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Teufelskreis

Teufelskreis

Titel: Teufelskreis
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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halbe Meile vor der Küste nahe Ratchet, eine Stunde vom Hafen entfernt.”
    Jaina nickte. „Ich lasse das untersuchen. Diese Patrouillen werden von Northwatch aus koordiniert.”
    Thrall spannte sich an.
    „Was ist?”
    Der Ork drehte wandte sich ihr zu, um ihr ins Gesicht zu sehen. „Ich werde von vielen Seiten dazu gedrängt, Northwatch mit Gewalt zurückzuerobern.”
    „Auch ich werde von vielen Seiten gedrängt, und zwar, es unter allen Umständen zu halten.”
    Thrall und Jaina schauten einander an. Jetzt, da er sie erneut ansah, bemerkte Jaina etwas anderes in den blauen Augen des Orks: nicht länger Wut, sondern Verwirrung.
    „Wie konnte es so weit kommen?” Thrall stellte die Frage mit ruhigerer Stimme, alle Streitlust schien aus ihm verschwunden zu sein. „Wie konnte es so weit kommen, dass wir uns über so etwas Närrisches streiten?”
    Jaina musste lachen. „Wir sind Anführer, Thrall. Wir haben große Verantwortung.”
    „Anführer führen ihre Krieger in die Schlacht.”
    „Im Krieg, ja”, sagte Jaina. „In Friedenszeiten führen sie sie anders. Krieg ist eine große Mühsal, die das tägliche Dasein bestimmt. Aber wenn er vorbei ist, bleibt der Alltag übrig.” Sie ging zu ihrem alten Kampfgefährten und legte ihre kleine Hand auf seinen massigen Arm. „Ich werde den Vorfall untersuchen, Thrall, und die Wahrheit herausfinden. Und wenn meine Soldaten ihre Pflicht verletzt haben, dann, das schwöre ich dir, werden sie bestraft.”
    Thrall nickte. „Danke, Jaina. Ich entschuldige mich für die Vorwürfe. Aber mein Volk hat so viel erduldet. Ich habe so viel erduldet, und ich will meinesgleichen nicht noch einmal schlecht behandelt sehen.”
    „Das will ich auch nicht”, sagte Jaina sanft. „Und vielleicht…” Sie zögerte.
    „Was?”
    „Vielleicht sollten wir einen formellen Vertrag schließen. Weil du vorhin Recht hattest. Du und ich, wir trauen einander. Aber nicht alle Menschen und Orks sehen das genauso. Und so sehr wir es uns ja auch wünschen mögen, wir werden nicht ewig leben.”
    Thrall nickte. „Es ist oft so… schwierig, meine Leute daran zu erinnern, dass ihr nicht länger unsere Sklavenhalter seid. Sie wollen die Rebellion fortsetzen, obwohl die Zeit der Unterdrückung lange vorbei ist. Manchmal lasse ich mich auch mitreißen, besonders weil ich in Gefangenschaft von einer Kreatur aufgezogen wurde, die so bösartig wie irgendein Mitglied der Brennenden Legion war. Manchmal glaube ich das Schlechteste, und das wird auch mein Volk tun, wenn ich nicht mehr bin und sich niemand mehr an mich erinnert. Vielleicht hast du ja Recht.”
    „Lass uns erst diese Krise lösen”, sagte Jaina und lächelte Thrall an. „Dann reden wir über Verträge.”
    „Danke.” Plötzlich schüttelte Thrall den Kopf und lachte.
    „Was ist los?”
    „Du bist eigentlich gar nicht mit ihr vergleichbar, aber… als du gerade gelächelt hast, nur für einen kurzen Augenblick, hast du mich an Tari erinnert.”
    Jaina wusste, dass Taretha Foxton, die er meist Tari nannte, die Tochter eines Mitglieds von Aedelas Blackmoores Haushalt gewesen war. Sie war der Schlüssel zu Thralls Flucht aus Blackmoores Klauen und hatte dafür mit ihrem Leben bezahlen müssen.
    Die Orks machten sie unsterblich, indem sie ein Lied über sie dichteten - ein Lok’amon chronologisierte die Gründung einer Familie, ein Lok’tra eine Schlacht, ein Lok’vadnod das Leben eines Helden. Seit Ork-Gedenken war der einzige Mensch, dem jemals ein Lok’vadnod gewidmet wurde, jene Tari.
    Deshalb neigte Jaina ihr Haupt und sagte: „Ich fühle mich tief geehrt, mit ihr verglichen zu werden. Ich werde Oberst Lorena nach Northwatch entsenden, und sobald ich Antwort habe, werde ich dich informieren.”
    Thrall schüttelte den Kopf. „Noch so eine Frau in deinem Militär. Ihr Menschen erstaunt mich manchmal.”
    Jainas Tonfall wurde frostig, und sie umfasste ihren Stab wieder fester. „Was soll das heißen? Können Männer und Frauen nicht gleich sein in deiner Welt?”
    „Natürlich nicht. Ich würde jedoch auch nicht sagen”, ergänzte er schnell, bevor Jaina ihn unterbrechen konnte „dass sie ungleich sind. Genauso wenig, wie ich sagen würde, dass ein Insekt und eine Blume gleich sein könnten. Das sind zwei komplett verschiedene Dinge.”
    Dankbar für die Vorlage erzählte Jaina Thrall das selbe, was sie Antonidas gesagt hatte, damals, als sie als junge Frau frech darauf bestanden hatte, seine Schülerin zu werden. Der
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