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Teufelsflut

Teufelsflut

Titel: Teufelsflut
Autoren: Colin Forbes
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ein Ploppen allerdings, das Paula wegen ihrer überreizten Nerven fast wie eine kleine Detonation vorkam.
    Jetzt packte Tweed den runden Türgriff und drehte ihn langsam ein Stück nach links. Nachdem er einen Augenblick lang gewartet hatte, begann er, die schwere Tür langsam nach innen zu drücken. Dabei war er bereit, beim leisesten Geräusch sofort aufzuhören, aber entgegen Paulas Befürchtung ging die Tür ohne das leiseste Knarzen oder Kreischen auf. Offenbar waren die Angeln erst kürzlich geölt worden. Aus dem Inneren des Chateau s drang helles Licht nach draußen.
    »Ich verschwinde«, flüsterte Butler.
    »Wohin?«, flüsterte Paula zurück.
    »Ich sehe mich mal rings um dieses Spukschloss ein bisschen um.«

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    »Das ist ja wie im Chateau de l’Air«, sagte Paula mit leiser Stimme.
    Das traf allerdings nicht ganz zu. Die leere Eingangshalle war viel größer als in dem anderen Schloss und außerdem war der Fußboden nicht aus Holz, sondern mit großen Steinplatten belegt. Tweed erinnerte die Halle auf den ersten Blick an einen mittelalterlichen Kerker.
    Entgegen seinem ausdrücklichen Befehl waren Newman und Nield, die sich vorher leise abgesprochen hatten, noch vor ihm in der Halle, und nahmen mit entsicherten Waffen beiderseits der Tür Aufstellung. Auch Trudy und Paula zogen ihre Pistolen und zwängten sich an Tweed vorbei nach innen.
    »Goslar hat bereits wieder alles gesäubert«, bemerkte Paula. »Er will wohl demnächst auch von hier verschwinden.«
    »Wenn er nicht schon verschwunden ist«, sagte Tweed.
    Marler kam mit schussbereitem Armalite herein und erfasste die Situation mit einem Blick. Sämtliche Türen, die von der Halle wegführten, standen weit offen. In den Räumen dahinter brannte Licht.
    Marler lief auf seinen geräuschlosen Gummisohlen quer durch die Halle und schaute nacheinander in alle Räume.
    »Alle leer«, sagte er, als er wieder bei Tweed war. »Weder Möbel noch sonst etwas.«
    Als Tweed sah, dass in einer dunklen Ecke der Halle eine Wendeltreppe nach oben führte, ging er sofort zu ihr hinüber. Mit der linken Hand am steinernen Treppengeländer stieg er sie langsam hinauf, wobei er in der rechten eine schussbereite Walther hielt.
    Die anderen folgten ihm auf dem Fuß und ärgerten sich darüber, dass sie die Wendeltreppe nicht vor ihm entdeckt hatten und dass Tweed nun als Erster nach oben ging.
    Im ersten Stock befand sich ein kleiner, runder Treppenabsatz, von dem aus wieder Türen in leere, hell erleuchtete Zimmer führten. Tweed blieb stehen und lauschte einen Augenblick in die Stille, bevor er weiter in den zweiten Stock stieg. Paula hätte sich zwar gern an ihm vorbeigezwängt, aber die Treppe war viel zu eng dafür.
    Im zweiten Stock bot sich dasselbe Bild: verlassene Zimmer mit brennenden Lichtern. Auch hier machte Tweed sich nicht die Mühe, die Zimmer einzeln zu untersuchen. Das erledigte Nield, der die Nachhut der Gruppe bildete, um ihr den Rücken freizuhalten.
    Tweed war sich sicher, dass sie auf dem Weg hinauf in den großen Turm waren. Als er im dritten Stock stehen blieb, zog Paula ihn sanft am Ärmel seines pelzgefütterten Mantels. Er beachtete sie nicht, sodass sie ein zweites Mal zog, um ihm etwas zuzuflüstern.
    »Wo gehen wir hin? Nield muss ganz allein die Zimmer überprüfen.«
    »Er wird nichts finden. Wir steigen auf den Turm«, flüsterte Tweed.
    »Pst.«
    »Irgendwer muss noch vor kurzem hier gewesen sein und die Heizung angeschaltet haben. Es ist sehr warm hier.«
    »Nicht gerade angenehm.«
    Auf dem Treppenabsatz des vierten Stocks winkte Tweed Newman zu sich herauf.
    »Bleiben Sie hier, und sorgen Sie dafür, dass keiner weiter nach oben steigt, bis ich wieder da bin. Das ist ein Befehl, verstanden?«
    Trotz der Wärme spürte Paula, wie ihr ein eiskalter Schauder über den Rücken lief. Tweeds düsterer Ton ließ sie erahnen, dass es bald zu einem fürchterlichen Ende ihrer Jagd kommen würde. Auf dem Stockwerk gab es im Gegensatz zu den anderen nur drei Zimmer. Tweed betrat das erste von ihnen, und Paula, die ihm folgte, musste sich zusammennehmen, um vor Überraschung nicht laut aufzuschreien. Das geräumige Zimmer besaß einen Teppichboden und war mit zwei Sofas und mehreren Lehnsesseln komfortabel möbliert. Vor dem einzigen Fenster stand ein großer, antiker Schreibtisch, dessen Schubladen offen standen. Sie schienen leer zu sein. Davor sah Paula einen teuren, ledergepolsterten Drehstuhl. An den Wänden hingen mehrere vergoldete
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