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The Attack

The Attack

Titel: The Attack
Autoren: Noam Chomsky
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her, die von den Herden auf die Hirten übergehen und eine
    Hauptursache für die Kindersterblichkeit sind.«6
    Die Todesrate steigt weiter an.
    Die Berichte stammen von renommierten Journalisten führender Zeitschriften. Eine besondere Ausnahme bildet dabei Jonathan Belke, der für die Near East Foundation Regionalprogramme leitet und weitreichende Kenntnisse über die Lage im Sudan besitzt. Diese Organisation ist eine hochachtbare Institution für Entwicklungshilfe, die bereits im Ersten Weltkrieg gegründet wurde. Sie bietet armen Ländern in Afrika und im Mittleren Osten technische Unterstützung an, wobei lokale, von Einhei-mischen betriebene Projekte im Vordergrund stehen.
    Dabei arbeitet sie eng mit großen Universitäten, Wohl-fahrtsorganisationen und dem US-Außenministerium
    sowie bekannten Diplomaten und prominenten Per-
    sönlichkeiten im Bildungs- und Entwicklungssektor des Mittleren Ostens zusammen.
    Glaubhaften Untersuchungen zufolge hat die Zerstö-
    rung von Al-Shifa, bezogen auf die Einwohnerzahl des Sudan, die gleichen Auswirkungen, als wenn die Terror-34 Noam Chomsky
    Organisation von Bin Ladin bei einem Angriff auf die USA »Hunderttausende von Menschen - darunter viele Kinder - an leicht heilbaren Krankheiten sterben« ließe, wobei diese Analogie nicht fair sein kann. Der Sudan ist
    »eines der am wenigsten entwickelten Gebiete der Erde.
    Das rauhe Klima, die geringe Siedlungsdichte, gesund-heitliche Risiken und eine zerfallende Infrastruktur bedeuten für viele Sudanesen einen beständigen Kampf ums Überleben. Tuberkulose- und Malariaepidemien und andere Krankheiten, periodische Ausbrüche von Hirnhaut-entzündung oder Cholera«, ganz zu schweigen von der weitverbreiteten Aidskrankheit, machen preiswerte Arzneimittel zur absoluten Notwendigkeit.7 Ferner besitzt der Sudan nur in sehr begrenztem Umfang landwirt-schaftlich nutzbare Flächen, leidet unter einem chro-nischen Mangel an Trinkwasser, einer hohen Sterblich-keitsrate, verfügt kaum über Industrie, ist gegenüber dem Ausland hoch verschuldet, leidet unter einem Bürgerkrieg, der das Land verwüstet, und an umfangreichen Sanktionen. Was dort wirklich geschieht, läßt sich nur erahnen. Belke schätzt, daß innerhalb eines Jahres bereits Zehntausende an den Folgen der Zerstörung von Al-Shifa gestorben sind.
    Und das ist nur die Oberfläche.
    Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtete, daß als unmittelbare Folge der Bombardierung
    »alle in Khartum ansässigen UN-Einrichtungen und viele andere Hilfsorganisationen ihre amerikanischen Mitarbeiter evakuiert haben«, so daß »viele Projekte auf unbe-stimmte Zeit verschoben sind, darunter ein sehr wichtiges
    [in einer Bezirkshauptstadt], das von dem US-amerikanischen Internationalen Rettungskomitee betrieben wird.
    Dort sterben täglich mehr als fünfzig Südsudanesen... Im Staatsverbrechen 3.5
    Süden, wo nach Schätzungen von UN-Mitarbeitern fast zweieinhalb Millionen Menschen dem Hungertod nahe sind«, kann die Aussetzung der Hilfsprogramme zu einer
    »schrecklichen Krise« führen.
    Überdies scheint das Bombardement »den allmählich sich abzeichnenden Kompromiß zwischen den Bürger-kriegsparteien erschüttert« und vielversprechende Ansätze zu einer Beendigung der inneren Auseinandersetzungen, in deren Verlauf seit 1981 eineinhalb Millionen Menschen gestorben sind, zunichte gemacht zu haben. Ansätze, die auch zum »Frieden in Uganda und dem gesamten Nil-becken« hätten führen können. Gestorben sind damit auch die Hoffnungen, daß »die islamistische Regierung des Sudan ihre Politik zugunsten pragmatischerer Beziehungen mit dem Ausland neu orientiert«, um die einheimische Krise zu bewältigen, dem Terrorismus die Unterstützung zu entziehen und den Einfluß radikaler Islamisten zurückzudrängen.8
    Angesichts dieser Folgen können wir das Verbrechen im Sudan mit der Ermordung von Patrice Lumumba
    vergleichen, die den Kongo in jahrzehntelange Bürger-kriege stürzte, oder mit dem Sturz der demokratischen Regierung von Guatemala 1954, die zu einer vierzig Jahre währenden Schreckensherrschaft führte. Weitere Beispiele lassen sich finden.
    Hubands Folgerungen werden drei Jahre später von
    James Astill in dem bereits zitierten Artikel wieder auf-gegriffen. Er reflektiert über die »politischen Kosten, die ein Land zahlen muß, das sich [vor dem Angriff] von einer totalitären Militärdiktatur, einem ruinösen Islamismus und einem langwährenden Bürgerkrieg zu
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