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Texas

Texas

Titel: Texas
Autoren: James A. Michener
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besonderes Augenmerk geschenkt hatte; es handelte sich um etwa fünfzehn Häuserblocks, die ohne allzu große Verluste abgerissen werden konnten. Sie wechselte auf eine Nebenfahrbahn hinüber und verlangsamte das Tempo, um die Gegend genauer betrachten zu können. Mit imaginären Bulldozern und schweren Abbruchhämmern ebnete sie die Häuser ein und errichtete an ihrer Stelle zwei hochaufragende Türme mit dazugehörigen Einkaufsstraßen. Achtundvierzig Stockwerke je Turm? Sechs Wohnungen je Geschoß? Aber die ersten vier Stockwerke für Büros.
    Futura sollte der Komplex heißen, und wenn sie jetzt aus alter Gewohnheit abends die Stadt umkreiste, wartete sie ungeduldig auf das Näherkommen ihres Projekts und analysierte es immer wieder von allen Seiten. Tagsüber, nach der Arbeit, fuhr sie durch die Gegend und stellte fest, daß siebzehn Häuserblocks abgerissen werden mußten, um das nötige Areal zu erhalten. Sie nahm Gespräche mit Gabe Klinowitz auf, um sich über die Bodenpreise zu informieren. Als sie die Zahlen im Kopf hatte, begann sie Pläne für eine großzügige Erschließung des Geländes zu entwerfen.
    Als sie schließlich einen Arbeitsetat aufgestellt hatte, war ihr klar, daß für einen so enormen Betrag - 210 Millionen Dollar -nur eine Quelle zur Verfügung stand, und so flog sie nach Dallas und legte Ransom Rusk ihre Pläne vor. Er steckte gerade tief in den Vorbereitungen für Reagans Wiederwahl, und Maggies Hoffnungen schwanden.
    »Weisen Sie mich ab, Ransom?«
    »Nein. Ich weise Houston ab. Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, in dieser Stadt ein großes Bauvorhaben zu starten. Viele Häuser stehen leer.«
    »An welche andere Stadt denken Sie?«
    »Austin.«
    Sie hatte nie in Erwägung gezogen, ihre Tätigkeit von einer Stadt mit mehr als zwei Millionen Einwohnern in eine andere zu verlegen, die nur ein Fünftel so groß war, aber Ransom beharrte auf seinem Standpunkt: »Houston vor zwanzig Jahren, das ist Austin heute.«
    »Kann es so etwas wie Futura aufnehmen?«
    Er wich einer direkten Antwort aus. »Das ist ja ein gräßlicher Name. Klingt wie eine Seife.«
    »Was würden Sie vorschlagen?«
    »Der Name muß Klasse haben. Etwas Englisches wie Bristol oder Warwick Towers. Aber die gibt es schon.« Er schnippte mit den Fingern. »Ich hab’s. The Nottingham. Und als Logogramm die Konturzeichnung von Robin Hood mit seiner komischen Mütze. Wir werden die feinste Adresse von ganz Texas daraus machen.«
    Die Vorstellung von Ransom Rusk als moderner Robin Hood, der von den Armen nahm, um den Reichen zu geben, hätte Maggie beinahe zum Grinsen gebracht, aber sie konzentrierte sich auf das Hauptproblem. »Woher nehmen wir die zweihundert Millionen?«
    Ohne zu zögern antwortete er: »Von den Westdeutschen oder den Arabern. Die brennen darauf, in Texas zu investieren.« Und schon rief er seinen Bankier in Frankfurt an: »Hören Sie mal, Karl Philip, habt ihr immer noch die Gelder zur Verfügung, von denen wir vorigen Monat gesprochen haben? Gut. Ich merke Sie für zweihundert Millionen vor. Nein, nicht Houston. Dort tritt man jetzt auf der Stelle. Auch Dallas nicht. Zu dicht bebaut. Austin.« Eine Pause. »Hauptstadt des Staates, das neue Elektronikzentrum der Nation. Die Stadt mit dem schnellsten Wachstum. Da ist jetzt mehr los als bei jedem Ölboom.«
    Er legte auf und gab Maggie einen einfachen Auftrag: »Fliegen Sie sofort nach Austin hinunter, machen Sie die beste Gegend ausfindig und suchen Sie sich jemanden, der die in Frage kommenden Grundstücke heimlich aufkauft.«
    Rusks Wagen brachte sie zu seinem Flugzeug, und in weniger als vierzig Minuten landete sie auf dem Flughafen von Austin, wo sie vier hektische Tage erwarteten.
    In einem Mietwagen erforschte sie die reizende kleine Stadt und zählte mindestens ein Dutzend Riesenkräne, die damit beschäftigt waren, bemerkenswert hohe Gebäude zu errichten. »Mein Gott!« rief sie. »Das ist ja wahrhaftig das neue Houston!« Noch am gleichen Nachmittag stieß sie auf einen jungen Mann, einen gewissen Paul Sampson, vor kurzem aus Indianapolis zugezogen, der sie an Todd Morrison im Jahre 1969 erinnerte. Er hatte die gleiche draufgängerische Art, den gleichen nervösen Eifer und ließ auf gleiche Weise erkennen, daß er das nötige Geschick besaß, um Geschäfte zum Abschluß zu bringen. Er arbeitete für eine große Immobilienfirma, aber man durfte annehmen, daß sie in zwei Jahren ihm gehören würde. Bis zum Abend hatte er Maggie sechzehn
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