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The American Monstershow in Germany

The American Monstershow in Germany

Titel: The American Monstershow in Germany
Autoren: David Pawn
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ekstatisch weinen sah, begann auch er ein hilfloses Wehgeschrei. Er klammerte sich an die Beine seiner Mutter und wiederholte aufgelöst immer wieder: „Mama ... Mama ...“
    Seine Schwester schrie ebenfalls noch immer. Allerdings hatte sie das bisherige Wehklagen so angestrengt, dass sie nur noch vereinzelte Schluchzer hervorbrachte. Es klang wie fernes Wolfsgeheul in der Weite von Alaska.
    Hans-Peter war am Rande des Abgrunds. Ein Schritt noch und auch er würde in diese Schlucht stürzen, die Hysterie hieß. Er sah, wie sich die Wohnzimmertür zeitlupenhaft langsam öffnete. Offenbar hatte es dieses Monster nicht eilig. Es wusste, dass sie ihm nicht entkommen würden.
    Die Tür war geöffnet und wurde von der schwarzen Schleimmasse fast völlig au sgefüllt. Es gab ein saugendes Geräusch, und die Tentakel verschwanden wieder im Körper des Dings. Dies war der Moment, da Steffi wieder ein wenig zu sich kam. Das Schreiweinen der Wahnsinnigen wich dem stillen, hilflosen Schluchzen eines verirrten Kindes. Sie strich mit einer beruhigenden, wenn auch hilflosen Geste über Milans Kopf. Milan klammerte sich noch immer angstvoll an ihren Beinen fest. Nicht den geringsten Blick wagte er zur Tür zu richten.
    „ Ent...“, Steffi schniefte, „entschuldige, es war nur ... was, wenn es uns berührt hätte. Ich ... ich dachte für einen Moment, dann verwandeln wir uns vielleicht auch in solche Monster.“
    „ Ist schon gut.“ Hans-Peter wusste, dass sie nur eine Chance zur Verteidigung hatten, wenn sie einen kühlen Kopf bewahrten. „Was nun?“
    „ Wir müssen die Polizei rufen“, antwortete Steffi. „Aber wie, wir haben kein Telefon, und aus der Wohnung kommen wir im Moment nicht raus.“
    „ Ich gehe zum Fenster und rufe um Hilfe“, fiel Steffi ein. „Wenn es mir folgt, kannst du zur Wohnungstür hinaus entkommen und anrufen.“
    „ Und dich lasse ich mit den Kindern hier zurück?“ Hans- Peter entsetzte sich bei dieser Vorstellung. Es war als habe Steffi ihm angeboten, sie zu töten und an das Monster zu verfüttern.
    „ Es wird schon jemand reagieren, wenn ich um Hilfe rufe“, gab Steffi sich zuversichtlich. Sie wich langsam seitlich aus und versuchte, zum Fenster zu gelangen. Das Monster ruckte an und bewegte sich ein bisschen vorwärts.
    „ Vorsicht, es hat etwas gemerkt“, rief Hans-Peter seiner Frau zu, die auf halbem Wege zum Fenster war. Milan hing noch immer an ihr wie eine Kugel am Bein eines Sträflings.
    Für Sekunden herrschte plötzlich eine gespannte Ruhe. Keine der beteiligten Parteien rührte auch nur ein Glied. Das schwarze Etwas verharrte wie ein gigantischer Pudding. Steffi und ihr Mann wechselten ahnungsvolle Blicke.
    Dann geschah es. Das Monster sandte wieder eines seiner Tentakel aus. Es war diesmal nicht stärker als ein Bleistift und erreichte die Geschwindigkeit eines Pfeils. Es flog keine fünf Zentimeter an Steffis Nasenspitze vorbei und blieb dann in der Luft hängen wie ein schwarzer Schlagbaum. In der Seefahrt nennt man so etwas einen Schuss vor den Bug, und es bedeutet: Sofort stoppen!
    „Verdammt!“ fluchte Hans-Peter so laut und inbrünstig, dass Milan sofort wieder mit Geheul anfing.
    Steffi taumelte zwei Schritte zurück in Richtung Zimmermitte. Sie hatten die Mö glichkeiten dieses Dings offenbar unterschätzt.
    Doch da fiel Hans-Peter etwas ein. „Wo ist das K.O.-Spray, das du dir vorigen Monat gekauft hast?“ fragte er seine Frau.
    „ Meinst du, das wird etwas bewirken?“ antwortete Steffi mit einer Gegenfrage.
    „ Mein Gott, irgendwas müssen wir doch probieren“, fuhr Hans-Peter auf. „Sollen wir abwarten und zusehen, wie es uns kaputt macht?“ Hans-Peter hatte erst „auffrisst“ sagen wollen, verkniff es sich aber noch im letzten Augenblick.
    „ In der Küche“, erwiderte Steffi nun bereitwillig. „Es steht oben im hohen Schrank neben dem Pflaster und diesem Zeug.“
    „ Gut, ziehen wir uns in die Küche zurück“, entschied Hans-Peter kurzentschlossen.
    „ Wenn es uns nicht lässt?“ Steffi war einem zweiten hysterischen Anfall sehr nahe.
    Hans-Peter unterließ es geflissentlich, auf die Frage zu antworten. Sie war fatalistisch.
    Das schwarze Monstrum rührte sich weiterhin nicht. Als Steffi Gravenbruch langsam zu ihrem Mann zurückkehrte, zog es sogar das lange, dünne Tentakel wieder ein.
    Gemeinsam zog sich die Familie Gravenbruch nun in die Küche zurück. Das schwarze, schleimige Ding folgte ihnen so, dass es sie ständig unter Beobachtung
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