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Tesarenland (German Edition)

Tesarenland (German Edition)

Titel: Tesarenland (German Edition)
Autoren: Savannah Davis
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für mich. Ich habe Marco immer gerne zugehört. Damals hat mir das Stillsitzen nichts ausgemacht, aber mir fehlt die innere Ruhe. Ich fühle mich aufgekratzt, unkonzentriert. In den letzten Tagen habe ich wenig ruhige Zeiten. Etwas treibt mich die ganze Zeit an, mich zu bewegen, etwas zu tun. Schule passt da nicht rein.
    Ich weiß nicht, wie viele Runden durch den Bunker ich schon gelaufen bin. Ich habe die Vorratskammern gesehen, die Schlafräume der derzeit zweiundsechzig Einwohner, sogar einen Garten gibt es. Mutter wäre begeistert gewesen. Unter künstlichem Licht wachsen Tomaten, Gurken und Radieschen. Aiden hat mir den Kontrollraum gezeigt, die Bibliothek, und er hat versucht, mir zu erklären, wie die Luft gefiltert wird, damit nichts in den Bunker hereinkommt, was hier nicht reingehört.
    »Man könnte meinen, du spionierst für die andere Seite?« Aiden schließt grinsend zu mir auf. Der Mann ist ständig am Grinsen. Nichts hier unten würde erklären, was ihn so erheitert. Die Wände sind grau, der Boden ist grau, das Licht künstlich.
    »Was? Ich …« Mein verwirrter Ausdruck muss ihm gezeigt haben, dass ich ihn mal wieder nicht verstanden habe. Ich verstehe viel von dem Zeug nicht, was hier unten gesprochen wird.
    »Du bist schon wieder unterwegs«, sagt er.
    »Ja, was soll ich sonst tun ?« Ich fühle mich alleine hier, würde gerne etwas tun, um die trüben Gedanken zu vertreiben. Ich kann in diesem Bunker nichts anderes tun, als an Kayla und Luca denken. »Nimm mich mit raus«, sage ich fast flehend.
    »Das geht nicht. Zivilisten dürfen nicht raus. Du kennst Vaters Befehl. Es ist gerade zu gefährlich .«
    »Mir geht es gut. Ich muss hier nur mal raus. Ich werd noch wahnsinnig. Und das willst du nicht, glaub mir das .«
    »Also gut, ich bin gerade auf den Weg zum Laster. Wir brauchen Vorräte. Nenn es ein Date .«
    »Date?«
    »Sag einfach ja.«
    »Date ?«, wiederhole ich.
    »Wir gehen aus .«
    »Ach so. Du meinst, wir verlassen den Bunker und sehen die Sonne .«
    »So ähnlich. Du bist eine Frau, ich bin ein Mann, wir gehen aus .«
    »Oh !«, sage ich. »Nein, wir holen nur Vorräte.«
    »Genau.« Aiden lacht und zieht mich um die nächste Ecke.
    Zum ersten Mal sitze ich vorne in einem Laster und nicht hinten auf der Ladefläche. Es schaukelt nicht weniger, mein Sitz dämpft es nur besser ab. Die Sonne scheint tatsächlich und ich benötige einige Minuten, bis ich wieder sehen kann. Hier vorne zu sitzen, und dur ch die große Scheibe zu schauen, ist komisch. Es fühlt sich an, als würde sich alles um mich herum bewegen. Mir wird ein wenig übel und ich konzentriere mich darauf, meine Augen stur aus dem Seitenfenster zu richten. Das hilft ein wenig. Ich bitte Aiden nach einigen Minuten, trotzdem kurz anzuhalten.
    Er hilft mir aus dem Laster, ich hole mehrmals Luft und bin erleichtert zu sehen, dass die Erde stillsteht. Als ich mich umsehe, stehen wir vor einer weiten, stoppeligen Fläche, über die ein grünes Netz gespannt ist. »Was ist das?«, frage ich.
    »Ein Getreidefeld. Hier bauen wir Getreide an für Mehl .«
    »Und wozu das Netz?«
    »Damit sie es von ihren Fluggeräten aus nicht sehen. Früher haben die Menschen riesige solcher Flächen gehabt. Wir halten es jetzt klein, das erschwert es ihnen, uns zu finden.«
    Wir bleiben noch ein wenig. Ich genieße die frische Luft und den Blick auf die Berge um uns herum.
    »Wo sind jetzt die Vorräte?«, frage ich nach einer Weile und klettere mühsam wieder in den Laster.
    »Das war mal ein Supermarkt«, sagt Aiden. Wir stehen vor einem weitestgehend eingestürzten Gebäude. Was auch immer ein Supermarkt war, viel ist davon nicht mehr übrig. Um uns herum gibt es auch nicht mehr viel, das noch ganz ist. Wir befinden uns in einer völlig zerstörten Stadt. Früher wird sie nicht größer gewesen sein als Kolonie D. Es sieht aus, als hätte der Krieg hier stattgefunden. Als hätten die Tesarenflieger hier alles zerstört, um ganz sichergehen zu können, dass die Menschen keinen Schutz finden würden.
    »Und wo sind die Vorräte ?«
    »Dort unten.« Aiden zeigt auf ein Loch, das im Boden klafft. »Das ist das Lager gewesen. Die meisten anderen Supermärkte in der Gegend haben wir schon leer geräumt. Nicht mehr lange, dann müssen wir weitere Strecken fahren.«
    Das ›Nicht ganz ungefährlich‹ höre ich in seinem Tonfall heraus.
    Wir klettern in das dunkle Loch, Aiden muss mir helfen, weil ich eben doch noch nicht richtig fit bin. Er schaltet
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