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Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg
Autoren: Dave Luckett
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die ihres Ordens.
    Ser Silvus de Castro, dessen Knappe ich gewesen war, bevor der Orden meine Dienste beansprucht hatte, nickte zustimmend. Er war jetzt der Aufseher über meine Bußleistungen, was bedeutete, dass unser Verhältnis sich kaum verändert hatte. Ich griff wieder zur Schaufel.
    Wir hoben einen Graben aus, einen besonderen, tiefen und breiten Graben, der in einem Ring den Hügel umgab, auf dem die Sperrfeste stand. Wir hatten ihn so gegraben, dass die äußere Seite ungefähr acht Fuß steil abfiel, während die innere annähernd die gleiche Hangneigung aufwies wie der Burghügel. Niemand sollte darin Deckung vor den Geschossen finden, die von den Mauerzinnen geschleudert wurden. Der Graben hatte den Zweck, einen Massenangriff zu verlangsamen und aufzuhalten und das Heranführen von Belagerungsmaschinen zu verhindern. Nach Fertigstellung des Grabens wollten wir zugespitzte Pfähle in seinen Boden rammen. Der sehr steinige Boden war schwierig zu bearbeiten, aber die Einsicht in die Notwendigkeit stärkte unsere Entschlossenheit und Ausdauer. Spitzhacken konnten Felsen aufbrechen, wenn genug Muskelkraft sich mit der Bereitschaft zu schwitzen verband, und die Ordensschwestern und ihre zahlreichen Helfer hatten von beidem genug. Die meisten waren davon überzeugt, dass die Sperrfeste durch den Graben uneinnehmbar würde, aber ich teilte die Gewissheit nicht.
    Ich wischte mir die Stirn und ließ wieder die Spitzhacke niedersausen. Es hatte keinen Sinn, herumzustehen und mich zu erkälten. Ein kalter Wind wehte, doch kam er aus dem Westen vom Ozean, und es fehlte ihm die schneidende Schärfe des Winters. Der Frühling stand vor der Tür. Vor zwei Wochen hatte Tauwetter eingesetzt, und der Fluss, der zu Füßen des Burghügels durch das enge Tal rauschte, war vom Schmelzwasser angeschwollen und erfüllte die Luft mit lautem Tosen. Höher oben beim Orimentpass schrumpften die Schneefelder. Bald würden sie abgeschmolzen sein, und nicht viel später würde Fürst Nathan vom Stromland mit seinem Heer eintreffen, um seinem Herrschaftsbereich ein weiteres Stück der Erde einzuverleiben. Und um seiner Verärgerung Ausdruck zu verleihen. Er war verärgert über den Orden und über mich.
    Auf der Zufahrtstraße knirschte ein Fuhrwerk mit Viererzug vorbei den Hang zur Feste hinauf. Es war beladen mit kleinen Fässern, die das Flammensymbol des Ordens für flüssiges Feuer trugen. Wie verärgert er auch sein mochte, Nathan sollte vor der Sperrfeste einen warmen Empfang bekommen. Die Fuhrwerke mit Vorräten und Nachschub aller Art waren schon die ganze Woche über eingetroffen, vom ersten Tag an, als die ungepflasterten Straßen den schweren Verkehr tragen konnten. Die Schwester Kastellan war alle Tage von früh bis spät in den Vorratskellern und überwache die Einlagerung.
    Manches Mal wünschte ich, die Sperrfeste wäre so massiv und unüberwindlich, wie es die Feste Ys gewesen war. Aber diese mächtige Burg, Hauptstützpunkt und Mutterhaus des Ordens, war von diesem selbst abgebrochen worden. Ihre massiven Quader hatten viel Mana enthalten, das aus der Erde kommt und die Kraft ist, die Magie hervorbringt. Die Versuchung zum Missbrauch dieser Kraft war für die letzte Priorin, Merceda, zu stark gewesen. Sie hatte das Talent gehabt, und das Mana hatte sie gerufen. Zu ihrer eigenen Zerstörung.
    Magie vermag das. Sie kann talentbegabte Menschen zur Selbstzerstörung führen. Darum hatte der Orden die Festung Ys abgebrochen, obgleich sie die stärkste Festung auf Erden war. Der Orden gibt sich nicht mit halben Maßnahmen ab. Und Priorin Winterridge war eine echte Tochter des Ordens. Sie leitete jetzt die Verteidigung der Sperrfeste.
    Sie fühlte sich nicht erhaben über den Umgang mit Spitzhacke und Schaufel, aber im Augenblick leitete sie die Gefechtsübungen einer Abteilung ihrer Schwestern. Sie bewegten sich sehr langsam und vorsichtig in Dreierreihen die Zufahrt hinunter zum Tal, wo sich neben dem Fluss die einzige ebene Fläche im näheren Umkreis befand, eine Wiese, die der einzige Ort war, wo Nathan sein Heerlager errichten konnte. Sie mussten sich langsam und vorsichtig bewegen, denn jede von ihnen trug eine Augenbinde.
    Ich grunzte und warf eine weitere Schaufel voll zerbrochenen Gesteins auf die Brustwehr. Wenn die Sperrfeste belagert wurde, konnte es notwendig werden, dass die Garnison einen Ausfall machte, um die Zelte und Vorräte der Belagerer zu zerstören. Da Fürst Nathan mit großer Übermacht anrücken
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