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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Sonja Ullrich
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das?«
    »Es ist ein Muster. Ich möchte mir neuen Boden legen lassen.«
    »Lüg nicht«, fauchte er. »Deine Birne ist knallrot wie ein Pavianpopo.«
    »Tut mir leid. Ich erkläre es dir später.«
    Wie ein Werwolf bleckte er die Zähne. Ein Fleischfetzen hing zwischen den Schneidezähnen. »Mach mir keinen Kummer, Blondette. Sonst ist dein Nachruf das Nächste, was über dich in der Zeitung steht.«
     
    Auf der Rückfahrt klammerte ich mich an das Stück Holz wie an eine Schiffsplanke, die mich als Einziges über Wasser hielt. Meine Augen huschten über die Landschaft und mein Fuß zappelte nervös auf und ab.
    »Mach dir keine Sorgen. Ansmann hat sich bestimmt wieder beruhigt.« Thorsten klang nicht sehr überzeugend.
    »Ich habe ihn einen korrupten Drecksack genannt«, murmelte ich und der Streifenwagen machte kurz einen Schlenker. Die Reifen quietschten.
    »Herrschaftszeiten«, brummte er leise.
    Als Thorsten den Streifenwagen auf den reservierten Polizeiparkplatz absetzte, blubberte ein neuer Schwall von Nervosität in mir hoch und mein ganzer Verdauungstrakt schien sich unter den Brustkorb verkriechen zu wollen. Wie eine Alterskranke lehnte ich mich schwach gegen den Wagen, als ich ausstieg.
    »Komm mit«, sagte Thorsten.
    Ich schüttelte den Kopf, bis mir schwindelig wurde. »Er wird mich in eine Zelle stecken.«
    Thorsten lachte. »Nein, wird er nicht.«
    Sehr langsam und sehr bedächtig tat ich einen Schritt vor den anderen. Als wir das Foyer erreichten, starrte mich die Empfangspolizistin an, als stünde ein aufgequollener, überdimensionaler Tampon vor ihr. Thorsten ging voraus durch die Glastür und ich zog an zahlreichen Bürotüren vorbei, aus denen ebenso zahlreiche Köpfe herauslugten. Ich kam mir vor wie eine Schwerverbrecherin. Thorsten verschwand in einem Büro und mich überkam ein Schwindel. Ich linste um die Ecke und sah Ansmann, der sich in seinem Schreibtischstuhl ausbreitete wie ein Cowboy vor dem Lagerfeuer.
    »Geh raus«, wies er Thorsten an, der ohne ein weiteres Wort abzog.
    Er starrte von unten herab zu mir hoch. »Wer ist ein korrupte Drecksack?«, fragte er mich und mir rauschte das Blut in den Ohren. Meine Birne war heiß und schwitzig wie ein fettig gebackener Truthahnbraten.
    »Entschuldigen Sie, es war nicht so gemeint.«
    Er stand auf. »Ich war nicht gemeint, richtig?«
    Ich nickte.
    Ansmann schürzte die Lippen, stopfte die Hände in die Taschen und sah kurz aus dem Fenster. Und dann, von einer Sekunde zur anderen, trat er seinen Mülleimer von einer Ecke in die andere. Der Papiermüll flog wie bei einer Bombenexplosion in die Luft und etliche Kollegen stoben in seine Tür. Er winkte ab.
    »Ist schon gut, schon gut«, sagte er mit harschem Ton und die Kollegen verschwanden in ihre Büros zurück. Ich wusste, dass er verstand. Aber er fragte nicht weiter nach. Stattdessen streckte er eine Hand aus und nahm mir die Fliese ab. »Kommen Sie mit.«
     
    Der Keller des Polizeipräsidiums war wie gewohnt kühl und abgedunkelt. Ich hörte die Motoren der Klimagebläse sowie den Wind, wie er gegen die maroden Lamellen unter der Decke schlug. Als wir durch den Flur schritten, kamen uns zwei grinsende Polizistinnen entgegen. Es konnte gut sein, dass sie Obermacker Ansmann nur schöne Augen machen wollten. Wahrscheinlicher war es, dass sie über das, was zwischen mir und Ansmann in letzter Zeit so gelaufen war, bereits gut im Bilde waren.
    Ansmann hielt die Fliese gegen das kaltweiße Neonlicht. »Ich glaube nicht, dass wir davon noch verwertbares Material holen können«, gab er sich zweifelnd. Er nahm die Klinke der gegenüberliegenden Tür in die Hand. »Sie sagen keinen Pieps, verstanden?«, ermahnte er mich.
    Ich nickte gefällig und er öffnete die Tür.
    Zwei Polizisten in akkurat angelegter Uniform standen an der Wand und schauten gelangweilt ins Blaue hinein. Ulrike Pfeiffer saß auf einem Kunststoffstuhl und ihre zahlreichen Brüste lagen beinahe auf der Tischplatte auf. Als sie mich erblickte, verfiel sie in einen eigenartigen, beinahe steinernen Zustand. Sie war blass, nur unter den Augen war die Haut rot geweint.
    Ansmann setzte sich ihr gegenüber und legte behutsam die Fliese auf den Tisch. Er sah sie an, doch Pfeiffer hatte nur Augen für mich und meine Platzwunde.
    »Wo waren wir stehen geblieben?«, fragte er sie.
    »Bei Marisa«, sagte sie leise und glotzte mich an.
    »Also gut.« Ansmann lehnte sich zurück. Seine schlanken Finger trommelten ungeduldig auf der
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