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Teufelskreis

Teufelskreis

Titel: Teufelskreis
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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Zaubermeister hatte ihr zur Antwort gegeben: „Es liegt genauso wenig in der Natur der Frau, Magierin zu werden, wie es in der Natur des Hundes liegt, eine Arie zu komponieren.”
    Und wie sie damals ihm erwidert hatte, sagte sie jetzt zu Thrall: „Ist nicht der Hauptunterschied, der uns von den Tieren trennt, der, dass wir unsere Natur ändern können? Immerhin gibt es Leute, die darüber diskutieren, ob die Natur der Orks nicht das Sklavendasein ist…” Dann schüttelte Jaina den Kopf. „Wie auch immer, es gibt viele, die so denken wie du. Aber genau deshalb müssen Frauen auch immer doppelt so hart arbeiten wie Männer, um dieselbe Position zu erreichen. Und deshalb vertraue ich Lorena mehr als jedem anderen meiner Offiziere. Sie wird die Wahrheit herausfinden.”
    Darauf warf Thrall seinen massigen Kopf zurück und lachte herzhaft. „Du bist eine unglaubliche Frau, Jaina Proudmoore. Du erinnerst mich daran, wie viel ich immer noch über die Menschen lernen muss, obwohl ich von ihnen aufgezogen wurde.”
    „Wenn man bedenkt, wer dich aufgezogen hat, würde ich eher sagen, trotzdem du von ihnen aufgezogen wurdest.”
    Thrall nickte. „Gut gekontert. Lass deinen weiblichen Oberst die Sache untersuchen. Wir reden wieder, wenn sie Ergebnisse vorzuweisen hat.” Er ging zur Strickleiter, die immer noch von dem schwebenden Luftschiff herabhing.
    „Thrall.”
    Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. Sie warf ihm den aufmunterndsten Blick zu, den sie überhaupt zu Stande brachte. „Wir werden dieses Bündnis nicht scheitern lassen, nicht wahr?”
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, das werden wir nicht.” Dann erklomm er die Strickleiter.
    Jaina murmelte eine Beschwörung in einer Sprache, die nur Magiern bekannt war. Dann atmete sie tief ein und aus. Ihr Magen fühlte sich an, als würde er durch ihre Nase herausgesaugt, als die Hügelkuppe, das Luftschiff, Thrall und Razor Hill sich verschoben und die Landschaft um sie herum sich veränderte, alles undeutlich und diesig wurde. Einen Moment später verschmolz alles zur gewohnten Umgebung ihrer Räume im obersten Stockwerk der Burg von Theramore.
    Meist bevorzugte sie es, die Regierungsarbeit in diesem kleinen Raum mit einem Tisch und Tausenden von Schriftrollen zu erledigen, der Thronsaal war ihr dafür nicht halb so lieb. Jaina saß ungern auf dem Symbol ihrer Herrschaft. Selbst während der wöchentlichen Termine, wenn sie Bittsteller empfing, ging sie normalerweise vor dem peinlich großen Ding auf und ab, anstatt sich darauf zu setzen; sie benutzte den Raum insgesamt sehr selten. Diese Kammer hingegen war mehr wie Antonidas Studierzimmer, wo sie ihre besondere Kunst perfektioniert hatte, geprägt von einem unaufgeräumten Schreibtisch und schlecht sortierten Schriftrollen. Die Ähnlichkeit zu jener Stube von einst machte es zu einem Zuhause.
    Etwas anderes, was es in der Kammer nicht gab, dafür aber im Thronsaal, war ein Fenster mit Aussicht. Jaina wusste, dass sie niemals ihre Arbeit mit Blick auf Theramore hätte erledigen können. Sie würde abwechselnd von den Wundern, die dort entstanden und der Furcht, für all das verantwortlich zu sein, abgelenkt werden.
    Teleportieren war immer ein sehr intensiver, kräftezehrender Prozess. Und obwohl Jainas Training ihr inzwischen ermöglichte, unmittelbar nach Beendigung eines Sprungs kampfbereit zu sein, bevorzugte sie es doch, ein wenig Zeit zu haben, um sich zu erholen. Einen dieser Momente gönnte sie sich jetzt, Sekunden bevor sie nach ihrer Zofe rief.
    „Duree!”
    Die alte Witwe kam durch den Haupteingang. Die Kammer hatte drei Zugänge. Zwei kannte ein jeder, den, den Duree gerade benutzt hatte und den, der zu Gang und Treppe und Jainas Privaträumen führte. Der dritte war ein Geheimnis, gedacht als Fluchtweg. Nur sechs Personen wussten davon, und fünf davon waren jene Arbeiter, die ihn gebaut hatten.
    Duree schaute wütend durch die Gläser ihrer Brille auf Jaina. „Kein Grund, so zu brüllen. Ich sitze direkt vor der Tür - wie immer. Wie ist Euer Treffen mit dem Ork verlaufen?”
    Seufzend erinnerte Jaina sie nicht zum ersten Mal: „Sein Name ist Thrall.”
    Duree fuchtelte so wild mit den Armen, dass die zierliche Frau fast das Gleichgewicht verloren hätte. Ihre Brille rutschte von ihrer Nase und baumelte an einem Band um ihren Hals. „Ich weiß, aber es ist ein so dummer Name. Ich meine, Orks haben Namen wie Hellscream und Doomhammer und Drek’Than und Burx oder so was. Und er nennt sich
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