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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Sonja Ullrich
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nicht«, sagte ich.
    Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, schnellte sein Oberkörper nach vorn und seine Hände packten gezielt meine Kehle. Sie zogen mich zu ihm heran und ich krabbelte mühselig auf meine Füße. Wir standen uns Auge in Auge gegenüber und mein verzerrtes Antlitz spiegelte sich in seinen Pupillen. Dann hob er mich mit der Hand, die er unter mein Kinn geklemmt hatte, hoch und ließ mich in der Luft hängen. Er schlug meinen Rücken gegen die Wand und meine blutverschmierte Wunde malte einen Abdruck auf die Tapete. Meine Halsschlagader hämmerte Hilfe suchend unter seiner Faust und schwoll zu einem gestauten Kanal an. Ich rang nach Luft, doch es war, als verstopfte ein Guss aus Beton meine Luftröhre. Irgendwann sah ich einen hellen Lichtschweif über mir kreisen und ich fragte mich, ob dies das Licht war, das die Leute kurz vor ihrem Ende sahen. Tränen rannen mir über die heiße Haut und ich konnte die Traurigkeit nicht hinunterschlucken, weil meine Kehle zerdrückt war.
    »Lüg mich nicht an«, sagte Bolker sachlich und warf mich fort.
    Ich knallte auf den Boden und das Blut verschmierte den Fleck, auf dem ich gelandet war. Die Luft schoss in meine Lungen und bunte Blitze und Sternengewitter funkelten über meinen Augen. Bolker kam auf mich zu und zog ein Jagdmesser hinter seinem Rücken hervor. »Fangen wir klein an. Mit dem Fuß. Danach reden wir weiter.«
    Bilder reihten sich in meinem Inneren starr aneinander, während das Messer sich meinem Fuß näherte. Ich weiß nicht, wie ich es tat und warum ich schneller war als er. Aber ich war höllisch schnell. Ich zog den Fuß unter seiner herannahenden Hand weg, die Klinge bohrte sich ins Parkett und ich trat Bolker mit voller Wucht mitten ins Gesicht. Er taumelte nach hinten, landete auf seinem Hintern und ich raste wie von Sinnen aus dem Wohnzimmer. Den Schmerz am Knöchel nahm ich gar nicht wahr, ich hatte ihn irgendwo im Wohnzimmer gelassen. Ich war schneller als mein Schatten, riss die Tasche vom Korbstuhl und rannte zum anderen Ende des Flurs – ins Badezimmer.
    Meine Lunge rasselte und die Fugen meiner Badezimmerfliesen verwischten mit der rosafarbenen Keramik. Die Tür blieb sperrangelweit offen. Ich wollte ihn sehen, die Waffe ziehen und zuerst schießen, wenn es sein musste. Also grabbelte ich in meiner Tasche, suchte die Knarre, doch ich fand sie nicht. Rotz lief mir aus der Nase und mit dem Handrücken verschmierte ich ihn über mein ganzes Gesicht. Haarsträhnen pappten an meinen Wangen und mein T-Shirt klebte auf meiner Haut. Meine Hände zitterten, die eine wusste nicht, was die andere tat. Die Scheißknarre war so groß und schwer, aber trotzdem fand ich sie nicht.
    Ich hörte Bolker fluchen. Ich hörte seine Schritte. Es war wie in einem von Muttis Horrorfilmen, in welchem sich die Opfer immer in irgendwelche Ecken verkrochen; dort, wo sie garantiert nicht wieder herauskamen und immer niedergemetzelt wurden. Ich regte mich dann jedes Mal auf und schimpfte: ›Mein Gott, geh doch nach draußen!‹ Doch jetzt war ich selbst die bescheuerte Kuh, die sich in das Bad verkroch, dort, wo sie nicht mehr herauskam, nicht mehr nach draußen. Warum zum Teufel war ich überhaupt in der Wohnung geblieben?
    Bolker hatte eine blutige Nase. Seine Züge waren wutverzerrt und er hatte eine Waffe in der Hand. Als er den beschissenen Ballermann auf mich richtete, grinste er abermals so irre und ich versank in einer Panikstarre.
    »Ich denke, wir haben uns ausgesprochen.«
    Ich kniff die Augen zu, hörte auf zu atmen und wartete auf den großen Knall. Plötzlich hämmerte jemand gegen meine Wohnungstür.
    »Esther!«
    Ich kannte die Stimme. Es war Gregor. Ich riss die Augen auf und Bolker war für einen Moment aus dem Konzept gebracht. Er sah abwechselnd zur Tür und zu mir. Es dauerte keine Sekunde. Ich schrie wie von Sinnen und fühlte plötzlich die Waffe in meiner Tasche. Gregor trat die Tür ein und mit einem lauten Knall preschte sie gegen die Wand. Er stolperte nach vorn und er und Bolker starrten sich direkt an. Bolker hatte seine Waffe auf Gregor gerichtet, Gregors Hände hingen in der Luft und hielten inne. Wie ein Radar registrierte ich alles, was sich zwischen ihnen abspielte. Gregors Augen waren ganz auf Bolker und den Lauf seiner Knarre fixiert. Meine Sensoren bemerkten eine Regung bei Bolker. Ich sah den Muskel seiner Schulter, wie er sich anspannte, und seinen Arm, als er sich durchstreckte. Bereit zum Schuss. Ich schleuderte die
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