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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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und zwar unter Wahrung meiner Würde.
    Die Abgesandten der Personalabteilung warfen einander misstrauische Blicke zu. »Keine weitere Verzögerung«, ließ der eine verlauten. »Ihre Zeit ist um.« Sie beäugten den Inhalt des Kartons, den ich mir soeben unter den Arm geklemmt hatte. Höchste Zeit für meinen Abgang.
    Adieu, du Besprechungszimmer, in dem sich Vivian so unzählige Male vor uns ausgekotzt hat.
    Adieu, du Tür zum Besprechungszimmer, die jedesmal zuknallte, wenn Vivian wieder mal ausflippte.
    Adieu, Kaffeemaschine, ohne die ich niemals überlebt hätte. Dich werde ich vermutlich am meisten vermissen.

    »Los jetzt!«, blaffte mich einer der beiden an.
    »Wieso tanzen Sie eigentlich immer noch nach ihrer Pfeife?«, fragte ich. »Vivian trennt sich von Mather-Hollinger. Das hat sie soeben verkündet. Hat sie Ihnen das bei ihrem Anruf nicht gesagt?«
    Da stand ich nun, von zwei grimmigen schwarzgekleideten Männern in Schach gehalten, und sah zu, wie sich die Aufzugtüren hinter Grant Books schlossen. Gerade noch rechtzeitig.

Epilog
    Geh, wohin dein Herz dich trägt
    »Schön, dass du kommen konntest«, empfing mich Phil an der Wohnungstür. »Wir haben eine Menge zu feiern!«
    »Phil? Du bist ja kaum wiederzuerkennen!« Ich hatte ihn vor Wochen zuletzt gesehen, anlässlich seiner Festanstellung als Lektor bei Simon & Schuster. Seither hatte er mindestens fünfzehn Pfund abgenommen und wie von Zauberhand keine Ringe mehr unter den Augen. Er sah gut und gern zehn Jahre jünger aus.
    »Ich fühle mich um Längen besser, das steht mal fest. Über dem ganzen Stress bei Grant Books bin ich aufgequollen wie eine Zecke.« Phil führte mich ins Wohnzimmer, wo bereits ungefähr zehn Leute dichtgedrängt auf Sofas und Sitzkissen hockten. »Hallo, ihr, das ist Claire Truman. Sie hat vor ein paar Wochen bei Grant Books gekündigt.« Sämtliche Gesichter wandten sich mir zu und schenkten mir ein warmes Lächeln. Manche waren mir aus meinen Anfängen bei Grant noch in Erinnerung, andere hatte ich noch nie gesehen.
    Phil hatte letzte Woche angerufen und mich zum Treffen der Selbsthilfegruppe für ehemalige Grant-Mitarbeiter eingeladen - was in meinen Ohren wie ein Witz klang. Eine Selbsthilfegruppe für ehemalige Angestellte von Vivian
Grant? Bei diesen Zusammenkünften, so erläuterte Phil im Folgenden, konnten die Teilnehmer sich bedenkenlos ausweinen und Geschichten loswerden, die jeder für maßlos übertrieben halten würde, der Vivian nicht aus eigener Anschauung kannte.
    Zunächst hatte ich zurückgescheut. Sosehr ich immer noch unter Schock stand - musste ich nun gleich Leidensgeschichten mit einem Haufen Fremder austauschen?
    »Ich weiß schon, es hört sich ein bisschen komisch an«, hatte Phil eingeräumt, »aber irgendwie sind wir doch so was wie alte Kriegskameraden. Haben Freunden und Familienangehörigen davon erzählt, und sie haben geduldig zugehört und versucht, Verständnis dafür aufzubringen. Aber das ist zu viel verlangt. Man muss es selbst durchgemacht haben, um es zu verstehen.«
    Den Hang zur Dramatik hatte Phil jedenfalls nicht verloren, so viel stand fest. Letztlich erklärte ich mich bereit vorbeizuschauen. Und als ich mich in dem dicht besetzten Raum umsah, fand ich die Erkenntnis, dass all die Menschen hier bei Grant Books Dienst getan und überlebt hatten, sogar seltsam beruhigend. Sie schienen gut darüber hinweggekommen zu sein, doch gleich mir wussten sie, wie es war, mit vier Kameraden im Graben zu hocken, nur mal kurz austreten zu gehen und bei der Rückkehr alles in Trümmern vorzufinden. Sie wussten, wie es war, in einem als Büro getarnten Kriegsgebiet zu arbeiten, sich vor den Geschossen zu ducken, die aus Vivians Richtung geflogen kamen, und das feindliche Territorium zu passieren, das Lulu und Graham besetzt hielten. Sie hatten Befehle ausführen müssen, an die sie sich nunmehr nur mit Schaudern erinnerten.
    »Willkommen in der Freiheit, Claire«, sagte eine hübsche
Frau in einem ärmellosen Sommerkleid, »und Glückwunsch, dass Sie es geschafft haben!«
    »Ich heiße Marvin«, sagte der Mann links von mir. »Ich war Leiter der Grafikabteilung bei Grant Books, bis Vivian mich eines Nachmittags vor versammelter Mannschaft als ›scheißimpotentes Mannweib‹ bezeichnet hat. Von dem Geld aus dem Vergleich habe ich mir zusammen mit meiner Freundin eine Wohnung in der Upper West Side gekauft.«
    »Auf einmal war meine Zugangskarte deaktiviert, daran habe ich gemerkt, dass ich
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