Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
nachgedacht, was du heute Morgen gesagt hast. Über uns. Und mir ist klar geworden, dass du Recht hast. Ich kann mich nicht um dich kümmern, wenn ich jeden Tag nach Leeds muss. Also habe ich gekündigt…«
    »Was?« Matt wusste, was Richard dieser Job bedeutet hatte. Er war völlig sprachlos.
    »Ich wollte nicht, dass du wieder an diesem FED-Programm teilnimmst. Ich habe versprochen, mich um dich zu kümmern, und das werde ich von jetzt an auch tun. Ich kann mir genauso gut einen Job in York suchen.« Richard seufzte. »Außerdem war es doch gut, dass ich heute Abend hier war. Oder hätte es dir besser gefallen, mit den beiden vom Nexus allein zu sein?«
    »Ist es wirklich in Ordnung, dass ich Nein gesagt habe?«, vergewisserte sich Matt.
    »Klar. Wenn du William Morton nicht treffen willst, musst du es auch nicht tun. Du hast die Wahl, Matt.«
    »Da ist Miss Ashwood aber anderer Meinung.«
    »Sie hat keine Ahnung. Hier bist du sicher. Solange du in York bleibst, kann dir nichts passieren – von einer Lebensmittelvergiftung vielleicht mal abgesehen, denn ich werde jetzt kochen!«
     
    Siebzig Meilen entfernt kam ein Mann namens Harry Shepherd gerade aus einer Autobahnraststätte. Er war ein paar Stunden zuvor in Felixstowe gestartet und auf dem Weg nach Sheffield. Als es dunkel wurde, hatte er angehalten, um etwas zu essen und eine Tasse Tee zu trinken. Als Fernfahrer war er verpflichtet, Pausen einzulegen. Außerdem mochte er diese Raststätte, denn hier gab es eine Bedienung, mit der er gern plauderte. Als er losfuhr, war es dunkel, und es hatte angefangen zu regnen. Er schaltete in den zweiten Gang und wollte wieder auf die Autobahn hinausfahren, als er sie entdeckte. Sie stand am Straßenrand und hielt den Daumen hochgereckt. Diese Geste war eindeutig: Sie suchte nach einer Mitfahrgelegenheit.
    Leute, die per Anhalter fahren wollten, sah er nur noch selten. Es galt als zu gefährlich. Der Anhalter war eine Frau, und sie schien mittleren Alters zu sein. Sie trug einen Mantel, der nicht so aussah, als wäre er wasserdicht, und das nasse Haar hing ihr über den Kragen. Sie tat Harry Leid. Irgendwie erinnerte sie ihn an seine Mutter, die allein in einer Einzimmerwohnung in Dublin lebte. Spontan nahm er den Fuß vom Gas und trat auf die Bremse. Die Frau rannte auf die Beifahrertür zu.
    Harry war klar, dass er gegen alle Regeln verstieß. Anhalter mitzunehmen, war streng verboten. Vor allem, wenn er Benzin transportierte. Aber eine Stimme in seinem Kopf forderte ihn auf, der Frau zu helfen. Er konnte es sich selbst nicht erklären.
    Gwenda Davis sah, wie der Tankwagen zum Stehen kam. SHELL stand in großen Buchstaben auf dem silbernen Tank, der die Lichter der Raststätte reflektierte. Sie hätte schon längst weiter nördlich sein müssen. Es war ein Fehler gewesen, das Haus in der Eastfield Street ohne Geld zu verlassen. Sie hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, von jemandem mitgenommen zu werden. Ihr war klar, dass sie Rex McKenna enttäuschte. Sie hoffte nur, dass er nicht wütend auf sie war.
    Aber jetzt hatte sie endlich Glück. Sie wischte sich den Regen aus den Augen und öffnete die Beifahrertür. Es war schwierig, in die Kabine zu klettern, aber sie schaffte es. Noch immer baumelte die Handtasche an ihrem Arm. Der Fahrer war ein Mann um die dreißig. Er hatte blonde Haare und ein albernes Schuljungengrinsen im Gesicht. Er trug einen Overall mit einem Firmenlogo auf der Brust.
    »Wo soll’s denn hingehen?«, fragte er.
    »Nach Norden«, sagte Gwenda.
    »Bisschen spät, um so ganz allein noch unterwegs zu sein«, meinte Harry.
    »Wohin fahren Sie?«, wollte Gwenda wissen.
    »Sheffield.«
    »Vielen Dank fürs Anhalten.« Gwenda schlug die Tür zu. »Ich dachte schon, ich würde die ganze Nacht hier stehen.« »Schnallen Sie sich an.« Der Mann lächelte. »Mein Name ist Harry.«
    »Und meiner Gwenda.«
    Gwenda tat, was er sagte. Sie sorgte aber auch dafür, dass der Sicherheitsgurt ihre Bewegungsfreiheit nicht einschränkte. Sie hatte ihre Tasche mit der Axt neben sich, und beschloss, Harry damit niederzuschlagen, sobald sie langsamer wurden. Sie war zwar noch nie einen Tanklaster gefahren, aber mit Rex McKennas Hilfe würde sie auch das schaffen.
    Immerhin hatte sie eine sehr gefährliche Waffe gegen Matt aufgetrieben: zehntausend Liter Benzin.

FEUERALARM
    Als Matt am nächsten Tag zur Schule ging, ahnte er schon, was ihm bevorstand.
    Von den Erwachsenen würde ihm keiner die Schuld für das geben,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher