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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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unausweichlichen inneren Konflikte der Allianz angemessen zu verwalten, um zu verhindern, dass sich dieser letzte Hort der Freiheit selbst vernichtete. Die Menschheit musste sich in diese Balance einfügen. Mirinda würde dazu ihren Beitrag leisten.
    Zu diesem Zweck hatte man ihr eine Fantasieuniform verpasst, die eine Nummer zu eng war.
    Das hatte interessante Effekte auf Männer, wenn sie einatmete. Natürlich war das Absicht. Es war die Art, wie die Allianz hier auf der Erde Truppenbetreuung durchführen wollte. Und es war allzu offensichtlich der Grund dafür, warum die beiden Offiziere, die Mirinda auf ihrer Mission begleiteten, Frauen waren.
    Lieutenant Eva Persson war eine knochige Blondine mit einem dermaßen unbeweglichen Gesicht, dass man annehmen musste, es wäre aus Stein gemeißelt. Sie sprach wenig und bewahrte genau das Maß an Höflichkeit, das es erträglich machte, mit ihr zusammenzuarbeiten. Es war ihr anzusehen, dass sie Mirindas Aufmachung für eine Anmaßung hielt und die ihr aufgetragene Mission für eine Bestrafung. Möglicherweise hatte sie mit beidem recht. Mirinda konnte es nicht herausfinden, da Persson sich jedem Versuch, Small Talk zu betreiben, beharrlich entzog. Aus ihr war nichts herauszubekommen – gar nichts.
    Sergent Floriana Sameter wiederum war auf den ersten Blick kaum als Frau zu erkennen. Sie bestand förmlich nur aus Muskeln, wirkte breit wie hoch und hatte ein sonniges Gemüt, das, wenn sie durfte, sich in endlosen Wortschwallen entlud, die mit einem für Mirinda nur schwer verständlichen Dialekt gewürzt waren. Sie hatte den Eindruck, dass Persson zu intelligent und aufmerksam war, während Sameter eher über eine begrenzte geistige Kapazität verfügte. Beide hatten den Auftrag, Mirinda zu helfen und sie zu beschützen. Tatsächlich, so war anzunehmen, sollten sie vornehmlich darauf aufpassen, dass die Alien-Braut kein Unheil anrichtete.
    Mirinda war das nur recht.
    Sie hatte nämlich nicht die geringste Absicht, irgendwelches Unheil anzurichten. Sie wollte tatsächlich helfen, ob aus altruistischen oder sehr egoistischen Motiven, das war völlig egal. Es war ihr Auftrag und es gehörte zu Mirindas Verständnis von Loyalität ihrer Mission gegenüber, dass sie diesen Auftrag sehr ernst nahm, auch wenn ihre Aufmachung eher das Gegenteil symbolisierte.
    Und so stand sie hier auf einem irdischen Flughafen, bereit, eine Erkundungsmission zu beginnen. Es war kalt, es regnete und damit passte das Wetter zur allgemeinen Stimmung. Nur Sameter kaute fröhlich auf irgendwas rum und war guter Dinge. Sie würde wahrscheinlich noch gut gelaunt sein, während ihr ein Tentakel das Bein abnagte.
    Eva Persson wandte sich an Mirinda und wieder war es ihre überraschend melodische Stimme, die davon zeugte, dass es sich bei ihr nicht um einen Roboter handelte. Ihre Mimik blieb völlig unbeweglich.
    »Ein Gleiter steht für uns bereit. Sie haben gewünscht, die aktuelle Frontlinie zu besuchen. In der Nähe bekämpfen zwei Divisionen einen der größten Brückenköpfe der Tentakel. Ich habe den Auftrag, Sie zum Kommandostand zu bringen.«
    »Gerne«, erwiderte Mirinda nur und schenkte Persson ein freundliches Lächeln, das diese völlig ungerührt zur Kenntnis nahm.
    Die drei Frauen bestiegen kurze Zeit später ein leicht gepanzertes Militärfahrzeug. Floriana Sameter war als Pilotin ausgebildet und nahm hinter den Kontrollen Platz. Sie ließ es sich nicht nehmen, ihren Begleiterinnen wortreich die Vorzüge und Nachteile des Modells zu schildern, in dem sie nun alle saßen. Es war ein wenig bedrückend, dass sie die relativ geringe, aber vorhandene Wahrscheinlichkeit einer Reaktorexplosion bei allzu waghalsigen Flugmanövern mit einem Tonfall schilderte, als erinnere sie sich an eine besonders romantische Verabredung. Dass Persson ihr nicht einfach den Mund verbat, hing möglicherweise damit zusammen, dass sie die Aufgabe hatte, Mirindas Nervenkraft zu testen und sie an ihre Grenzen zu führen.
    Mirindas Nerven waren ganz hervorragend, schließlich lebte sie erst seit ein paar Wochen und verfügte über eine weitgehende Kontrolle ihrer emotionalen Zustände. Lediglich um Slap zu gefallen und seine Integration in die Pläne der Allianz zu gewährleisten, hatte sie einen gewissen kalkulierten Kontrollverlust in Bezug auf ihre leicht auszulösende sexuelle Erregbarkeit eingebaut bekommen. Das war nichts, was sie weiter störte. Und der Gedanke an den verstorbenen Slap löste wieder Bedauern in
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