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Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1

Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1

Titel: Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1
Autoren: Lara Wolf
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Schlaftabletten, die Patrick intus hatte, durchaus unmittelbar zum Tod führen kann, aber nicht zwingend muss. Es gibt Leute, die eine solche Dosis überleben beziehungsweise sich sogar selbst hochrappeln. Er hält es demnach für möglich, dass Patrick in der Wohnung umherirrte und schließlich auf dem Balkon landete. Unter Umständen ist er dort gestolpert und dann unglücklich über die Brüstung gestürzt. Eine andere Variante wird allerdings für wesentlich wahrscheinlicher gehalten: Er hat sich hinabgestürzt, weil ihm klar wurde, dass die Tabletten nicht für einen Suizid reichten.“
    Tessy atmete tief durch. „Patrick hat also nach Ansicht der Polizei beschlossen, seinem Leben ein Ende zu bereiten, weil man ihn der Untreue überführt hatte? Beweis: geklaute Firmenunterlagen und gelöschte Daten.“
    „Genau. Sie gehen nach verschiedenen Gesprächen jetzt sogar von erheblichen firmeninternen Konflikten aus, die ganz und gar nicht ausgeräumt waren – oder nur auf den ersten Blick. Es spricht sehr viel dafür, dass Patrick, als klar war, dass Maren Wildorn den begehrten Job bekommt, seinen Abschied bei BORMAN gut vorbereitet und Material beiseite geschafft hat. Dabei waren die Akten, die man bei ihm fand, unter Umständen nur die Spitze des Eisberges und wichtiges Datenmaterial befand sich auf dem PC“, erläuterte sie in zunehmend leiserem Tonfall. „Scheiße“, flüsterte sie plötzlich. „Patrick. Das soll mein Patrick gewesen sein? Glaubst du, dass er zu solchen Dingen fähig war?“
    Nein, das glaubte Tessy nicht. Aber für die Polizei sah es ganz danach aus, als ob die anfänglichen Verdachtsmomente inzwischen durch eindeutige Beweise untermauert worden wären.
    Tessy schüttelte langsam den Kopf. „Nein. Irgendwas ist an der Geschichte faul, und das sage ich nicht, um dir nach dem Mund zu reden. Was genau soll denn passiert sein, nachdem Patrick mit seinem Aktenklau aufgeflogen ist? Die Wildorn hat ihn freundlich zum Kaffeeplausch gebeten und ihm auf den Kopf zugesagt, dass man den Diebstahl bemerkt hatte. Okay, und dann?“
    Kerstin sah sie schweigend an.
    „Patrick mutiert plötzlich zum gebrochenen Mann, der kaum noch alleine nach Hause findet? Ist diese Reaktion nicht ein bisschen heftig?“
    Kerstin nickte. „Zumindest wurde es so beobachtet.“
    Tessy kratzte sich im Nacken. „Na schön, und weiter? Die hilfsbereite ehemalige Vorgesetzte bringt den schwächelnden Ex-Mitarbeiter freundlicherweise heim. Dort tilgt Patrick alle Spuren von seinem PC, während die BORMAN-Akten liegen bleiben. Anschließend nimmt er eine Überdosis Schlaftabletten, weil er die Wahrheit nicht länger erträgt. Oder so ähnlich. Wie auch immer später der Absturz über den Balkon erfolgte – so in etwa soll sich das Geschehen nach Ansicht der Polizei abgespielt haben, nicht wahr?“
    Kerstin hob unschlüssig die Hände und ließ sie wieder sinken. „Ja.“
    „Dazu hätte ich aber noch die eine oder andere Frage.“
    „Nur zu.“
    „Wenn Patrick sein Ausscheiden über längere Zeit vorbereitet hat, warum wird dann erst jetzt bemerkt, dass Vorgänge fehlen? Und warum ließ er die Akten herumliegen, während er sich die Mühe machte, seine Festplatte zu formatieren? Wenn er doch schon dabei ist, Spuren schamvoll zu beseitigen, warum wandern diese Unterlagen nicht wenigstens in die Mülltonne? Waren Sie nicht so wichtig? Oder noch besser gefragt: Warum nimmt er überhaupt Aktenordner mit nach Hause? Das ist verdammt plump, zumal er ja angeblich Interna auf dem PC hatte.“
    Tessy biss sich auf die Unterlippe. „Mich würde interessieren, was genau er da mitgehen ließ, aber … egal, im Moment jedenfalls. Ein weiterer Aspekt, der mich beschäftigt, ist folgender: War es wirklich so schlimm, dass man ihn erwischte? Wären die Konsequenzen so dramatisch gewesen, dass er lieber aus dem Leben schied? Schließlich hat die Wildorn ihn zu einem privaten Gespräch eingeladen und ihm nicht die Polizei ins Haus geschickt.“ Tessy schüttelte den Kopf. „Vielleicht hat sie ihm damit gedroht, aber reicht das allein aus, dass ein verantwortungsbewusster Familienvater wie Patrick sein Leben wegwirft? Und was war gleich noch mit diesem Ex-Kollegen?“
    „Moritz Sigfeld. Der war mit einer schweren Lebensmittelvergiftung ins Krankenhaus gekommen und ist später an akutem Herz- und Kreislaufversagen gestorben“, erwiderte Kerstin. „Das wurde inzwischen bestätigt.“
    „Hm.“ Tessy lehnte sich zurück und schloss die
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