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The American Monstershow in Germany

The American Monstershow in Germany

Titel: The American Monstershow in Germany
Autoren: David Pawn
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eines Bogens, und wenn Frank sie nur ein wenig unvorsichtig berührte, so schoss sie ihre Pfeile auf ihn ab. Immer waren es Kleinigkeiten, die Diana echauffierten. An einem Tag warf sie mit den Schuhen nach Frank, die dieser ihrer Meinung nach zu unordentlich im Regal platziert hatte, an einem anderen verdächtigte sie ihn der Untreue, weil er fünf Minuten zu spät aus der Filiale heimgekehrt war, ohne ihr dies vorher zu sagen. Diana war in diesen Situationen kaum Herrin ihrer Sinne und Taten, denn der Gitarrist übte weiterhin den Säbeltanz in ihrem Hirn, er wurde einfach nicht müde, ihn zu spielen. Erst nach dem Abendessen, wenn Diana abgewaschen hatte, verzog sich der üble Geselle und machte für schönere Klänge in ihrem Hirn Platz.
    Diana machten die allabendlichen Szenen nach Franks Rückkehr von der Arbeit weitaus mehr zu schaffen, als dieser sich träumen ließ. Immer wieder kam in ihr die Furcht auf, eines Abends, wenn sie wieder einmal stritten, würde Frank seinen Mantel packen und für immer verschwinden. Vielleicht war es das, was dieser Gitarrist in ihrem Kopf bezweckte, Frank und sie trennen. Diesem Treiben musste sie Einhalt gebieten, unbedingt!
    Doch kaum tauchten ihre Hände in das angenehm warme Spülwasser, da ve rklang die wilde Musik, die Dissonanzen verstummten und machten seichten Harmonien Platz, auf denen sie schweben konnte in ein Reich über den Wolken. Sie erledigte den Frühstücksabwasch und den vom Mittag jedes Mal so, dass der Gitarrist in ihrem Hirn gestoppt wurde, kaum dass er mit dem Übungsprogramm begonnen hatte. Doch am Abend war er jedes Mal voll da, gerade wenn Frank nach Hause kam. Ihr würde also nichts anderes übrig bleiben, als immer kurz zuvor noch einen kleinen Abwasch einzuschieben, um für den Abend fit zu sein. Aber was sollte sie abwaschen? Schließlich wollte Diana nicht, dass Frank irgendwelche dummen Fragen stellte, die sie selbst sich schon hunderte Male gestellt hatte.
    „ Was geht hier vor? Diana, bist du verrückt?“
    „ Frank, ich weiß es nicht“, hätte sie antworten müssen.
    Es wurde schlagartig besser, als Diana mit der neuen Taktik begann. Natürlich wunder te es Frank etwas, immer irgendwelchen belanglosen Krimskrams, Sachen, von denen er kaum wusste, dass es sie in ihrem Haushalt gab, im Abwasch vorzufinden - sauber und glänzend. Aber Diana hatte ihm erklärt, alle diese Dinge bedürften hin und wieder einer Reinigung, um nicht völlig unbrauchbar zu werden, und sie teile sich die Arbeit nur gleichmäßig ein. Da Frank nicht zu den Ehemännern gehörte, die argwöhnisch den erledigten Abwasch ihrer Angetrauten durchwühlen, bemerkte er auch nicht, dass einige Stücke bereits drei- oder gar viermal gereinigt worden waren. Frank bemerkte nur, dass er plötzlich wieder die charmanteste und zärtlichste, nachsichtigste und einfühlsamste Ehefrau der Welt hatte, und diese Erkenntnis war wahrlich nicht dazu angetan, Argwohn in ihm zu nähren. Dann kam das Wochenende mit dem Besuch bei Stella.
    Stella war nach Ingrid Dianas zweitbeste Freundin. Stella wohnte in einem kleinen Vorort, etwa eine Autostunde von der Stadt entfernt. Sie war seit fast acht Jahren mit Leib und Seele Hausfrau und hatte darin eine gewisse Perfektion erlangt. Ihr Mann, Hans-Georg, war ein erfolgreicher Werbefachmann und ansonsten genau das, was man sich unter einem Pascha vorstellt. Eine Frau musste in seinen Augen die drei großen B beherrschen - Backen, Beten, Bumsen - und sonst nichts. Mit Stella hatte er da wohl die Frau seiner Träume gefunden, zumindest was Backen und Bumsen anbelangt.
    Diana bereitete der Besuch bei Stella weitaus weniger Kopfzerbrechen als jener bei Ingrid, denn dieses Mal war man nur zu einem gemütlichen Abend beim Wein eingeladen. Eine derartige Abwechslung kam Diana sehr recht, denn seit dem verpatzten Besuch bei Ingrid waren die Distels abends nicht mehr gemeinsam ausgegangen. Diana nahm an, dass dieser Abend ihrer Ehe neuen Auftrieb geben würde, denn sie war mit deren Zustand trotz der Besserung durch das vorabendliche Abwaschprogramm nicht restlos zufrieden. Diana hatte für den Tag des Besuches ein sehr genaues Programm geplant. Der letzte Abwasch würde der von der Kaffeetafel sein, doch sie würde ihn bis kurz vor Abfahrt hinauszögern. Im Ernstfall würde sie sich zunächst für den Abend fertig machen, um dann in einem Moment puren Entsetzens zu bemerken, dass sie den Abwasch vom Nachmittag vergessen hatte. Dies war freilich
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