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Tensegrity. Die magischen Bewegungen der Zauberer

Tensegrity. Die magischen Bewegungen der Zauberer

Titel: Tensegrity. Die magischen Bewegungen der Zauberer
Autoren: Carlos Castaneda
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Nerven, wenn geistige Wachheit, körperliche Leistungsfähigkeit und die entsprechenden Muskeln fehlen?«
    Die hervorragende physische Kondition, für die sich Don Juan seit dem ersten Tag unserer Beziehung immer eingesetzt hatte, das Ergebnis einer rigorosen Übung der magischen Bewegungen, war allem Anschein nach der erste Schritt zur Umverteilung unserer angeborenen Energie. Die Umverteilung von Energie war in Don Juans Augen sowohl im Leben der Schamanen wie auch im Leben jedes einzelnen die entscheidende Aufgabe. Die Umverteilung von Energie ist ein Vorgang, der darin besteht, die in uns vorhandene Energie von einer Stelle zur anderen zu bringen. Die Energie wurde den Vitalzentren des Körpers entzogen, die diese Energie jedoch brauchen, um ein Gleichgewicht zwischen geistiger Wachsamkeit und körperlicher Leistungsfähigkeit herzustellen.
    Die Schamanen in Don Juans Tradition konzentrierten sich auf die Umverteilung ihrer angeborenen Energie. Das war kein intellektuelles Unterfangen, auch nicht das Ergebnis von Induktion, Deduktion oder logischen Folgerungen. Es war das Resultat ihrer Fähigkeit, Energie wahrzunehmen, wie sie im Universum fließt.
    »Die Zauberer bezeichneten die Fähigkeit, die im Universum fließende Energie wahrzunehmen, als Sehen«, erklärte mir Don Juan. »Sie beschrieben das Sehen als einen Zustand gesteigerten Bewußtseins. In diesem Zustand ist der menschliche Körper fähig, Energie als ein Fließen, ein Strömen, als eine dem Wind ähnliche Vibration wahrzunehmen. Wenn das für die Menschen normale Interpretationssystem momentan außer Kraft gesetzt wird, ist es möglich, Energie im Universum fließen zu sehen.«
    »Was für ein Interpretationssystem ist das, Don Juan?« fragte ich.
    »Die Zauberer im alten Mexiko fanden heraus«, antwortete er, »daß jeder Teil des menschlichen Körpers auf die eine oder andere Weise daran beteiligt ist, das vibrierende Fließen, die strömende Schwingung, in so etwas wie sensorische Information umzusetzen. Die Gesamtsumme dieser sensorischen Informationen wird dann durch Gewohnheit in das InterpretationsSystem umgewandelt, das die Menschen befähigt, die Welt so wahrzunehmen, wie sie es tun.
    Es erforderte eine ungeheure Disziplin der Zauberer im alten Mexiko«, fuhr er fort, »dieses Interpretationssystem außer Kraft zu setzen. Was dann geschah, nannten sie Sehen. Es wurde zum Grundstein ihres Wissens. Den Fluß der Energie im Universuni zu sehen, war ein wichtiges Instrument, das sie einsetzten, um die Maßstäbe ihrer Klassifikationen zu entwickeln. Aufgrund dieser Fähigkeit erkannten sie zum Beispiel das gesamte der menschlichen Wahrnehmung zugängliche Universum als ein Gebilde, das ähnlich einer Zwiebel aus Tausenden von Schichten besteht. Die alltägliche Welt der Menschen, so glaubten sie, ist auch nur eine Schicht, und demzufolge sind andere Schichten nicht nur der menschlichen Wahrnehmung zugänglich, sondern gehören auch zum natürlichen Erbe der Menschen.«
    Ein anderer überaus wertvoller Aspekt des Wissens dieser Zauberer, der auch eine Konsequenz ihrer Fähigkeit war, den Energiefluß im Universum zu sehen, war die Entdeckung der menschlichen Energie-Konfiguration. Die menschliche Energie-Konfiguration war für sie ein Konglomerat von Energiefeldern, das von einer vibrierenden Kraft zusammengehalten wurde, die diese Energiefelder zu einer leuchtenden Energie- kugel formte. Für die Zauberer aus Don Juans Schule hat der Mensch eine längliche Gestalt, wie ein Ei, oder eine runde Gestalt, wie eine Kugel. Darum nannten sie die Menschen leuchtende Eier oder leuchtende Kugeln. Diese leuchtenden Gebilde hielten sie für unser wahres Selbst - wahr in dem Sinn, daß es in energetischer Hinsicht irreduzibel ist. Die Gesamtheit der menschlichen Ressourcen wird dafür aufgewandt, das wahre Selbst unmittelbar als Energie wahrzunehmen, und deshalb ist es irreduzibel.
    Die Schamanen entdeckten, daß es auf der Rückseite dieser leuchtenden Kugel einen Punkt von stärkerer Leuchtkraft gibt. Durch die Prozesse direkter Beobachtung von Energie fanden sie heraus, daß dieser Punkt der Schlüssel zum Vorgang der Umwandlung von Energie in Sinnesdaten und deren anschließender Interpretation ist. Aus diesem Grund nannten sie ihn den Montagepunkt und waren der Meinung, daß die Wahrnehmung dort zusammengesetzt, also montiert wird. Nach ihrer Beschreibung befindet sich der Montagepunkt hinter den Schulterblättern, etwa eine Armlänge davon entfernt.
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