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Terra Anchronos (German Edition)

Terra Anchronos (German Edition)

Titel: Terra Anchronos (German Edition)
Autoren: Andree Leu
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weißt du das?“
    Der Schamane lächelte geheimnisvoll. „Ich weiß viel.“
    „Wird er sterben?“ Angst schwang in Arnes Stimme mit.
    „Nicht, wenn du heimkehrst.“
    „Aber wie?“
    „Ich weiß Rat.“ Der Medizinmann griff in die Tasche seines Eisbärenfells und zog ein Ei daraus hervor.
    „Du musst dies essen, dann wirst du einen Weg finden. Dafür musst du mir aber auch helfen.“
    „Wobei? Wie sollte ich dir helfen können?“
    Der Schamane wies auf die Steintafel, vor der Sigurd friedlich schnarchte. „Entferne den zweiten Strich der elften Gruppe von rechts.“
    „Dann werde ich zum Mörder. Das kannst du nicht verlangen.“ Arne war schockiert über den Handel, den der Schamane ihm vorgeschlagen hatte.
    „Du tust ein gutes Werk, das solltest du bedenken.“
    „Wer muss sterben, wenn ich tue, was du sagst?“
    Der Schamane hob seine rechte Hand, die in der Tatze des Bärenfells steckte, und deutete dann mit dem Finger auf seine Brust.
    „Du selbst?“ Arne verstand das nicht und sah Martha ratlos an.
    „Wer noch?“ fragte sie.
    „Der Baske!“
    Der Schamane hatte die Worte verächtlich in den Raum gespien. Sie waren voller Hass. „Der zweite Strich der elften Gruppe kennzeichnet den 29. Februar 1792. In Frankreich wütete die Revolution.“
    „Hast du die vollen Jahrhunderte berücksichtigt?“, fragte Arne.
    „Mach dir keine Sorgen“, beruhigte der Schamane. „Der Navigator schummelt gelegentlich. Wenn es nicht anders möglich war, hat er seine Striche auch am 28. Februar gemacht. Ich weiß es genau.“
    Arne nickte zufrieden.
    Vor der Felstafel grunzte Sigurd, der Wikinger. Er streckte sich, gähnte und stand auf. Verschlafen sah er sich um.
    „Verschwinde“, rief er dem Schamanen zu, der immer noch in aller Ruhe unter den Kindern stand und sich nicht rührte. Er sah Sigurd nach, der einige Schritte machte und sich wieder hinlegte. Kurz darauf war sein Schnarchen wieder zu hören.
    „Du willst sterben, nur damit der Baske verschwindet?“
    Der Schamane schüttelte den Kopf. „Ich werde nicht hier sein, um zu sterben.“
    „Wo denn dann?“ Arne hatte eigentlich geglaubt, die Sache mit den Strichen des Navigators verstanden zu haben. Doch die merkwürdigen Äußerungen des Schamanen ließen ihn an seinem eigenen Verstand zweifeln.
    Der Schamane zog zwei weitere Eier aus der Tasche und zeigte sie Arne. „Diese werde ich essen und so lange als heller Stern ein Teil des Firmaments werden, wie ein Tag und eine Nacht andauern.“
    „Das geht nicht“, raunte Arne.
    „Frage deinen Vater.“
    Plötzlich wurde dem Jungen einiges klar. „Hast du das schon einmal getan?“
    „Mehrmals.“
    „Kann ich auch Stewart Wilkins fragen?“
    „Auch den.“ Der Schamane lächelte. „Was ist nun?
    Willst du ein Ei?“
    „Was ist mit Martha?“
    „Für das Mädchen kann ich leider nichts tun. Wenn sie auch der Terra anchronos entkommt. Du weißt, dass sie am 29. Februar sterben muss.“
    „Das ist geregelt“, antwortete Arne.
    Nun war es an der Reihe des Schamanen verwirrt zu schauen. „Wenn du meinst“, erwiderte er nur.
    „Was müssen wir tun? Wir haben bestimmt nicht ewig Zeit.“ Aus alter Gewohnheit schaute Arne auf seine Uhr.
    „Ich binde euch los. Wenn ihr frei seid, bekommt jeder ein Ei. Martha kann ihres sofort essen und verschwinden.“
    „Aber wie?“ Arnes Zwischenfrage klang drängend.
    „Es gibt nur einen Weg. Ihr werdet sehen. Dann esse ich meine Eier. Erst wenn du sicher bist, dass ich fort bin, darfst du den Strich entfernen. Den zweiten Strich der elften Gruppe von rechts.“ Der Schamane hob mahnend die Hand. „Keinen anderen. Verstehst du?“
    Arne nickte.
    „Dann kannst du dein Ei schlucken.“
    „Wird außer dir und dem Basken niemand sterben?“, vergewisserte Arne sich noch einmal.
    „Nur der Baske stirbt. Sonst niemand. Ich stehe dem Sterben nicht zur Verfügung.“
    „Er ist doch nicht da.“ Martha bedachte Arne mit einem der vorwurfsvol en Blicke, die der Junge schon öfter gesehen hatte.
    „Wann geht es los?“, fragte Arne ungeduldig.
    „Jetzt.“
    Der Schamane zog sich an dem geflochtenen Gefängnis hoch und löste die Seegraswurzel, an der nun alle drei hingen. Mit einem lauten Poltern fielen sie zu Boden. Ein schneller Seitenblick versicherte Arne, dass Sigurd sich nur im Schlaf umdrehte und weiterhin friedlich schnarchte.
    „Denkt daran, dass die Eier nur die Spanne eines Tages und einer Nacht ihre Wirkung zeigen. Wenn ihr bis dahin nicht in
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