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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib
Autoren: Andreas Franz
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aufging und Schulze ihn herauswinkte.
    »Was gibt’s?« Brandt atmete tief durch. »Der Typ bringt mich zur Verzweiflung.«
    »Vielleicht muntert dich das ein bisschen auf«, sagte Schulze und reichte Brandt ein Foto. »Hier, das haben die Kollegen von der Spusi in seinem Haus gemacht. Damit hast du ihn.«
    Brandt blickte ungläubig auf das Foto. »Das ist ja wie ein Altar …«
    »Ein Schrein«, verbesserte ihn Schulze. »Er hat von jedem seiner bisherigen Opfer ein Bild angebracht und Teelichte aufgestellt. Der Schrank war abgeschlossen, sie haben ihn aufgebrochen und das vorgefunden. Und nicht nur das, sondern auch mehrere Olivenzweige, ein Glas Oliven und weiße Taubenfedern. Du hast ihn, und jetzt mach ihn fertig.«
    Schulze klopfte Brandt auf die Schulter, der drehte sich um und ging zurück in das Vernehmungszimmer.
    »Herr Neuendorf, das Spiel ist aus. Hier«, sagte Brandt und legte das Foto auf den Tisch, »das hat die Spurensicherung bei Ihnen gefunden. Damit sind Sie überführt. Sie haben sechs Frauen umgebracht, das heißt, Sie werden nie wieder nach Hause zurückkehren.«
    »Nach Hause? Scheiße, Mann, was ist denn schon ein Zuhause? Ich hatte nie eins, und ich werde auch nie eins haben. Okay, ich gebe zu, diese Frauen getötet zu haben. Und jetzt?«
    »Und jetzt?«
    Brandt führte sein Gesicht ganz dicht an das von Neuendorf heran, so dass dieser seinen Atem spüren konnte. »Und jetzt verraten Sie mir, was Sie mit Erika und Juliane Trautmann gemacht haben!«
    Neuendorf schüttelte den Kopf. »Ich will einen Deal, vorher sage ich nichts, und ich garantiere Ihnen, Sie werden sie nicht finden, vielleicht in ein paar Monaten oder Jahren, wenn sie nur noch Skelette sind und die Spinnweben sich zwischen den Knochen ausgebreitet haben.«
    »Sie haben wohl zu viele US -Serien gesehen, was? Hier bei uns machen wir keine Deals. Tut mir leid.«
    »Dann tut es mir auch leid. Sie werden sich damit abfinden müssen, für den Tod von zwei Frauen verantwortlich zu sein. Mir kann es egal sein, ich werde sowieso für den Rest meines Lebens in den Knast wandern, aber den Knast kenne ich ja schon aus meiner Kindheit und Jugend. Halb so wild, ich habe keine Angst. Doch Sie sollten welche haben, wenn Sie keinem Deal zustimmen. Quid pro quo oder auch manus manum lavat, eine Hand wäscht die andere. Sie wollen zwei Frauen retten, dann tun Sie’s, aber zu meinen Bedingungen. Und ich will diesen Deal schriftlich, unterzeichnet von einem Richter und einem Staatsanwalt. Vorher bekommen Sie keine Informationen.«
    »Warten Sie«, sagte Brandt und ging wieder nach draußen.
    »Was soll ich tun?«, fragte er Schulze, der nur die Schultern zuckte. »Wir sind nicht befugt, solche Deals auszuhandeln …«
    »Ach komm, andauernd werden Deals ausgehandelt, guck dir bloß die ganzen Wirtschaftsverbrecher an, die Bankbosse, die Aufsichtsräte, die Vorstands …«
    »Mann, ich kenn die Leier …«
    »Ja, genau. Deals werden andauernd ausgehandelt, nur erfährt die Öffentlichkeit nichts davon. Du willst zwei Frauen retten? Also, frag ihn …«
    »Was soll er fragen?« Elvira Klein war um die Ecke gekommen und stand mit einem Mal vor ihnen.
    Brandt erklärte ihr in knappen Worten, was in den letzten gut fünfundsiebzig Minuten passiert war, auch dass Neuendorf den größten Teil seiner Kindheit und Jugend in einem katholischen Waisenhaus zugebracht hatte. Schließlich sagte er: »Wie sieht’s aus, können wir auf seine Forderung eingehen?«
    »Du meinst, ob wir einen Deal machen können? Was verlangt er denn?«, fragte Elvira.
    »Keine Ahnung, ich hab ihn noch nicht gefragt.«
    »Dann lass uns reingehen und es herausfinden. Wir werden sehen, was wir tun können«, sagte sie geschäftsmäßig kühl und ging vor Brandt in das Vernehmungszimmer.
    »Oh, Sie haben Verstärkung mitgebracht«, sagte Neuendorf und grinste. »Eine hübsche Frau in diesem kargen Gemäuer, das ist, als wenn die Sonne aufgeht. Entschuldigung, aber es ist wirklich ungemütlich hier drin.«
    »Ich bin Staatsanwältin Klein«, sagte sie, stellte ihre Tasche auf den Boden und fuhr fort: »Ich habe gehört, Sie wollen einen Deal. Was genau haben Sie sich vorgestellt?«
    »Sie kommen aber schnell auf den Punkt.« Neuendorf legte die Unterarme auf den Tisch und faltete die Hände. »Aber gut, ich liebe es auch kurz und schmerzlos – manchmal. Ich möchte nach Weiterstadt, ich möchte Einzelhaft sowie einen Fernseher und eine Stereoanlage in meinem Zimmer. Und noch
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