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Teuflische Lust

Teuflische Lust

Titel: Teuflische Lust
Autoren: Kerstin Dirks
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nippte an ihrem Tee. Er war noch immer sehr heiß.
    »Wie sieht es denn bei Ihnen aus?«
    Die Frage überraschte Alexia und im ersten Moment wusste sie nicht recht, was Frau Wagner eigentlich meinte.
    »Mit der Liebe, Kindchen«, fügte sie zwinkernd hinzu, alswäre es das Selbstverständlichste, dass es um die Liebe ging, wenn sich zwei Frauen unterschiedlichen Alters miteinander unterhielten.
    Alexia spürte, wie ihre Wangen sich röteten. Das war eine ziemlich private Angelegenheit. Aber tatsächlich hatte sich etwas Unerwartetes entwickelt. Über das Internet. Er hieß Sven, war selbständig und seit zwei Jahren Single. Außerdem liebte er Science-Fiction-Filme, lange Abendspaziergänge und sammelte allerlei Kitsch, genau wie sie. In Alexias Glasvitrine stapelten sich Porzellanfiguren, Muscheln, die sie während ihres letzten Ostseeurlaubs gesammelt hatte, und sogar ein Pokal aus ihrer Schülerlotsenzeit hatte einen Ehrenplatz gefunden.
    Frau Wagner blickte sie neugierig über den Rand ihrer Tasse hinweg an und schlürfte ihren Tee.
    »Ich habe eine Verabredung. Heute Nachmittag.«
    Die alte Dame setzte die Tasse ab und lächelte breit. Dieses Mal gewährte sie Alexia einen Blick auf ihre Zahnlücken. Seltsamerweise sah das gar nicht abschreckend aus, irgendwie passte es zu ihrer Erscheinung.
    »Ach, das freut mich.« Bevor Frau Wagner weitere Fragen stellen konnte, fiel Alexias Blick auf die Uhr. »Es ist fast 11 Uhr. Ich muss wirklich langsam los. Zur Uni. Vielen Dank für den Tee.« Sie schüttelte Frau Wagner herzlich die Hand. Diese wollte sich erheben, aber Alexia winkte ab. »Nicht nötig. Ich finde allein hinaus. Bis bald.«
    Schon war sie im Hausflur und stürmte die Treppe hinauf. Zuhause nahm sie erst einmal eine heiße Dusche. Dann wickelte sie sich in ein riesiges Handtuch und packte ihre Unterlagen für das Seminar über Entwicklungspsychologie in ihren Rucksack. Glücklicherweise hatte sie heute nureinen Kurs. Dann fiel ihr ein, dass sie den Trockner vor ihrem Aufbruch angestellt hatte, und dass der mittlerweile ausgegangen war.
    Sie rannte in die Küche, verlor dabei fast das Handtuch, das sie um ihren nassen Schopf gewickelt hatte, und öffnete die Trommel, um die Wäsche herauszuholen. Als sie zurückkam, warf sie die schranktrockenen Pullover und Hosen auf den Hocker in der Ecke und schnappte sich ihren Föhn. Es war wohl ein Fehler gewesen, Frau Wagners Einladung anzunehmen. Jetzt geriet sie immer mehr unter Zeitdruck. Sie versuchte, mit einem Lockenstab etwas Volumen in ihren roten Bob zu bringen, aber weil sie vergessen hatte, Haarfestiger zu besorgen, war das ein vergebliches Unterfangen. Da fiel ihr ein, dass Papa ihr für diesen Monat noch gar kein Geld überwiesen hatte. Sie war nicht unbedingt stolz auf den Umstand, dass er ihre Miete und alle weiteren Kosten, die im Laufe des Monats anfielen, übernahm. Aber ihm gehörte eine große Werbeagentur und er unterstützte sie gern. Außerdem konnte sie sich so voll und ganz auf ihr Studium konzentrieren.
    Ihre Haare waren nun endlich trocken, aber sie wirkten zerzaust und sehr fein. Als Alexia in ihr Schlafzimmer zurückkam, bemerkte sie, wie ihr Gingerkater Karli mit einer Pfote die Wäsche vom Hocker zog. »Hör auf, Karli«, sagte sie zornig und hielt die Spritzflasche bereit. Aber Karli ließ sich nicht durch ihre Ermahnung stören. Alexia warf einen Blick auf die Uhr. Sie hatte noch eine Dreiviertelstunde. Das würde knapp werden.
    Sie hob die Hosen und Pullover hoch und merkte, wie klamm die Wäsche noch war. Schranktrocken bedeutete leider nicht wirklich trocken. Sie holte den Wäscheständerhervor und stellte ihn auf, als sie plötzlich ein lautes, männliches Aufstöhnen vernahm. Abrupt hielt sie in ihrer Bewegung inne und blickte sich irritiert um. Stille. Hatte sie es sich nur eingebildet?
    Da war es wieder. Tief, männlich, animalisch. Es dauerte eine Weile, ehe sie es zuordnen konnte. Das Stöhnen kam aus der Wohnung nebenan.
    Verblüfft lauschte sie, bis sie keinen Zweifel mehr hatte, dass es sich um ihren Nachbarn Marcel Klett handelte.
    Das Stöhnen wurde lauter. Es klang fast ein wenig gruselig. Alexia ging ins Bad, um das Handtuch aufzuhängen und sich anzuziehen. Eine weiße Bluse und einen roten Faltenrock. Als sie wieder in ihr Schlafzimmer kam, hörte sie sogar ein leises Schaben. Es klang so, als wollte jemand ein Bett verrücken.
    Alexia stöhnte ihrerseits, aber ihr Stöhnen war gewiss kein Stöhnen der Lust. So wie
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