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Tesarenland (German Edition)

Tesarenland (German Edition)

Titel: Tesarenland (German Edition)
Autoren: Savannah Davis
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eine Taschenlampe an. Hier unten gibt es umgestürzte Regale, ganz viele Scherben und noch mehr Dreck. Und Ratten. Mich schüttelt es, bei dem Gedanken, dass unsere Nahrung aus solchen Lagern kommt. Dann sehe ich die goldenen Büchsen, die ich schon kenne, und mir wird klar, aus solchen Lagern stammt auch das Essen, das uns die Tesare gebracht haben. Wir Kolonisten konkurrieren also indirekt mit den Rebellen um die Nahrungsmittel. Und wenn in der Nähe der Kolonien die Lager so leer sind wie hier, dann weiß ich, warum nur noch so selten Lebensmittellieferungen in die Kolonien gelangen.
    »Wir müssen sie besiegen«, sage ich. »Sonst werden alle verhungern .«
    Aiden schaut mich fragend an.
    »Die leeren Lager. Die Tesare lassen die Kolonisten verhungern«, antworte ich knapp.
    Als ich zurück zur Krankenstation komme, läuft mir die Frau über den Weg. Mittlerweile nenne ich sie Elaina, sie hat viele Kinder gerettet. Wenn sie nicht gewesen wäre, wäre alles noch viel Schlimmer geworden. Aiden hat gesagt, wenn sie nicht das Vertrauen der Aliens gehabt hätte, wenn die Aliens ihre Pläne allein durchgezogen hätten, dann wäre alles anders gekommen. Er hat recht. Sie hat ziemlich viel riskiert, um den Kindern zu helfen. Ich wünschte nur, es wäre gar nicht erst soweit gekommen.
    Ich öffne die Tür zu meinem Zimmer. Noch darf ich hier bleiben, dafür hat Elaina sich eingesetzt. In ein paar Tagen werde ich in einen der Schlafräume umziehen müssen. Dort muss ich mir dann ein Zimmer mit sechzehn anderen Mädchen und Frauen teilen. In dem Lager bei der Mine hat es mich nicht gestört, mit so vielen Mädchen zusammenzuwohnen. Jetzt bin ich lieber alleine. Also bin ich Elaina wohl dankbar dafür, dass sie mir noch ein paar Tage Ruhe ermöglicht hat. Aber die Ruhe bringt auch die schlimmen und traurigen Erinnerungen. Ich denke oft an Kayla und Mutter. Ich stelle mir vor, dass sie jetzt zusammen oben im Himmel sitzen und mich hier unten sehen. Diese Vorstellung macht es mir leichter. Ich habe Alexander nach dem Himmel gefragt. Er hat gesagt, dass es stimmt. Nach dem Tod gehen wir dort hoch. So steht es in der Bibel.
    Aiden hat mir die Bibel vorbeigebracht. Er weiß nicht, dass ich nicht lesen kann. Ich habe beschlossen, dass es dabei bleiben soll. Irgendwie fühle ich mich unwohl, weil alle hier so viel zu wissen scheinen. Vielleicht sollte ich die Schule doch besuchen. Nur nicht sofort. Aber Lesen will ich unbedingt lernen.
    Ich klettere in mein Bett, ziehe die Decke bis zur Brust hoch und starre an die Wand. Die Tür geht auf, Alexander kommt rein. Er besucht mich jeden Tag. Er ist hier der Anführer. Das merkt man auch daran, dass er immer diesen Befehlston drauf hat. Wenn er etwas sagt, wird das sofort erledigt. Ich mag seine Frau Annika, sie hat mir Kuchen gebacken, mit viel Schokoladenglasur. Das hat Williams heißen Kakao noch übertroffen.
    »Wie geht es dir?«
    »In Ordnung«, sage ich.
    »Du warst in der Schule?«
    »Ja, ich mag sie nicht .«
    Alexander lacht. »Wenn ich den Büchern glauben darf, war das eine anerkannte Tatsache vor dem Krieg .«
    »Schüler, die die Schule nicht mochten ?«, hake ich nach. Ich zupfe an einer Ecke meiner grauen Bettdecke herum. Sie sieht aus, als wäre sie kratzig und unangenehm, aber sie ist flauschig. Ich streichle sie gerne. Sie fühlt sich ein wenig an wie Kaylas weiches Haar.
    Er nickt. »Aiden hat mir erzählt, du siehst gerne zu, wenn die Soldaten Nahkampftraining haben .«
    »Ja«, sage ich. »Ich denke, das wäre was für mich .«
    Alexander setzt sich auf mein Bett. Er ist noch älter, als ich gedacht habe. In seinem Gesicht gibt es tiefe Furchen. Als ich ihn hinter der Scheibe gesehen habe, da sind mir nur die grauen, kurzen Haare aufgefallen. Aber aus der Nähe kann man deutlich sehen, dass er schon älter ist.
    »Ich werde bestimmt nicht Nein sagen, wenn du beschließt, eine von uns zu werden. Aber es ist nicht das, was wir eigentlich tun. Bei uns ziehen die Frauen nicht in den Kampf.«
    In den Kampf ziehen, so habe ich das noch nicht gesehen. Luca hat mir auf unserer Flucht von dem erzählt, was Rebellen tun. Könnte ich das auch? Es hat mir eine Gänsehaut eingejagt, als Luca diesem Tesaren die Kehle durchgeschnitten hat. All das Blut, das ekelhaft schmatzende Geräusch. Aber wenn ich jetzt die toten Augen des Tesars vor mir sehe, dann fühlt es sich gut an. Dann fühlt es sich richtig an. Wenn es das ist, was ich tun muss, um die Kinder vor diesen Monstern zu
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