Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
Schlägertyp, definitiv mehr Muskeln als Gehirn. Er war dabei, um aufzuräumen, falls das notwendig werden sollte. Der massige Mann wirkte völlig unbeteiligt. Bei ihm hing das nicht mit Drogenkonsum zusammen, soweit Roby wusste. Chink war immer so. Er schien keinerlei Gefühle zu haben. Leider auch nicht sonderlich viel eigenen Willen. Er tat immer, was ihm gesagt wurde.
    Und so sah er Roby auffordernd an. Slap ging immer als Erster. Und wenn er nicht in der Lage war, Anordnungen zu geben, war dies Robys Aufgabe. Er hatte sich das Gehirn noch nicht mit allerlei Mitteln zerfressen. Darauf stand er nicht.
    »Hier ist keiner«, meldete Slap.
    »Das abgesicherte Lager ist weiter hinten«, erinnerte ihn Roby an den Lageplan.
    Sie schlichen den Gang entlang. Totenstille. Die Alarmanlage machte keinen Mucks. Als sie an einem Schaltkasten vorbeikamen, flackerten die Lämpchen der Einbruchsicherung auf Stand-by, völlig harmlos.
    »Tiny hat nicht zu viel versprochen«, murmelte Slap. Seine hagere, fast dürre Gestalt war mit der Infrarotbrille gut zu erkennen. Slap lief immer auf 180, fraß wie ein Scheunendrescher und hatte einen höheren Grundumsatz als Chink , der ihnen schweigsam gefolgt war, mit seinem Muskelkörper. Slap, so fand Roby, brannte hell und heiß. Er hoffte, die Flamme würde deswegen nicht auch früher verlöschen.
    »Abwarten«, erwiderte Roby. Sie standen vor einer weiteren schweren Eisentür. Er leuchtete den Türrahmen ab. Nichts zu sehen. Slap hatte sich schon über das Schloss gebeugt.
    »Oh, Militärtechnik«, sagte er leise. »Big hat investiert.«
    »Bekommst du das auf?«
    »Aber ja. Gib mir Zeit.«
    Zeit war etwas, mit dem Roby nicht zu reichlich umgehen wollte. Aber Slap war schnell und er ließ sich nicht drängen. Er hatte bereits den Rollbeutel mit dem Feinwerkzeug geöffnet, seinen größten Schatz. Big hatte Militärtech? Slap auch. Und nur vom Feinsten. Ein Erbstück seines Vaters, der war Sergent im Nachschub gewesen. Bevor sie den alten Mann wegen Unterschlagung öffentlich erschossen hatten, war Slap auf wundersame Art und Weise an einige Besitztümer seines Erzeugers gekommen. Das war seine Eintrittskarte in die Bande gewesen. Eine gute Investition, wie sich jetzt wieder zeigte.
    Slap hantierte. Roby blickte sich um. Weitere Türen gingen vom Gang ab. Er öffnete keine. Kein unnötiges Risiko. Eine war angelehnt, also konnte er hineinleuchten. Er erkannte ein Bett, darin eine große, pneumatische Sexpuppe mit gigantischen Titten. Nicht übel. Vielleicht würde er sie mitgehen lassen, wenn Zeit blieb. Immerhin eine, die nicht dauernd nach einer Dusche verlangte.
    » Okay, bin so weit.«
    Slaps Bemerkung fokussierte Robys Aufmerksamkeit. Er stellte sich hinter Slap, der seine Werkzeuge sorgfältig wieder verpackte und einrollte. Dann machte er eine einladende Handbewegung.
    »Chink!«, sagte Roby nur.
    Der Riese trat kommentarlos vor und öffnete die Tür, ohne zu zögern.
    Dahinter: Lauter Regale, vollgestopft mit Hightechzeugs, das auf dem Schwarzmarkt riesige Summen einbrachte. Robys geschultes Auge nahm die Waren in Sekundenschnelle wahr. Bingo! Ganz große Weihnachten !
    Und das da war …
    »Scheiße! Raus! Raus! Raus!«
    Slap zögerte nicht. Er hatte es auch gesehen. Die simple Lichtschranke, unterbrochen durch die geöffnete Tür. An kein internes Netz angeschlossen, würde sie wahrscheinlich nicht mehr tun, als einen Telefonanruf auslösen. Oder …
    Es knallte, als die äußere Eisentür ins Schloss fiel. Es knackte, als sie sich selbst verriegelte. Chink rüttelte daran. Es gab ein zweites Knacken, als das Störfeld den Funkkontakt unterbrach.
    Dann zischte es, als das Betäubungsgas in den Gang gepumpt wurde.
    Slap setzte sich einfach nur hin, um sich beim Fallen nicht zu verletzen.
    Slap war pragmatisch.
    Roby kämpfte gegen den Schwindel an, doch er hatte Glück.
    Er fiel auf Chink.
        
     

2
     
    Roby kannte Gefängniszellen von innen.
    Es gab für ihn drei verschiedene Typen. Da waren erst einmal jene in den Wachen der Staatspolizei, die meist nur vorübergehend Unterkunft boten. Roby war dort bereits öfters zu Gast gewesen. Sie stanken, waren verdreckt und man hatte Gesellschaft, auf die man normalerweise sehr gerne verzichten würde. Man bekam nichts zu essen und durfte in ein offen an der Wand eingelassenes Pissoir pinkeln, wenn man sich traute. Frauen hatten eine eigene Sammelzelle, meist mit einem Loch im Boden, was sicher auch nicht angenehmer war. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher