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Terra Anchronos (German Edition)

Terra Anchronos (German Edition)

Titel: Terra Anchronos (German Edition)
Autoren: Andree Leu
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Bensersiel zu erreichen, bevor der Tag anbrechen würde.
    Die Transformation der Schlangenkörper begann wenig später und verlief deutlich sanfter als die erste Verwandlung. Die Krämpfe und Zuckungen blieben aus. Ganz allmählich lösten sich die geschraubten Leiber auf. Arne und Martha hatten keine Mühe, das seichte Wasser zu verlassen. Noch leuchteten die Sterne am Himmel. Arne deutete nach oben.
    „Siehst du die lange Formation dort?“
    „Ist das die Schlange?“
    Arne nickte. „Der dritte Stern von unten gehört dort nicht hin.“
    „Das muss der Schamane sein“, flüsterte Martha ergriffen.
    „Grüße die Terra anchronos“, rief Arne in den Himmel.
    Kurz darauf verlosch der Stern.
    „Ich hoffe, er kommt gut zu Hause an“, sagte Martha.
    „Genau! Jetzt gehen wir nach Hause. Es ist nicht weit. Komm, Martha.“
    Arne humpelte und musste sich nach kurzer Zeit schon setzen, da sein Fuß ein wenig schmerzte. Martha war entsetzt, als sie den Grund erfuhr. Doch Arne war sich sicher, dass er den Rest seines Lebens auch ohne den kleinen Zeh des linken Fußes leben konnte.
    Die Wunde war mit der Transformation gut verheilt.
    „Mein Andenken an Sigurd und die Terra anchronos“, lachte der Junge und zog seine Freundin mit sich in Richtung Heimat.
    Arne und Martha waren bemüht, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Doch seit gut einem Jahr hatte die Mutter einen leichten Schlaf.
    Sie stand bereits auf dem oberen Treppenabsatz, als Arne leise die Haustür schloss.
    „Arne!“, rief sie. „Du auch, Martha!“
    Eilig raffte die Mutter ihren Morgenmantel zusammen und eilte den Kindern die Treppe hinunter entgegen.
    „Was für ein Segen, dass ihr da seid. Dein Vater hat immer gewusst, dass du wiederkommen wirst.“
    „Und du wolltest mir nie glauben“, ertönte der Bass des Kapitäns von oben.
    Arne machte sich aus der Umarmung der Mutter frei und sprang so schnell er konnte die Stufen zu seinem Vater hoch.
    „Verzeih mir, Vater. Ich musste springen.“
    „Ich weiß, Arne.“ Die große Hand des Vaters strich zärtlich wie nie zuvor über das Haar des Sohnes.
    „Ich muss dich um Verzeihung bitten. Ich hätte dir von Anfang an glauben sollen.“
    „Wirst du wieder gesund werden?“ Arne sah seinen Vater ängstlich flehend an.
    „Ich bin es bereits, mein Sohn.“
    Arne warf seinen Kopf an die Brust des Vaters und begann zu weinen.
    Immer wieder erzählten Arne und Martha die ganze Geschichte in allen Einzelheiten. Die alte Polizeiakte lag auf dem Tisch, der inzwischen von der Abendsonne beschienen wurde.
    „Was ist denn nun eigentlich mit dem 29. Februar?
    Hat Stewart es geschafft? Wird der Schalttag nun abgeschafft?“, fragte Arne unvermittelt.
    „Wieso fragst du das?“ Martha klang empört. „Du hast es mir doch versichert.“
    Arne schaute verlegen zu Boden. „Nun ja. Es war so gut wie sicher. Eigentlich konnte nichts mehr schiefgehen. Oder etwa doch?“
    Der Kapitän schaute eine Weile schweigend aus dem Fenster. Dann stand er auf und ging zur Anrichte in der Stube. Er reichte Arne einen Briefumschlag.
    „Es wird wohl auch im Jahr 2012 einen Schalttag geben. Leider. Stewart ist ziemlich unglücklich darüber.“
    „Und ich erst“, kreischte Martha.
    „Beruhige dich, Martha.“ Arnes Mutter legte dem Mädchen besänftigend eine Hand auf die Schulter.
    „Ich höre!“ Martha verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Stewart und ich haben lange überlegt.“
    Der Vater schüttelte den Kopf und machte eine lange Pause. Die Kinder hielten den Atem an.
    „Und eine Lösung gefunden.“ Die ernste Miene des Vaters wurde zu einem wissenden Lächeln.
    „Spann’ uns nicht auf die Folter. Nun sag schon!“, forderte Arne.
    „Also“, begann der Vater. „Wer die Datumsgrenze von Ost nach West passiert, der muss das Datum festhalten. Du erinnerst dich?“
    Arne nickte gebannt. „Der darf zweimal seinen Geburtstag feiern.“
    „Exakt“, bestätigte der Vater.
    „Umgekehrt geht ein Tag verloren“, führte Arne die Erläuterung an Martha gewandt eifrig fort.
    Der Kapitän lehnte sich in seinem Sessel zurück und faltete die Hände im Schoß.
    „Wenn du also am 28. Februar eines Schaltjahres die Datumsgrenze um Mitternacht überschreitest, dann wirst du am 1. März ankommen. Der 29. Februar fällt ins Wasser.“ Arne sah Martha erwartungsvoll an.
    „Vorausgesetzt“, schaltete sich der Kapitän wieder ein, „ du fährst von West nach Ost.“
    „Von West nach Ost, lass’ Datum los. Das ist doch
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