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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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gefeuert bin«, meldete sich eine unscheinbare Brünette zu Wort. »Jemand aus der Personalabteilung hat mir noch ein paar von meinen Sachen nach Hause geschickt. Und das alles bloß, weil ich bei einer Lektoratssitzung in irgendeinem Punkt nicht Vivians Meinung war.«
    »Oh, das macht sie für ihr Leben gern«, bemerkte ihr Nachbar. »Das kleine Überraschungsding mit der Zugangskarte. Eins ihrer liebsten Machtspielchen.«
    Ein älterer Mann räusperte sich. »Ich hatte als einer von ganz wenigen bei meinem Einstieg schon mehr als zehn Jahre Erfahrung im Verlagsgeschäft: gute sechs Jahre bei Random House und davor bei Penguin. Bei Grant Books war ich genau zehn Tage. So etwas habe ich noch nie erlebt, weder vorher noch nachher.«
    »Wie ist es denn bei dir weitergegangen, Claire?«, fragte Phil. »War sie stocksauer, dass du gekündigt hast?«
    »Das weiß ich eigentlich gar nicht genau. David, mein ehemaliger Assistent, hat gleich am nächsten Tag gekündigt, und sonst habe ich bisher noch mit niemandem aus der Firma gesprochen. Ich musste erst mal wieder einen klaren Kopf kriegen.«
    »Na, Sie können schon von Glück sagen, dass sie den
Grund für Ihr Ausscheiden nicht in den Klatschkolumnen breitgetreten hat«, knurrte ein junger Typ, in dem ich Mike Hudson, einen ehemaligen Marketingleiter, erkannte. »Bei mir hat sie allen erzählt, ich wäre süchtig nach Crack und würde mich aus dem Marketingbudget bedienen, um meinem Laster zu frönen. Oder irgendwas in der Art. Die Geschichte ergab hinten und vorne keinen Sinn und war von A bis Z erlogen, aber das hat Vivian nicht aufgehalten.«
    Phil ging in die Küche und kam mit einem vollen Tablett Champagnerflöten zurück. »Ich schlage vor, wir stoßen an!«, sagte er vergnügt und verteilte die Gläser. »Darauf, dass Vivian endlich bekommt, was sie verdient hat!«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich, als er mit dem Tablett zu mir kam.
    »Hast du die heutige Daily News noch nicht gelesen? Warte mal, Linda hat zehn Ausgaben gekauft, eine müsste hier irgendwo sein - ah, da haben wir sie ja.« Er zog eine Zeitung aus einem Korb neben der Couch. »Wirf mal einen Blick hinein.«
    Da waren es nur noch drei
    Vivian Grant, Powerverlegerin, hat sich nunmehr offiziell von ihrem bisherigen Mutterverlag Mather-Hollinger getrennt und ganz im Stil von Donald Trump ihren Namen in fetten Lettern auf der Fassade des Gebäudes in Tribeca anbringen lassen, in dem sie künftig mit Grant Enterprises, ihrem eigenen Unternehmen, auf 2000 Quadratmetern in einem Loft residiert. Wie vergangene Woche bereits berichtet, verspricht sich Grant von der neuen Unabhängigkeit »mehr Zeit, um die Welt von Film und Fernsehen zu erobern« - ja, nicht wahr, Vivian, es ist
wirklich zu lästig, wie viel Zeit ein Buchverleger auf Bücher verschwenden muss -, doch bisher hat der Umzug ihre einstige Belegschaft lediglich ermuntert, sich ihre Unabhängigkeit zurückzuholen. Gerüchten zufolge haben sich gestern nach einem schweren Tobsuchtsanfall von Grant nahezu sämtliche Angestellte verabschiedet. Lediglich zwei sind ihr geblieben.
    Wer sind die beiden, die ihr so treudoof - pardon! treulich - weiter zur Seite stehen? Ein Kenner der Szene bezeichnet die langjährige Lektorin Lulu Price und den Lektoratsleiter Graham Fisher als »nach erfolgreicher Gehirnwäsche durch nichts zu beirrende Kultanhänger«, ein anderer hält sie für »ebenso beinhart wie Vivian«. Jedenfalls hat Vivian Grant nun viel Platz, um mit Stühlen um sich zu werfen - allerdings nur noch wenige Speichellecker, die ihr als Zielscheiben dienen.
    »Ich glaub’s nicht«, sagte ich und legte kopfschüttelnd die Zeitung weg. »Dawn hat auch gekündigt?«
    »Yup. Offenbar sogar als Erste. Ich habe sie für heute Abend eingeladen, aber sie klingt noch immer ziemlich durch den Wind. Wir sehen zu, dass sie zum nächsten Treffen kommt.«
    »Gut für sie.« Demnach war auch eine Dawn irgendwann mit ihrer Geduld am Ende. »Puh, könnt ihr euch vorstellen, was da jetzt für eine Stimmung herrscht?« Trotz der Sommerhitze überlief mich ein Schauer.
    »Sie haben einander wirklich verdient«, sagte Phil. »Und machen wir uns nicht groß was vor. Du weißt genau, ein böses Genie wie Vivian findet Mittel und Wege, um wieder tonnenweise Geld zu scheffeln, und über kurz oder lang hat
sie einen neuen Schwarm von Angestellten an der Angel, die es nicht besser wissen, und der ganze Spaß geht von vorne los. Sie ist nicht aus dem Rennen.«
    Ja,
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