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Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg
Autoren: Dave Luckett
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Norden, wo sie aus den Steinbrüchen in den Bergen gewonnen wurden. Die Grabsteine enthielten nur winzige Mengen der Kraft, aber ich nahm alles davon auf, als ich mich zwischen den Steinen weiterbewegte, legte die Hände an jeden größeren, den ich passierte. Ich würde jedes bisschen Kraft brauchen, das ich bekommen konnte.
    Und die Toten riefen mich wieder. Es war ein falsches Gefühl, schrecklich falsch, aber nicht halb so schlimm wie im Morgengrauen unter einem Galgen zu stehen und darauf zu warten, dass sie die Leiter wegstoßen. Aber ich konnte noch immer über die Friedhofsmauer auf der anderen Seite und wieder nach Süden laufen. Die Jagd musste sie vom Brückentor fortgelockt haben, und das könnte eine Gelegenheit bieten.
    Fackeln beim Eingang. Das Quietschen der schmiedeeisernen Torflügel. Nur weiter, zur östlichen Mauer.
    Aber ich stolperte über jemanden, einen Trunkenbold, der zwischen den Grabsteinen schlief und nun zu Tode erschrocken auftaumelte und mit heiserem Geheul in die Dunkelheit davon torkelte. Rufe von rückwärts. Ich rannte zur Mauer, aber auch dort waren Stimmen.
    Sie kamen auf mich zu. Doch so leicht sollten sie mich nicht fangen. Angst und Wut ergriffen jetzt von mir Besitz, und die Toten wisperten mir wieder ins Ohr, murmelten, liebkosten mich wie eine Mutter. Ich war voll Angst, aber nicht vor ihnen. Ich hatte Angst um mich selbst, und das sagte ich ihnen, und sie kamen mir zu Hilfe.
    Fackelschein streifte mich. Ein Ruf: »Dort!« Und ich fauchte durch die Zähne und rief.
    Eine Grabplatte bewegte sich knirschend zur Seite. Der Tote war ein Gerippe, das in knotigen gelben Knochen aus den morschen Fetzen seines Sterbegewandes platzte, als es sich erhob und aus seinem Loch stieg und auf die Soldaten zuging. Er fragte mich, was er tun solle, und ich sagte es ihm, und er streckte mit leerem Grinsen die Knochenhand nach dem ersten Gardisten aus. Der Mann schrie auf, ließ seine Fackel fallen und stürzte davon.
    Daran tat er gut. Ein Triumphgefühl brandete in mir auf. Das und der Kitzel wirklicher Macht. Grinsend schlenderte ich zur östlichen Mauer, während hinter mir Geschrei und Rufe durcheinander schallten. Ich erreichte die Mauer und suchte eine geeignete Stelle, sie zu überklettern. Den toten Mann ließ ich gehen und er sank wieder zur Erde.
    Mehr Soldaten kamen aus der Richtung des Eingangs, hatten ihre Fackeln weggelegt und schlichen zwischen den Grabsteinen näher, mich zu überwältigen. Wieder rief ich, dringender als zuvor, und ein Grab platzte auf wie ein Furunkel. Und der Tote brach daraus hervor und marschierte mit steifen Bewegungen auf sie zu, klappte mit dem Kiefer, streckte die Knochenhände nach ihnen aus, und sie flohen mit Angstgebrüll.
    Ich lachte. Das Bewusstsein der Macht strömte wie Feuer durch meine Adern. Ich lachte vor Freude und Verwunderung darüber, was ich mit meinem Talent vermochte, dann zog ich mich an der Mauer hinauf. Die Soldaten flohen vor mir wie dürre Blätter vor dem Herbstwind, und es hatte nichts mehr zu bedeuten.
    Ich griff nach der schmiedeeisernen Spitze über meinem Gesicht, und als ich die Mauerkrone erreichte, teilten sich die Zweige des Strauches neben mir, und ein schmales, schlaues kleines Gesicht schaute zu mir heraus. Der Mann schüttelte den Kopf.
    »Macht ist eine feine Sache«, sagte er. »Aber lass sie dir nicht zu Kopf steigen.« In einer jähen Anwandlung von Angst rief ich wieder um Hilfe, und ein Grab öffnete sich, aber der andere schüttelte nur den Kopf, beinahe bedauernd. »Zu spät, fürchte ich.« Ich sah noch seine Armbewegung, versuchte sie mit meinem hochgerissenen Arm zu parieren, aber das Bündel und der Umhang gerieten mir dazwischen, und im nächsten Augenblick explodierte die Nacht in Sternen und Dunkelheit.

KAPITEL II
WILL
    »… und schenke ihm Deinen Frieden und das Licht Deines Gartens. Erhöre mich, o Herrin der Barmherzigkeit, Göttin des Sieges.«
    Ich hob meinen Helm auf und stand auf. Niemand im Arbeitstrupp hatte auch nur mit der Wimper gezuckt, als das Mittagsläuten vom Bergfried der Sperrfeste ertönte, aber ich hatte die Schaufel aus der Hand gelegt und war auf die Knie gesunken. Ich sprach das kurze Gebet zur Göttin und erbat ihre Barmherzigkeit für die Seele eines Mannes, den ich ermordet hatte. Das war Teil meiner Buße. Auch einige der anderen, soweit sie Ordensschwestern waren, waren beim ersten Glockenklang des Mittagläutens niedergekniet. Aber ihre Gebete waren ihre eigenen oder
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