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The Attack

The Attack

Titel: The Attack
Autoren: Noam Chomsky
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Teile der afghanischen Bevölkerung
    verhungern zu lassen.
    Und wie wurde darauf reagiert?
    Ich habe fast den ganzen nächsten Tag damit verbracht, Radio- und Fernsehberichte zu verfolgen. In Europa oder den USA gab es so gut wie keine Reaktion, im Gegensatz zu anderen Teilen der Welt. Wie hätten wir darauf reagiert?
    Nehmen wir an, eine Macht wäre stark genug, um zu verfügen, daß eine große Anzahl von Amerikanern Hungers stirbt. Wäre das ein ernstzunehmendes Problem? Aber auch diese Analogie geht am Kern der Sache vorbei. Afghanistan ist nach der sowjetischen Invasion und den von Washington unterstützten Kriegen seinem Schicksal über-lassen worden. Es ist großenteils zerstört und die Bevölkerung verzweifelt. Was sich dort abzeichnet, ist eine der schlimmsten humanitären Krisen der Gegenwart.
    Die Vereinigten Staaten kaschieren ihren Terrorismus mit der Doktrin von der »Kriegsführung niederer Intensi-tät«, zu der sie sich offiziell verpflichtet haben. Wenn man Staatsverbrechen 39
    die gängigen Definitionen dieser Art von Kriegsführung mit den Definitionen von »Terrorismus« im US-Strafgesetzbuch oder in Armeehandbüchern vergleicht (siehe dazu Kap. I), so gleichen sie sich aufs Haar. Terrorismus ist der Einsatz von Zwangsmitteln gegen die Zivilbevölkerung, um politische, religiöse oder andere Ziele zu erreichen. Genau das war der Angriff auf das World Trade Center, ein besonders erschreckendes terroristisches Verbrechen.
    Den offiziellen Definitionen zufolge ist Terrorismus Bestandteil staatlichen Handelns, was natürlich nicht nur für die Vereinigten Staaten gilt. Und er ist gerade nicht, wie oft behauptet wird, »die Waffe der Schwachen«.
    Anmerkungen
    1 George Gedda, AP, 6. Oktober 2001. [Die Sandinisten verloren die Wahl. Anm. d. Üb.}
    2 Anm. d. Üb.: Der Attentäter, Timothy McVeigh, wurde eher durch einen Zufall gefaßt und zum Tode verurteilt. Er starb durch eine Gift-spritze.
    3 Jonathan Belke, Boston Globe, 22. August 1999.
    4 Tom Carnaffin, ein technischer Manager, der »gute Kenntnisse« über die zerstörte Fabrik besitzt; zit. in Ed Vulliamy, Henry McDonald, Shyam Bhatia und Martin Bright, London Observer, 23. August 1998, Titelgeschichte, S. 1.
    5 Patrick Wintour, Observer, 20. Dezember 1998.
    6 James Astill, Guardian, 2. Oktober 2001.
    7 Jonathan Belke und Kamal El-Faki, Lageberichte für die Near East Foundation.
    8 Mark Huband, Financial Times, 8. September 1998.
    9 James Risen, New York Times, 30. Juli 1999.
    10 Vgl. David Rose, Observer, 30. September 1999, über eine Recherche dieser Zeitung.
    IV. Usama Bin Ladin und die USA
    Bin Ladin und seine Ziele
    Ob Bin Ladin nun hinter dem Anschlag steckt oder nicht, er teilt auf jeden Fall, wie die ausführlichen Interviews zeigen, die Robert Fisk mit ihm geführt hat, den in der arabischen Region weitverbreiteten Zorn über die Politik der USA im Nahen und Mittleren Osten - vor allem über die US-amerikanische Militärpräsenz in Saudi-Arabien und die Unterstützung der israelischen Palästina-Politik.
    Viele, die sich mit der Lage in Afghanistan auskennen, bezweifeln, daß Bin Ladin über die notwendigen logisti-schen Fähigkeiten verfügt, einen so raffiniert geplanten Anschlag von einer Höhle in den Bergen aus zu steuern.
    Aber daß seine Organisation daran beteiligt war, ist höchst plausibel, und daß er seine Anhänger zu motivieren vermag, ist bekannt. Es handelt sich bei diesen Terrororganisationen um dezentralisierte, nichthierarchische Strukturen, deren Kommunikation untereinander möglicherweise sehr begrenzt ist. Vielleicht sagt Bin Ladin die Wahrheit, wenn er angibt, von der Operation nichts ge-wußt zu haben.
    Hingegen weiß er sehr genau, was er will, und läßt dar-
    über weder den Westen noch die arabische Welt, die er durch seine Interviews und Verlautbarungen erreicht, im Unklaren. Für ihn werden Saudi-Arabien und andere Staaten der Region von korrupten und unterdrücken-42 Noam Chomsky
    sehen Regierungen beherrscht, die nicht wirklich »islamistisch« sind. Und er ist mit seiner Organisation bereit, Muslime überall dort zu unterstützen, wo sie gegen die
    »Ungläubigen« kämpfen, also in Tschetschenien, Bosnien, Kaschmir, Westchina, Südostasien, Nordafrika. Diese Organisationen haben einen Heiligen Krieg geführt, um die Sowjets (die sich in den Augen der Taliban von Briten und Amerikanern nicht wesentlich unterscheiden) aus Afghanistan zu vertreiben, und ihnen ist noch mehr daran gelegen, die
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