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Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Titel: Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)
Autoren: Mauritius Much
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Kiste Starthilfe leisten zu müssen. Georg schwingt sich auf den Fahrersitz, dreht sich eine Kippe und fährt los. »Also«, sagt er und dreht sich zu Jakob um. »Ich hab ja schon wirklich viel erlebt – und auch schon viel Mist gemacht. Aber dass man ein Auto fährt, das jedes Mal nur mit fremder Hilfe anspringt, ist selbst mir zu krass.«

Angst vor Simon hat Susanne nicht. Gut, der Typ mit den dunklen Augenbrauen sieht ziemlich finster aus und ist riesengroß. Aber Susanne hat vorgesorgt: Schon beim Einsteigen hat sie sich das Autokennzeichen eingeprägt und es per SMS an ihren Mann geschickt, wie jedes Mal, wenn sie eine Mitfahrgelegenheit nutzt. Dann hat er die Nummer und kann die Polizei verständigen, falls sie nicht rechtzeitig zu Hause auftaucht. Mit diesem Trick fühlt sie sich sicherer. Zudem sieht sie Simons Namen und seine Adresse auf einem Briefumschlag auf dem Armaturenbrett. Sein Name stimmt schon mal.
    Doch als das nette Mädel, mit dem sie die Fahrt am Telefon vereinbart hat, schon in Charlottenburg wieder aussteigt, ist sie schon enttäuscht. Sie klang so sympathisch, dass Susanne die Fahrt unbedingt mit ihr machen wollte. Ihr Freund Simon sollte sie nur zu einer Freundin kutschieren, nach Nürnberg fährt er mit Susanne allein. Das nette Mädel hatte die Fahrt mit Susanne nur organisiert.
    Jetzt sitzt sie also im Bus mit einem irgendwie komischen Kerl, der kein Wort sagt. Wird dann wohl eine öde Fahrt. Zum Glück hat die erfahrene Mitfahrerin für den Notfall ein Buch dabei … Susanne zieht es aus ihrer Tasche und beginnt zu lesen.
    Plötzlich spricht Simon: »Reifen sind kaputt … kann nicht so schnell fahren«, sagt er. Mehr bekommt sie von ihm nicht zu hören. Das ist jetzt aber mal eine echte Überraschung, denkt Susanne. Der Bus ist mindestens 15 Jahre alt und rostet an allen Ecken und Enden, den könnte er selbst mit nigelnagelneuen Reifen nicht schneller fahren. Außerdem ist er vollgepackt mit jeder Menge nutzlosem Zeug – von noch älteren Reifen über Ziegelsteine bis zu einem alten Auspuff. Das ganze Gerümpel würde Susanne sofort wegschmeißen. Keine Ahnung, warum Simon damit durch die Gegend fährt. Vielleicht ist er ja ein Messie.
    Kurz vor Leipzig meldet sich Simon wieder zu Wort. »Ist das okay? … wir fahren in Leipzig raus … muss bei ’nem Haus den Zählerstand kontrollieren.« Erstaunt schaut sie ihn an. Der Typ kommt aus Berlin. Wieso um alles in der Welt muss der in Leipzig den Stromzähler in irgendeinem Haus checken? Seltsam. Aber eigentlich kann es ihr egal sein. Hauptsache, es dauert nicht lange. Susanne will schnell heim nach Nürnberg.
    Doch ihre Hoffnung wird enttäuscht. Eine halbe Stunde kurvt Simon durch Leipzig, dann sind sie endlich da. Das Haus ist die reinste Bruchbude. Und da will er den Zählerstand ablesen? Das Gebäude sieht so heruntergekommen aus, als ob es dort nie Strom gegeben hätte. Nach fünf Minuten kommt er wieder aus dem Haus, und sie fahren weiter. Unterwegs erklärt er ihr, dass er alte Häuser auflöst und entrümpelt. Und dabei meldet er den letzten Zählerstand an die Stadtwerke. ›Aha, das ergibt natürlich Sinn‹, denkt sich Susanne. Daher auch das ganze alte Zeug in seiner Karre.
    Trotzdem – eine Dreiviertelstunde hat sie der Abstecher nach Leipzig gekostet. Susanne ist genervt, zumal ihr Simon kurz darauf die nächste Überraschung bereitet. An einem Rastplatz fährt er einfach von der Autobahn ab, ohne ein Wort zu sagen. Überrascht schaut Susanne von ihrem Buch auf. Mensch, der kann doch wenigstens mal einen Ton sagen, dass er eine Pause machen will. Was für ein komischer Typ.
    Langsam fährt der Bus über den Rastplatz, dann hält er zielsicher neben einem Opel Corsa. Warum hält der Typ ausgerechnet neben dem einzigen Auto auf dem gesamten Rastplatz? Er hätte ja sonst wo parken können. Simon springt aus dem Bus und öffnet die Heckklappe. Der Typ aus dem Corsa kommt auf ihn zu. Susannes Fahrer kramt in seinem Chaos und zieht schließlich einen alten Mofamotor heraus. Erfreut nickt der andere Mann, sie reden miteinander, doch Susanne versteht die Sprache nicht. Bulgarisch? Russisch? Keine Ahnung. Jedenfalls drückt der Mann aus dem Corsa Simon ein paar Scheine in die Hand und packt den Mofamotor in sein Auto, Simon steigt ein und fährt weiter.
    Jetzt vertickt er tatsächlich auf irgendwelchen verlassenen Parkplätzen alte Mofamotoren … Langsam wird ihr der Kerl doch irgendwie unheimlich. Der hat wohl
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