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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht
Autoren: Dirk van den Boom
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Legard ignorierte sie, wo sie nur konnte. Mirinda nahm es ihr nicht übel. Sie kannte ihren Wert. Innerhalb der Allianz war sie mit ihrer Erschaffung als autonome, mit Intelligenz beseelte Handlungseinheit automatisch auf den gleichen Status vorgerückt, den jedes andere Intelligenzwesen auch hatte. Sie war natürlich anders. Sie hatte eine andere Geschichte . Sie hatte auch eine andere Funktion zu erfüllen, zumindest, solange Slap noch am Leben gewesen war (aber das konnte sich wiederholen). Aber das galt letztendlich für jedes Lebewesen: eigene Geschichte, eigene Funktion, eigener Weg. Das allein konnte im Grunde keine Ursache dafür sein, sie für weniger zu halten, als sie war.
    Das hinderte Capitaine Legard nicht daran, es trotzdem zu tun.
    Generell, so fand Mirinda, waren diese Treffen ohnehin sinnlos. Es wurde zu viel geredet, das meiste davon bestand aus Leerformeln und Wiederholungen. Es war ermüdend oder wäre es zumindest, wenn Mirinda Erschöpfungszustände kennen würde. Ihr Körper war darauf nicht ausgelegt. Dennoch: Solche Treffen war meist nichts als lästiger Lärm.
    »Verehrter Botschafter, wir nähern uns weiterhin mit hoher Geschwindigkeit der Erde. Bevor die offiziellen Vertreter der Regierung eintreffen, sind wir jedoch angehalten, bereits einige Fragen zu klären. Eine davon liegt uns besonders auf dem Herzen«, begann Legard.
    »Ich bin gerne bereit zu kooperieren«, erklärte Sobhex. »Was wollen Sie wissen?«
    »Sie haben uns von der Allianz erzählt und von Ihrem Angebot der … Evakuierung. Das sorgt derzeit für eine gewisse Aufregung in der Bevölkerung.« Legard warf Mirinda einen Blick zu, der beredt darüber Auskunft gab, was sie von ihrer Hilfestellung für die Verbreitung von Slaps Nachricht hielt. Eine dumme Sexpuppe, die auch noch an einem Verrat beteiligt war. Eine einmalige Kombination. Genossen Tentakeltitten wirklich diplomatische Immunität?
    »Die ganze Aufregung ist natürlich umsonst, wenn Sie Ihr Versprechen nicht halten können. Die Tentakel haben den Jupiterraum erobert. Das Weltentor, von dem wir hier sprechen, wurde nach allem, was wir wissen, vollständig vernichtet. Wir sind ja für jede Hilfe dankbar, aber wir haben den Eindruck, dass Sie uns gar nicht mehr helfen können, selbst wenn wir das Angebot annehmen sollten. Ist das so?«
    Legard sah Sobhex an.
    Der blieb ihr nicht lange die Antwort schuldig. »Der Angriff auf den Gasriesen hat die Situation in der Tat verkompliziert. Sollte sich Ihre Regierung aber dazu entschließen, unser Angebot anzunehmen, gibt es durchaus einen Weg, den benannten Vorgang in die Tat umzusetzen, wenn wir miteinander kooperieren.«
    Legard beugte sich nach vorne. »Wie?«
    »Ich möchte Sie nicht mit langweiligen technischen Erklärungen belasten. Das mache ich schon aus Selbstschutz nicht, denn ich bin kein Experte für diese Dinge. Technische und wissenschaftliche Hinweise kann Ihnen die KI unseres Fahrzeugs geben, wenn es Sie interessieren sollte.«
    Mirinda sah begehrliches Funkeln in den Augen der Menschen. Das war albern. Die Flüchtlinge würden, sobald sie das Allianz-System erreicht hatten, selbstverständlich vollen Zugang zu allen technologischen Errungenschaften erhalten. Der Rest der Menschheit würde damit nichts mehr anfangen können.
    »Ich darf es daher so zusammenfassen«, fuhr Sobhex fort. »Die Kapsel, mit der wir gekommen sind, ist in der Lage, ein neues Tor zu zünden. Die Zerstörung des bestehenden Tores ist also nicht notwendigerweise ein zentrales Hindernis. Derlei passierte bereits in der Vergangenheit. Die Tentakel kennen uns gut. Sie reagieren immer allergisch auf unsere Anwesenheit. Wir gehen dieses Risiko daher mit jedem neuen Kontakt ein.«
    »Uns steht letztlich nur noch die Erde zur Verfügung«, erklärte Legard. »Der Mars wird wohl in Kürze fallen. Sie müssen das Tor auf der Erde zünden.«
    Sobhex stieß so etwas wie einen Seufzer aus.
    »Ich muss Sie leider enttäuschen. Ein Tor auf der Erde zu zünden, wäre sehr gefährlich und nur schwer realisierbar. Die Tore emittieren eine massive Strahlung, die in kürzester Zeit das Leben auf dem Planeten ausrotten würde. Und ehe Sie fragen: Nein, die Tentakel ficht das nicht an. Die sind immun. Natürlich würde eine völlig entvölkerte Erde ihre Expansion in diesem Sektor der Galaxis verzögern, vor allem, was die Aufzucht der komplexeren Tentakelarten anbetrifft, aber letztlich auch nicht für sehr lange. Ich glaube auch nicht, dass die
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