    Keine Antwort. Ohne auf den stechenden Schmerz in meiner Seite zu achten, drängte ich mich an ihm vorbei und begann wieder zu laufen. Inzwischen tat jeder Schritt weh.
    Sobald wir den Spiegelteich hinter uns hatten, fiel es mir leichter, mich zu orientieren. Der Wächter stand genau dort, wo wir vor Monaten gemeinsam trainiert hatten. »Der Eingang befindet sich hier«, erklärte er, als ich nahe genug herangekommen war, und zeigte auf die ovale Betonfläche. »Nashira hielt es für eine gute Idee, die Bahnstation unter dem Trainingsgelände anzulegen.«
    »Meinst du, sie ist tot?«
    »Das wäre zu schön, um wahr zu sein.«
    Ich schob diese Überlegungen beiseite, jetzt hatte ich keine Zeit, um an Nashira zu denken. »Sie warten auf dich«, überbrachte ich ihm die Nachricht der anderen Rephs. »Auf der Lichtung.«
    »Ich habe noch nicht vor, mich ihnen anzuschließen.«
    Welch eine Erleichterung. Fragend starrte ich auf den Beton. »Es gibt keine Wache«, stellte ich fest, »und sie haben ihn auch nicht einfach offen gelassen.«
    »So dumm sind sie nicht.« Der Wächter schob ein dickes Moospolster beiseite. Darunter kam ein silbernes Schloss zum Vorschein. In seiner Mitte leuchtete ein feiner, weißer Streifen, als hätte jemand in seinem Inneren eine Lampe eingeschaltet. »Dieses Schloss enthält eine Ætherbatterie mit einem gefangenen Poltergeist. Eigentlich wollten sie den Abgesandten einen Rephait als Wache mitgeben, der es öffnet, bevor die Bahn wieder Strom bekommt … Aber wenn du ihn davon überzeugen kannst, zu gehen, wird die Energieversorgung zusammenbrechen und das Schloss öffnet sich.«
    Plötzlich brannten die Narben in meiner Handfläche.
    »In deiner Traumgestalt kann er dir nichts anhaben, Paige.« Er wusste es. »Du bist bestens ausgerüstet, um es mit einem Ausbrecher aufzunehmen.«
    »Jaxon ist ein Fesselmeister.«
    »Das würde das Problem nicht lösen. Der Poltergeist muss davon überzeugt – oder dazu gezwungen – werden, das Objekt zu verlassen, man darf ihn nicht darin festhalten. Und solange er nicht von seinen physischen Ketten befreit ist, kann dein Freund ihn auch nicht fesseln.«
    »Was soll ich tun?«
    »Du kannst dich durch den Æther bewegen. Also kannst du mit dem Poltergeist kommunizieren, ohne das Schloss zu berühren, im Gegensatz zu uns anderen.«
    »Es gibt kein ›uns‹, Reph«, meldete sich ein Augur zu Wort. Er war etwas älter als ich. »Geh von dem Schloss weg.«
    Widerspruchslos trat der Wächter zurück, doch er ließ den Auguren nicht aus den Augen. Der schwenkte ein schweres Rohr, offenbar eine improvisierte Waffe, die er aus der Stadt mitgebracht hatte. »Was soll das?«, fragte ich ihn.
    »So etwas wie eine Ætherbatterie gibt es nicht.« Er knirschte wütend mit den Zähnen. »Ich kümmere mich darum. Ich will endlich hier weg.«
    Damit holte er aus und schlug mit dem Rohr auf das Schloss ein.
    Eine Schockwelle lief durch den Æther. Der Augur wurde mindestens fünf Meter weit zurückgeschleudert und schrie panisch: »Nein, bitte, nicht … bitte! Ich will nicht sterben! Bitte! Ich … ich will kein Sklave sein! Nein!« Er krümmte sich, schauderte kurz und lag dann still.
    Diese Worte kamen mir bekannt vor.
    »Ich habe meine Meinung
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