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Terror: Thriller (German Edition)

Terror: Thriller (German Edition)

Titel: Terror: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Maurer
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selbst hatte von dem Video gewusst. Blieb also nur Annas Vater übrig. »Die Leichen von Annas Eltern habe ich nirgends gesehen«, sagte Fabrizio. »Weder im Haus, noch im Garten … möglicherweise…«
    »… vielleicht sind sie gar nicht getötet worden«, spann Carla den Gedanken weiter, »vielleicht hat man sie entführt.«
    »Aber warum?«
    »Weil sie herausfinden wollten, was genau Annas Vater über sie wusste.«
    Der Laptop, überlegte Fabrizio. Sie hatten den Laptop gefunden, den er im Kleiderschrank versteckt hatte. Sie wussten also auf jeden Fall, dass Annas Vater das Haus des Marokkaners überwacht hatte. Und plötzlich wurde ihm klar, dass auch das Berlin-Video auf dem Rechner gewesen sein musste, wie sonst hätten sie davon wissen können? Sie mussten um jeden Preis an das Original kommen – das sich auf dem Handy befand, das Carla jetzt in der Hand hielt.
    »Das würde heißen, dass Annas Eltern vielleicht noch leben?«, sagte Fabrizio. Es war mehr eine Frage als eine Feststellung, aber Carla zuckte nur mit den Schultern.
    »Ja, vielleicht.«
    Sie kletterte wortlos nach hinten auf den Rücksitz und setzte sich neben die schlafende Anna. Sie legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich.
    Nachdem sie eine Weile schweigend weitergefahren waren, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt, überlegten sie, wie sie weiter vorgehen sollten. Anfangs hatte Fabrizio noch gedacht, es sei das Klügste, sich sofort den französischen Behörden zu stellen. Nachdem er aber den Film auf dem Handy gesehen hatte, wurde ihm bewusst, dass das naiv war. Ihre Gegner waren international vernetzt, und sie saßen in vielen Behörden. Für Carla kam es überhaupt nicht in Frage, sich zu stellen. Was aber sonst? Was hatten sie für Alternativen? Kurz vor Marseille war auch Carla eingeschlafen, ohne dass sie zu einer Entscheidung gekommen waren.

    Vor ihm tauchte eine Tankstelle auf. Fabrizio setzte den Blinker und fuhr von der Autobahn ab. Es herrschte kaum Betrieb, nur ein holländisches Wohnmobil stand einsam und verlassen vor einer der Zapfsäulen. Kein Mensch war zu sehen. Als er den Motor ausgeschaltet hatte und sich einen Moment lang im Sitz zurücklehnte, überfiel ihn die Erschöpfung schlagartig. Wie gerne hätte er jetzt einfach geschlafen. Wie seine beiden Mitfahrerinnen. Er warf einen Blick in den Rückspiegel. Anna hatte ihren Kopf an Carlas Schulter gelegt, ihr Mund war geöffnet, sie schnarchte leise. Ein friedliches Bild. Fabrizio öffnete die Wagentür und stieg aus. Die Luft war frisch, sie roch nach Diesel und Meer. Er tankte voll und ging nach drinnen, um zu bezahlen. Danach setzte er sich an die Bistrotheke und bestellte einen Kaffee. Während er an der heißen Flüssigkeit nippte, fiel sein Blick auf den Fernseher. Eben hatten die 6-Uhr-Nachrichten begonnen. Fabrizio sah Bilder vom Tatort Lenzari. Das gesamte Dorf war hell erleuchtet, es sah gespenstisch aus. »Würden Sie bitte lauter machen?«, rief er der Bedienung zu. Sie sah ihn mit ausdruckslosem Gesicht an und stellte den Ton lauter.
    Er sah die Kriminaltechniker in ihren Overalls vor Marios Haus. Ein sichtlich betroffener Minister wurde auf dem Kirchplatz interviewt. Im Hintergrund war die Wolldecke zu sehen, die aus dem Fenster von Elisa Noès Haus hing. Alles deute auf fanatische Muslime hin, sagte der Nachrichtensprecher. Ein Bekennervideo wurde eingeblendet. Wegen der schlechten Qualität des Videos dauerte es einen Moment, bis Fabrizio den Marokkaner erkannte, der mit schleppender Stimme etwas auf Italienisch sagte. Es war bis auf die Worte »heiliger Krieg« und »Europa« kaum zu verstehen.
    Erste Stimmen sprachen davon, dass nach den Anschlägen von Madrid 2004 und London 2005 der islamistische Terror nach Europa zurückgekehrt sei. Nach den Bildern vom Tatort zeigte der Sender den ausführlichen Kommentar eines französischen Journalisten. Wenn Fabrizio den Mann richtig verstand, forderte er ein geschlossenes Vorgehen aller europäischen Länder gegen den Terror, denn es handle sich nicht um ein spezifisch italienisches Problem, sondern um ein Szenario, das in jedem anderen Land so oder ähnlich denkbar wäre. Mit den Worten »Europa muss seine Bevölkerung schützen« schloss der Kommentar.
    Dann kam der nächste Bericht. Französische Innenpolitik. Fabrizio nahm sich eine Packung Erdnüsse vom Tresen und bezahlte.

    Zwanzig Minuten später fuhr er von der Autobahn ab in Richtung Leucate Plage. Hinter dem Ortsschild machte die
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