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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib
Autoren: Andreas Franz
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bitte, ich setze mich hin und beobachte Sie beim Frühstücken. Und ich hoffe, der Richter zeigt sich einsichtig und unterschreibt den Wisch, der Ihnen einen angenehmen Knastaufenthalt beschert«, fuhr er zynisch fort.
    »Das hoffe ich auch. Schmeckt übrigens gut.«
    Brandt enthielt sich einer Antwort, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Der Beamte kam nur wenige Minuten später mit dem Kaffee und dem Brötchen für Brandt, der sich noch einmal bedankte und ebenfalls aß.
    Nachdem Neuendorf den letzten Bissen gegessen und seinen Kaffee ausgetrunken hatte, sagte er: »Und jetzt?«
    »Jetzt warten wir geduldig, Sie haben ja Zeit genug«, erwiderte Brandt und sah in den folgenden Minuten immer wieder zur Uhr.
    Um 8.10 Uhr erschien Elvira Klein mit Dr. Friedrich. Sie hatte das von Richter Hagedorn unterzeichnete Schreiben in der Hand und legte es auf den Tisch.
    »Hier, wie von Ihnen gewünscht«, sagte sie.
    Neuendorf las den Inhalt durch und nickte.
    »Johannes«, sagte Dr. Friedrich und setzte sich zu seinem Mandanten, »kannst du mir bitte erklären, was das zu bedeuten hat? Hast du wirklich diese Frauen umgebracht?«
    »Wird wohl so sein. Deine Unterschrift fehlt noch.«
    »Natürlich, aber ich wollte erst aus deinem Mund hören …«
    »Nun setz schon deinen Karl-Otto drunter und fertig. Ich will mich nur noch ausruhen.«
    Friedrich unterschrieb und gab das Schreiben Elvira Klein, die als Letzte unterzeichnete.
    »Ich denke, damit haben wir alle juristischen Formalien erledigt«, sagte sie. »Und nun verraten Sie uns, wo wir Erika und Juliane Trautmann finden.«
    »Ich würde Sie gerne hinführen. Das ist der letzte Wunsch, den ich habe. Sie können mich auch in Ketten legen, ich möchte nur dabei sein, wenn Sie sie befreien.«
    »Warum?«, fragte Elvira mit zusammengekniffenen Augen.
    »Das erfahren Sie dort. Es ist die Antwort auf Ihre drängendsten Fragen. Keine Angst, ich habe nichts vor, was noch irgendjemandem schaden könnte.«
    »Hand- und Fußfesseln, zwei Wachleute neben ihm«, sagte Elvira. »Wohin geht die Fahrt?«
    »Sie müssen sich auf mich verlassen, aber ich schwöre, ich lege Sie nicht rein.«
    Brandt nickte Elvira zu. »Also gut, das ist aber der letzte Wunsch, den wir Ihnen erfüllen werden.«
    »Danke, ich werde Ihnen das ganz bestimmt nie vergessen.« Neuendorf ließ sich an Händen und Füßen fesseln und wurde von zwei Beamten zu dem Mercedes Vito geführt. Um 8.38 Uhr fuhr der große Mercedes vom Hof, gefolgt von dem BMW mit Brandt und Klein.
    Nach sechsundzwanzig Minuten hielten sie vor einem Haus in Dreieichenhain, einem unscheinbaren, kleinen Haus in einer ebenso
     unscheinbaren Siedlung.

Montag, 9.04 Uhr
    S ie stiegen aus, ein paar Gaffer standen hinter den Fenstern ihrer Häuser und wunderten sich über das große Polizeifahrzeug in ihrer sonst so ruhigen Wohngegend.
    »Ein Ersatzschlüssel hängt hier neben der Tür«, sagte Neuendorf und deutete mit dem Kopf auf einen Holzpfosten.
    »Wo?«, fragte einer der Beamten.
    »Natürlich so, dass man ihn nicht gleich sehen kann. Greifen Sie mal dahinter.«
    »Okay, hab ihn.«
    »Ist das Ihr Haus?«, fragte Brandt.
    »Nee, ich hab’s für ’n Appel und ’n Ei von einer alten Dame gemietet, die in einem Seniorenstift wohnt.«
    Sie bewegten sich mit langsamen Schritten auf das Haus zu, nahmen vorsichtig die vier Stufen, der Beamte schloss die Haustür auf. Neuendorf sagte: »Sie sind unten.«
    Brandt und Klein gingen vor, machten das Licht an und sahen zwei offene Türen und eine geschlossene.
    »Jetzt machen Sie schon auf, dahinter finden Sie sie.«
    »Wenn ich die Klinke runterdrücke, fliegen wir dann in die Luft?«, fragte Brandt und sah Neuendorf an.
    »Sie haben wohl auch zu viele US -Serien und Actionfilme gesehen, was? Ich wüsste nicht mal, wie man Sprengstoff herstellt.«
    Brandt öffnete die Tür, betätigte den Lichtschalter und stand in einem gut zwanzig Quadratmeter großen Raum. In der Mitte saßen die beiden nackten Frauen geknebelt und gefesselt. Juliane Trautmann sah die Eintretenden mit großen Augen an, während ihre Mutter ganz langsam die Augen öffnete.
    Brandt und Elvira befreiten sie von den Knebeln, danach schnitt Brandt mit seinem Schweizer Messer die Fesseln durch.
    »Bring mal die Klamotten her!«, fuhr Brandt einen der Beamten an, der erst Juliane, danach Erika Trautmann ihre Kleidungsstücke gab. »Ziehen Sie sich an, wir drehen uns so lange um«, sagte Brandt. »Brauchen Sie einen
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