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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Sonja Ullrich
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ihrem Spaziergang inne und stellten ihre Lauscher auf. Als Gregor mit einer blutüberströmten Schulter aus dem Treppenhaus kam, umsäumte ein Tuscheln und Munkeln unseren Weg.
    Gregor war geschwächt und blass, doch nur widerwillig ließ er sich von den Sanitätern in Augenschein nehmen.
    »Glatter Durchschuss. Keine Verletzung von Knochen und Sehnen.«
    Erleichtert atmete ich auf und der Sanitäter sah mich an und runzelte die Stirn. »Und bei Ihnen? Wo sollen wir anfangen?«
     
    Mit einem satten Geräusch fielen die Türen des Krankenwagens hinter uns zu und wir weigerten uns beide vehement, uns auf die Trage zu legen. Der Wagen fuhr mit Blaulicht und ich wurde ein wenig seekrank, weil ich aus den vermummten Fenstern den Verkehr nicht beobachten konnte. Daher konzentrierte ich mich auf Gregor, der mit gesenktem Kopf seine Füße betrachtete.
    »Ein Detektiv ist abgehauen«, sagte ich und er fuhr hoch. »Eine Viertelstunde vor dem Brand ist er mit seinem Wagen weggefahren.«
    Er nickte nur schwach und schürzte die Lippen.
    »Wer ist Julia?«
    Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und warfen seine Stirn in Falten. Sein Blick wurde trüb und leidvoll und ich befürchtete, dass ich es mit meiner Fragerei mal wieder übertrieben hatte. Der Krankenwagen fuhr durch ein Schlagloch und der medizinische Kleinkram, der über unseren Köpfen baumelte, schepperte wie metallenes Topfgeschirr. Gregor faltete seine Hände, er atmete durch und sein Körper erschlaffte, als sämtliche Luft aus seinen Lungen trat. Er schmunzelte kurz und strich über meinen Kopf. Ich hatte das Gefühl, dass diese Geste mehr ihm galt als mir.
    »Julia war meine Frau.«
    »Sie waren verheiratet?«
    »Das ist lange her.«
    Bei ihm schien so ziemlich alles lange her zu sein. Dabei war er gerade mal über 40. »Was ist passiert?«, fragte ich und grinste. »Konnte sie Ihren eigensinnigen Charme nicht länger ertragen?«
    »Nein«, sagte er. Seine Miene wurde wieder ernst. »Sie ist gestorben.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ja«, sagte er leise. »Mir auch.«
     
     
    Der darauf folgende Sonntag war wieder brüllend heiß. Weiße Abgasschwaden krochen zwischen den Reifen der wartenden Autos umher und verpesteten die windstille Luft. Es war Mittag, irgendwann nach zwölf, aber trotzdem lümmelte ich zu Hause in meinem Bett herum.
    Olaf war gerade als Berichterstatter für überregionale Nachrichten unterwegs, denn vor weniger als zwei Stunden hatte man die Leiche eines Mannes unterhalb der Stauwehr am Kemnader See gefunden. Man identifizierte ihn als Bernhard Rowohlt, den Partner von Guido Brülling. Von Brülling selbst fehlte weiterhin jede Spur. Die Fahndung nach ihm wegen Brandstiftung war mittlerweile eingestellt worden.
    Hugo Sachs saß mit einem geschwollenen Auge, einer gebrochenen Nase sowie diversen Schürfwunden wegen Verdunkelungsgefahr in Untersuchungshaft. Seine Frau sowie sein Partner Ruud van Houten waren auf Kaution erst einmal freigelassen worden. Gregor übergab die Unterlagen der Detektei Brülling & Rowohlt an Ansmann und ich fürchtete, dass ein sehr langer Rattenschwanz bürokratischer Untersuchungen durchlaufen werden musste, ehe das Verfahren endlich losging.
    Der korrupte Drecksack in der Mordkommission trieb noch immer sein Unwesen. Alle waren aber sehr zuversichtlich, dass sie ihn bald schnappen würden.
     
    Neben meinem Bett stand auf dem Boden bereits ein Glas Rotwein bereit. Im Wohnzimmer türmten sich Blumen und Kärtchen von Corinna und Sven sowie den Leuten vom KK 11 und Sascha. Metin hatte mir außerdem eine Glock 38 geschenkt, eine wesentlich leichtere und kleinere Halbautomatik mit drei automatischen Sicherungen, die allerdings in Ermangelung von vollendeten Formalitäten noch in seinem Waffensafe auf mich warten musste. Für einen Klebeverband am Hinterkopf war mein Haar ein wenig gekürzt worden. Auf dem frischen Gips waren schon längst neue Aphorismen und Fratzen gemalt. Aus den Lüftungsschlitzen meines Laptops drang warme Luft auf meine Oberschenkel und ein paar grüne Lichter blinkten aufgeregt im unteren Eck des Gerätes. Das Betriebssystem trällerte seinen Willkommensgruß und ich wählte mich in das Internet ein.
    Mit Herzklopfen und puterroter Birne öffnete ich den Browser, rief die Suchmaschine auf und fütterte das Formularfeld mit jenen Informationen, die der Stationsarzt sorglos und unbedacht durch unseren Behandlungssaal geflötet hatte. Dann drückte ich die Eingabetaste, griff schnell nach meinem
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