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Terra Prima

Terra Prima

Titel: Terra Prima
Autoren: Jo Zybell
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es ist nicht ganz einfach in Gegenwart so prominenter Herrschaften die richtigen Worte zu finden, nicht wahr, verehrter Tellim?« Jetzt lächelte der Blonde mitleidig. »Aber Sie haben Glück, denn, wie gesagt, ich vertrete den P.O.L. in allen wirklich wichtigen Angelegenheiten, und mir ist Ihr Anliegen gut bekannt: Sie wollen nicht sterben. Sie wollen ewig leben. Habe ich recht?« Yaku antwortete nicht, er konnte nicht antworten. »Das ist ein sehr verständlicher Wusch, verehrter Tellim, und möglicherweise hätte ich da etwas für Sie …«
     
    *
     
    Unterwegs erfuhren sie, daß Erdbeben, eine Revolution und ein Jahrtausende zurückliegender Krieg die Stadt nach und nach zerstört hatten. Die Revolution sei die letzte Katastrophe gewesen, erklärte der Reverend. »Eine Katastrophe, die bis heute anhält.« Mehr war ihm nicht zu entlocken.
    Bergen mußte Marta Sokrates den Pilotensessel der JOHANN SEBASTIAN BACH 01 überlassen. Sie konnte einen Sparklancer steuern, das erkannte sogar Plutejo Tigern neidlos an, allerdings wählte sie einen verschlungenen Kurs, der Merican erst einleuchtete, als die Vizepräsidentin erklärte, daß sie IHREN Patrouillenrouten und den Peilfeldern auswich. Alle sprachen sie in der dritten Person Plural von ihrem rätselhaften Feind.
    Marta und Bork flogen einen Umweg über kahles Hügelland, das sich im Südosten an die Ruinen anschloß. Ein Raumschiff war dort erst drei Monate zuvor gelandet. Sie drehten eine Runde über dem fremden Schiff und flüchteten sich dann wieder auf verschlungenem Kurs ins Bergland und schließlich in die Ruinen. SIE würden den Landeplatz des Schiffes rund um die Uhr bewachen, erklärte Marta Sokrates.
    Auf dem Weg zum Kriegslager sichteten Bergen, Plutejo und Venus das Bildmaterial. Das Schiff war tiefschwarz, hatte die Form eines asymmetrischen Omegas und maß gut dreihundert Meter von Schenkel zu Schenkel. Seine Oberfläche war schroff und uneben wie die von Stein. »Es ist kein Omegaraumer der Flotte«, sagte Plutejo.
    »Wem gehört es dann?« Gender DuBonheur schaute über die Sitzlehne ins Sichtfeld. Niemand antwortete. In Mericans Hirn arbeitete es. Er kannte diesen Schiffstyp aus uralten Datenbanken. Es war ein Raumer der Yellows, daran gab es überhaupt keinen Zweifel. Die Yellows hatten die Westküste Nordamerikas einst mit Gravitonkanonen beschossen und damit eine lange Kette von Naturkatastrophen ausgelöst. Doch das war 26 Jahre vor Beginn der neuen Zeitrechnung gewesen. Und das Schiff zwischen den Hügeln war angeblich erst vor ein paar Monaten gelandet. Bergen sprach seine Gedanken nicht aus.
    »Mindestens neun Mann waren an Bord«, berichtete Marta Sokrates. Sie steuerte den Sparklancer dicht über Geröllhaufen und Schutthalden. »SIE haben alle gefangengenommen. Einer konnte fliehen. Wir haben ihn letzte Woche in den Ruinen aufgegriffen.«
    Sie machten eine Zwischenlandung auf einem Platz voller Geröllhalden und Kakteen. Vier Steinhaufen verrieten vier Gräber von Gefallenen. Sie schoben Bruchholz und Dreck von einem fünften Haufen. Ein Toter in rotem Schutzanzug lag darunter. »Wer ist das?« wollte Bergen wissen.
    »Einer von IHNEN.« Sie drehten die Leiche auf den Bauch. Der Rückenstoff war zerrissen, die Haut zu grauen Wülsten verschmort. Statt Wirbelknochen, Schulterblättern oder Rippen sah Bergen glattes, blaues Kristallglas.
    Sie starteten wieder und landeten später zwischen Stahlskeletten und zerklüfteten Gemäuern. Überall wucherten Disteln und gelbliches Gras, hier und da auch Kakteen. Mit aktiviertem Controgravfeld manövrierten sie die Sparklancer durch einen engen Schacht in eine unterirdische Halle.
    Bergen ließ sich zu dem Mann führen, der angeblich an Bord des fremden Schiffes zwischen den Hügeln gelandet war. Er atmete auf, als er den Fiebernden auf einem Lager aus Decken und Dämmstoffen liegen sah: kein Yellow, ein Mensch. Leider konnte Bergen nicht mit ihm sprechen – er phantasierte, redete mit Phantomen und schlug um sich. »Steht unter Schock«, erklärte der Reverend.
    Gegen Abend stellte die Vizepräsidentin einen Spähtrupp zusammen, der Bergen und Venus in die Ruinen von Frisco führen sollte. Merican wollte den Bunker des P.O.L. sehen. Drei Stunden lang schlichen sie durch Dunkelheit und Ruinen. Als sie endlich den Bunker erreichten, drückte Bergen ein Nachtglas an die Augen und sah weiter nichts als verkohlte und teilweise übereinandergestürzte Stahlskelette.
    »Das soll das Hauptquartier des
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