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Terra Prima

Terra Prima

Titel: Terra Prima
Autoren: Jo Zybell
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an einem Kunsthirn ausprobieren, das den Turing-Sprung bereits hinter sich hat. Jetzt könnte ich's …«
    In den Sichtfeldern stürmten die Kampfformationen von Ebene zu Ebene. »Wir haben nur noch vier oder fünf Minuten, sagt Heinrich.« Durch die Plasmapfütze ging Bergen zu der Schnittstelle des Primrechners. »Aber eines muß euch klar sein: Wenn wir das tun und es klappt, dann bricht die Republik zusammen. Es wird keine zentrale Verwaltung mehr geben. Die Vernetzung der Flotte löst sich auf. Alle Rechner, die von hier aus gesteuert werden, stürzen ab. Unzählige Daten gehen verloren. Ganze Welten verlieren die Basis ihrer Infrastruktur. Auf manchen Planeten und in einigen Flottenverbänden werden sich würdelose Männer und Frauen zu Warlords aufschwingen. Bürgerkriege werden ausbrechen, Chaos wird herrschen. Jahrelang, jahrzehntelang …«
    Bergen schwindelte. Dabei skizzierte er die möglichen Folgen der Manipulation am Zentralrechner nur in groben Umrissen. Er blickte in die Runde. »Los!« blaffte Plutejo. »Setzt dem Scheißrechner das Scheißding in den Scheißpelz!«
    »Ich bin dafür«, sagte Alban. »Ich auch«, sagte Urban.
    Venus und Gender DuBonheur nickten nur. Es muß schnell gehen , raunte Heinrichs Kunststimme in Bergens Kopf. Mit dem Rucksack, in dem die Trümmer des ADAM I steckten, lehnte der Subgeneral gegen die Zentralröhre. Mit einem Geflecht aus seinen letzten verbliebenen Nanosonden durchbohrte Heinrich die Röhrenwandung. Plasma plätscherte aus der Öffnung. Die Sonde schwamm durch die kristalline Flüssigkeit und bohrte die mittlere der kleinen Röhren an. Dann zog Heinrich die Sonde zurück.
    DuBonheur hielt den inzwischen geöffneten Zahn neben die Zentralröhre. Mit einer Zangenmechanik, die für das bloße Auge unsichtbar blieb, umschloß Heinrich den Spezialprozessor. Durch die Röhrenöffnung und die Flüssigkeit hindurch transportierte er ihn in die mittlere Röhre. Dort gab er ihn frei. Sofort sank er durch das kristalline Plasma nach unten und entschwand ihrem Blickfeld.
    Einst hatte der Primrechner von Terra Prima den Rebellen Tres Heinrich verfolgen lassen und seine Vernichtung befohlen. Hätten seine Jäger nicht so oberflächlich gearbeitet und hätten Bergens Eltern den ADAM I nicht aus seinem brennenden Schiff gerettet und ihn von seiner brennenden Kunsthaut befreit, hätte die Entwicklung auf Terra Prima ihren Lauf genommen. Nun aber war der Rebell zurückgekehrt, nun hatte der Primrechner möglicherweise in ihm seinen Meister gefunden.
    Sie drehten sich um und richteten ihre Waffen auf das Eingangsschott. Draußen meinte Venus schon die schweren Schritte der humanoiden Roboter zu hören. Die Sichtfelder waren wenigstens voll von ihnen.
    Eines verblaßte. Doch nur um einen Atemzug später ein neues Bild zu zeigen. Im Halbdunkel einer Halle standen zwei Tanks. Die Tanks waren mit Flüssigkeit gefüllt. In jedem Tank schwamm etwas, das aussah wie ein kompaktes Skelett: Arm- und Beinknochen schwarz, Brustkorb und Schädel blau. Auf dem Rand eines der Tanks hockte ein Rabe. »Moses!« entfuhr es Venus. »Was tut er da? Was ist das für ein Raum? Was sind das für Tanks …?«
    »Ich weiß es nicht«, log Merican, und seine heisere Stimme verriet ihn.
    Das Bild verblaßte, der Oberkörper eines blonden Mannes erschien im Sichtfeld. »Mein Name ist Gabrylon«, stellte er sich vor. »Ich vertrete die Interessen des P.O.L. Haben Sie die Skelette in den Tanks gesehen, Bergen? Soviel zur Warnung. Ich weiß nicht, was Sie planen, ich weiß nicht, wie weit Sie schon sind, ich weiß nur, daß Sie bitter bereuen werden, wenn Sie nicht augenblicklich kapitulieren.«
    Er hob eine altes, zerfleddertes Buch. »Ich will Ihnen mal einen interessanten Satz vorlesen. Er stammt aus einem Buch, dessen Besitzer Sie sehr bald unter sehr unerfreulichen Umständen wiederbegegnen könnten.« Er senkte den Blick und las. »Wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und sitzt nicht zuvor und überschlägt die Kosten?« Der Blonde blickte auf. »Ich schätze, Sie sind gemeint, Bergen. Oder können Sie bezahlen, was Sie da tun …?«
    Auf einmal erloschen sämtliche VQ-Felder. Keine Beleuchtung erhellte den Kuppelraum mehr, auch das schummrige Licht aus der Zentralröhre glimmte nur noch schwach. Keine lärmenden Schritte näherten sich mehr.
    »Was hat das zu bedeuten?« flüsterte Venus. Niemand antwortete.
    Stoff raschelte, Plutejo fummelte eine kleine Handlampe aus seiner Beintasche, ihr
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