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Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)
Autoren: Michail Bulgakow
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schlief.
    »Einen einmaligen Halunken.«
    »Aber wer ist er? Klim, Klim«, schrie der Professor. »Klim Tschugunow« (Bormental riß den Mund auf), »das ist er: zwei Vorstrafen, Alkoholiker, ›alles aufteilen‹, Nutriamütze und zwei Zehnrubelscheine verschwunden« (der Professor mußte an den Jubiläumsstock denken und lief rot an), »ein Schwein und ein Lump. Nun, den Stock finde ich wieder. Kurz und gut, die Hypophyse ist eine geschlossene Kammer, die das konkrete menschliche Aussehen bestimmt. Das konkrete! Von Sevilla bis Granada …« Der Professor rollte wild die Augen. »Nicht das allgemein menschliche. Sie ist das Gehirn en miniature. Und ich kann es überhaupt nicht gebrauchen, der Teufel soll es holen. Ich wollte etwas ganz anderes, die Eugenik, die Verbesserung der menschlichen Art. Und da bin ich auf die Verjüngung gestoßen. Meinen Sie etwa, ich mach das wegen des Geldes? Ich bin doch schließlich Wissenschaftler.«
    »Ein großer Wissenschaftler, jawohl!« sprach Bormental und schluckte Kognak. Seine Augen waren blutunterlaufen.
    »Ich wollte einen kleinen Versuch machen, nachdem ich vor zwei Jahren zum erstenmal aus einer Hypophyse einen Extrakt des Sexualhormons gewonnen hatte. Und was ist statt dessen herausgekommen? Mein Gott! Von diesen Hormonen in der Hypophyse, Herrgott … Doktor, vor mir ist dumpfe Hoffnungslosigkeit, ich schwör’s Ihnen, ich bin in die Irre gegangen.«
    Bormental krempelte sich die Ärmel auf und sagte einwärts schielend:
    »Also, mein teurer Lehrer, wenn Sie es nicht möchten, werde ich ihm auf eigenes Risiko Arsen verpassen. Zum Teufel damit, daß mein Vater Untersuchungsrichter war. Schließlich ist Bellow ein Wesen, das bei Ihrem Experiment entstanden ist.«
    Der Professor erlosch, erschlaffte, lehnte sich im Sessel zurück und sagte:
    »Nein, mein lieber Junge, das erlaube ich Ihnen nicht. Ich bin sechzig Jahre alt und darf Ihnen schon einen Rat geben. Lassen Sie sich nie auf ein Verbrechen ein, gegen wen auch immer. Gehen Sie mit sauberen Händen in Ihr Alter.«
    »Ich bitte Sie, Filipp Filippowitsch, wenn ihn dieser Schwonder weiter bearbeitet, was kann dann nicht noch aus ihm werden? Mein Gott, erst jetzt geht mir auf, was noch von diesem Bellow zu erwarten ist!«
    »Aha! Jetzt erst! Ich wußte es schon am Tag nach der Operation. Wissen Sie, dieser Schwonder ist ein gewaltiger Dummkopf. Er begreift nicht, daß Bellow für ihn eine viel größere Gefahr ist als für mich. Jetzt versucht er ihn mit allen Mitteln gegen mich aufzuhetzen, weil er nicht so weit denkt, daß von ihm selber nur ein nasser Fleck übrigbleibt, wenn irgendwer Bellow gegen ihn aufhetzt.«
    »Na klar! Allein die Katzen, die er erledigt hat! Ein Mensch mit einem Hundeherz.«
    »Eben nicht«, entgegnete der Professor gedehnt, »Sie machen einen Riesenfehler, Doktor. Um Himmels willen, verleumden Sie nicht den Hund. Das mit den Katzen geht vorüber. Es ist eine Frage der Disziplin und von zwei, drei Wochen. Glauben Sie mir. Ein Monat noch, und er wird sich nicht mehr auf sie stürzen.«
    »Und warum macht er’s jetzt?«
    »Iwan Arnoldowitsch, das ist sonnenklar, warum fragen Sie denn? Die Hypophyse hängt doch nicht in der Luft. Sie ist in das Hundegehirn eingepflanzt, lassen Sie ihr doch Zeit, sich einzuleben. Bellow zeigt jetzt nur noch Reste von seinem Hundedasein, verstehen Sie, und das mit den Katzen ist noch das Beste von allem, was er macht. Überlegen Sie, das Entsetzliche ist ja grade, daß er kein Hundeherz hat, sondern ein menschliches Herz. Noch dazu das schäbigste von allen, die es in der Natur gibt!«
    Bormental, im höchsten Grade aufgedreht, ballte die starken knochigen Fäuste, reckte die Schultern und sagte fest: »Gewiß. Ich bringe ihn um!«
    »Ich verbiete es Ihnen!« antwortete der Professor strikt.
    »Aber ich bitte Sie …«
    Da hob der Professor den Finger und horchte.
    »Moment mal … ich habe Schritte gehört.«
    Beide lauschten, aber im Korridor war es still.
    »Einbildung«, sagte der Professor und sprach hitzig deutsch. In seinen Worten kam ein paarmal das russische Wort für »Verbrecher« vor.
    »Einen Moment«, sagte Bormental plötzlich aufhorchend und ging zur Tür. Er hatte deutlich Schritte gehört, die sich dem Arbeitszimmer näherten. Überdies brummelte eine Stimme. Bormental riß die Tür auf und prallte verblüfft zurück. Der Professor saß völlig perplex in seinem Sessel.
    In dem beleuchteten Rechteck der Korridortür stand im Nachthemd Darja
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