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Teufelsflut

Teufelsflut

Titel: Teufelsflut
Autoren: Colin Forbes
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die Schlösser für König Ludwig II. von Bayern entworfen hat«, bemerkte Trudy.
    »Passen Sie auf, wo Sie hintreten«, sagte Tweed warnend. »Und machen Sie so wenig Krach wie möglich.«
    Das Problem war, dass sie sich, um aus den etwas mehr als mannshohen Fenstern im Erdgeschoss nicht gesehen zu werden, ganz nah an der Mauer des Schlosses halten mussten. Hier aber war der Schnee so harschig, dass er vernehmbar knisterte, wenn man darin einbrach. Als sie sich vorsichtig bis an die Ecke des Chateau s vorgearbeitet hatten, blieb Tweed stehen. Er legte ehren Finger über die Lippen, um den anderen zu bedeuten, dass sie still sein sollten. Dann zeigte er nach oben. Paula, die sich bisher ausschließlich darauf konzentriert hatte, wohin sie trat, bemerkte auf einmal, dass sie sich direkt unterhalb des großen Turmes befanden, der über ihnen drohend in den Nachthimmel ragte. Sie verzog das Gesicht und trat einen Schritt von der Mauer weg in den etwas weicheren Schnee, der ihre Schritte dämpfte. Tweed und Trudy folgten ihr.
    Immer wieder nach oben blickend, schlichen sie um die Ecke und sahen dann auf der anderen Seite Butler, Newman und Marler. Butler winkte sie herbei. Paula hielt den Atem an. Der Ausblick von dieser Seite des Schlosses war wundervoll.
    Am Fuß des langen, steilen Abhangs erstreckte sich jenseits der Uferstraße nach Le Brassus der See, der wie ein großer, an den Rändern blind gewordener Spiegel wirkte. Schade, dass ich keine Kamera dabeihabe, dachte Paula, bevor ihr wieder einfiel, was sie möglicherweise in ein paar Minuten hier erwartete.
    Eine beeindruckende Freitreppe führte hinauf zum Haupteingang des Schlosses. Butler stand bereits oben und untersuchte die große, eisenbeschlagene Tür. Tweed ging zu ihm und ließ sich die Dietriche geben, die Butler aus seiner Tasche geholt hatte. Er suchte den größten davon aus und wollte gerade an die Tür herantreten, da streckte Butler den Arm aus und hielt ihn zurück.
    »Ich hätte sowieso gewartet, bis Sie mit Ihrer Untersuchung fertig sind«, sagte Tweed. »Das ist auch gut so.«
    »Sprengstoff?«
    »Ich glaube nicht, aber eine Alarmanlage. Ich brauche Ihre Hilfe, Bob, um sie auszuschalten«, sagte er an Newman gewandt. »Sie sind größer als ich. Beobachten Sie genau, wie ich es mache.«
    Butler, der eine große Tube in der Hand hielt, deutete auf den Türrahmen.
    »Da läuft ein grauer Draht, der fast dieselbe Farbe wie die Mauersteine hat«, flüsterte Trudy.
    »Die Lady hat gute Augen«, sagte Butler. »Ich werde jetzt den elektrischen Schaltkreis unterbrechen. Also, Bob, aufgepasst.«
    Er hielt die Tube nahe an die untere Türangel, wo sich eine Verbindungsstelle des Drahts befand. Dann drückte er aus der Tube eine braune Paste auf die Stelle, wobei er peinlich genau darauf achtete, dass er sie nicht mit der Tube selbst berührte. Er wiederholte die Prozedur an einer weiteren Verbindungsstelle in der Nähe des nagelneuen Türschlosses. Dann gab er die Tube an Newman weiter.
    »Sie wollen, dass ich dasselbe mit den Verbindungsstellen an der oberen Angel und an der Oberseite des Türrahmens mache, ja?«, fragte Newman.
    »Sie haben’s erfasst. Aber berühren Sie unter keinen Umständen mit der Tube den Draht. So, jetzt sollten wir alle beten«, fügte er mit einem trockenen Lächeln an.
    »Keine Angst«, gab Newman zurück. »Ich schaffe das schon.«
    »Aber werden Sie nur nicht übermütig dabei.«
    Niemand sagte ein Wort, als Newman die Paste auf die beiden Verbindungsstellen aufbrachte. Als er damit fertig war, gab er Butler die Tube zurück.
    »Irgendwas an meiner Arbeit auszusetzen, Harry?«
    »Für einen Anfänger nicht übel.«
    »Kann ich jetzt das Schloss aufmachen?«, fragte Tweed.
    »Wir sollten alle wieder beten«, scherzte Butler.
    »Bevor ich die Tür öffne, möchte ich eines klarstellen«, sagte Tweed. »Ich werde als Erster hineingehen, und Sie warten draußen auf beiden Seiten der Tür, bis ich Sie rufe.«
    Wenn drinnen jemand mit einer Waffe wartet, trifft es Tweed, dachte Paula. Ist nicht immer leicht, der Chef zu sein.
    Tweed steckte den Dietrich ganz vorsichtig in das Schloss und war dabei peinlich darauf bedacht, ihn nicht zu verkanten. Newman erinnerte diese Vorgehensweise an einen Sprengmeister, dem er einmal beim Entschärfen einer Bombe zugesehen hatte, und er hoffte nur, dass der Vergleich nicht zu weit ging.
    Langsam und vorsichtig drehte Tweed den Dietrich um, bis das Schloss mit einem leisen Ploppen aufging,
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